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MELDUNG/090: Mehr als 13.000 Menschen fordern ein Ende der weiblichen Genitalverstümmelung in Indonesien


Terre des Femmes - Pressemitteilung vom 10. Dezember 2014

Tag der Menschenrechte (10.12.)

Mehr als 13.000 Menschen fordern ein Ende der weiblichen Genitalverstümmelung in Indonesien



Berlin, 10.12.2014. Anlässlich des Tages der Menschenrechte übergaben heute Ingrid Staehle, TERRE DES FEMMS-Vorstandsfrau und Mitgründerin des Vereins, Katharina Kunze, Referentin zu weiblicher Genitalverstümmelung und VertreterInnen von Watch Indonesia! die Unterschriften der Petition "Genitalverstümmelung in Indonesien - Schutz statt Verharmlosung" dem indonesischen Botschafter in Berlin. Seit dem Start der Aktion am 6. Februar unterstützten über 13.000 Menschen aus 73 Ländern mit ihrer Stimme ein Verbot von Genitalverstümmelung (FGM) in Indonesien. Die Unterschriften wurden zeitgleich von unserer Partnerorganisation Kalyanamitra in Indonesien an die dortige Regierung übergeben.

In Indonesien sind etwa 100 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten, etwa zwei Millionen Mädchen sind jedes Jahr gefährdet. Der indonesische Rat der Islamgelehrten erklärte diesen Eingriff sogar zur religiösen Pflicht. Laut Unicef leben weltweit mehr als 140 Millionen Betroffene. Tatsächlich dürften es eher doppelt so viele sein, denn bisher werden nur Betroffene im Subsahararaum, Ägypten und Irak in den Statistiken erfasst.

Katharina Kunze, TERRE DES FEMMES: "Wir freuen uns, dass eine Vertreterin der Botschaft Indonesiens in Berlin die Unterschriften entgegennimmt und zum Gespräch bereit ist. Wir fordern die indonesische Regierung auf, internationale Verträge zum Schutz von Kinder- und Frauenrechten einzuhalten, diese in eigene Gesetze umzusetzen und Aufklärungskampagnen in der Bevölkerung durchzuführen. Trotz Unterzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention durch Indonesien werden Millionen Mädchen dort genitalverstümmelt - auch wenn der Botschafter Indonesiens Dr. Ing Fauzi Bowo dies bezweifelt. Genitalverstümmelung wird keinesfalls nur bei traditionellen religiösen Minderheiten praktiziert, wie Herr Bowo meint."

Entgegen den Aussagen von Herrn Bowo gibt es aussagekräftige Studien und eine valide Datengrundlage über weibliche Genitalverstümmelung in Indonesien. Studien von USAID und der University of Indonesia geben sogar an, dass regional bis zu 99 Prozent der Mädchen und Frauen betroffen sind. Die Regierung Indonesiens unternimmt bisher nicht alle notwendigen Schritte um bedrohte Mädchen zu schützen - im Gegenteil. Erst auf Grundlage von Informationen von TERRE DES FEMMES und Watch Indonesia! drängte der UN-Menschenrechtsrat Indonesien öffentlich zum Verbot von weiblicher Genitalverstümmelung! Zuvor wurde die Menschenrechtsverletzung vom indonesischen Gesundheitsministerium sogar empfohlen.

Basilisa Dengen, Geschäftsführerin von Watch Indonesia!: "Wir bedanken uns bei allen, die diese Kampagne durch ihre Unterschriften unterstützt haben. Wir haben festgestellt, dass weibliche Genitalverstümmelung in Indonesien offensichtlich noch nicht als Menschenrechtsverletzung verstanden wird. Aus diesem Grund fordern wir die indonesische Regierung auf, ein Gesetz zum Verbot von weiblicher Genitalverstümmelung in aller Form zu verabschieden."

Rena Herdiyani, stellvertrende Vorsitzende von Kalyanamitra, Indonesien: "Ich freue mich, dass viele Leute aus der ganzen Welt, insbesondere Deutsche, die Petition gegen weibliche Genitalverstümmelung in Indonesien unterzeichnet haben. Es zeigt die Solidarität mit Indonesiern, die gegen diese Menschenrechtsverletzung vorgehen. Durch die Unterschrift haben sich Menschen für eine bessere Zukunft indonesischer Mädchen und junger Frauen engagiert, die von der Praktik bedroht sind. Weibliche Genitalverstümmelung ist Gewalt gegen die Integrität des weiblichen Körpers, gegen die sexuellen und reproduktiven Rechte und gegen die Gesundheit."

ErstunterzeichnerInnen der Petition sind: Nina Hoss, Schauspielerin und Anti-FGM-Botschafterin von TERRE DES FEMMES, Christoph Strässer, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 10. Dezember 2014
Bundesgeschäftsstelle TERRE DES FEMMES e. V.
Brunnenstr. 128, 13355 Berlin
Telefon: 030 40504699-0, Fax: 030 40504699-99
E-Mail: info@frauenrechte.de
Internet: www.frauenrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Dezember 2014


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