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MELDUNG/021: TERRE DES FEMMES warnt vor Schnellschuss bei Beschneidungsgesetz und fordert Runden Tisch


Terre des Femmes - Pressemitteilung vom 19. Juli 2012

TERRE DES FEMMES warnt vor Schnellschuss bei Beschneidungsgesetz und fordert Runden Tisch



Berlin, den 19. Juli 2012. Im Rahmen der heutigen Sondersitzung des Bundestags befasst sich dieser auch mit der rechtlichen Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen. Ausgelöst hat die Beratung im Bundestag ein Urteil des Landgerichts Köln, welches am 26. Juni 2012 öffentlich bekannt wurde. In seinem Urteil hat das Gericht festgestellt, dass die aus religiösen Gründen auf Wunsch der Eltern an einem vierjährigen Jungen vorgenommene Beschneidung eine Körperverletzung darstellt.

Das Urteil hat eine heftige Debatte zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen der Vorhautbeschneidung aus religiösen Gründen bei minderjährigen Jungen ausgelöst. TERRE DES FEMMES begrüßt das Urteil des Landgerichts Köln, das der körperlichen Unversehrtheit Minderjähriger Vorrang vor dem Recht der Eltern auf Erziehung und freie Religionsausübung einräumt.

"Wir möchten den mit den Religionsgemeinschaften in Bezug auf Vorhautbeschneidung bei Jungen begonnenen Dialog, der in gegenseitigem Respekt geführt werden muss, weiter fortsetzen", so Irmingard Schewe-Gerigk, Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES.

"Wir befürchten", dass mit der heutigen Beratung im Bundestag ein juristischer Schnellschuss vorbereitet wird, der darauf abzielt, religiöse Vorhautbeschneidung bei Jungen möglichst schnell straffrei zu stellen", so Schewe-Gerigk weiter. "Wir fürchten, dass damit auch bestimmte Formen weiblicher Genitalverstümmelung mit legalisiert werden." Auf diese Gefahr hat auch Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger hingewiesen.

TERRE DES FEMMES fordert die Bundesregierung auf, jetzt nicht um des Rechtsfriedens willen Regelungen zulasten der Unversehrtheit von Kindern zu beschließen und schlägt die Einrichtung eines Runden Tischs "Körperliche Unversehrtheit von Kindern" mit allen Beteiligten vor. Seit knapp 30 Jahren setzt TERRE DES FEMMES sich für ein weltweites Ende weiblicher Genitalverstümmelung ein und fordert in Deutschland einen eigenen Straftatbestand zu dieser schweren Menschenrechtsverletzung wie ihn bereits zahlreiche europäische Staaten eingeführt haben.


TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Mädchen und Frauen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, persönliche Beratung, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. TERRE DES FEMMES klärt auf, wo Mythen und Traditionen Frauen das Leben schwer machen, protestiert, wenn Rechte beschnitten werden und fordert eine lebenswerte Welt für alle Mädchen und Frauen - gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei! Unsere Schwerpunktthemen sind Häusliche Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung, Frauenhandel, Zwangsprostitution und soziale Rechte für Arbeiterinnen. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Berlin.
Weitere Informationen finden Sie unter www.frauenrechte.de

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Quelle:
Pressemitteilung vom 19. Juli 2012
Bundesgeschäftsstelle TERRE DES FEMMES e. V.
Brunnenstr. 128, 13355 Berlin
Telefon: 030 40504699-0, Fax: 030 40504699-99
E-Mail: info@frauenrechte.de
Internet: www.frauenrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2012