Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → MEINUNGEN

OFFENER BRIEF/003: Mordechai Vanunu - Auch Friedensnobelpreisträgerinnen ergreifen Initiative (ILMR)


Internationale Liga für Menschenrechte - 26.11.2010

Freie Ausreise für Mordechai Vanunu aus Israel zur Entgegennahme der Carl-von-Ossietzky-Medaille am 12. Dezember in Berlin

Auch Friedensnobelpreisträgerinnen ergreifen Initiative:
Appell aus Hiroshima an den israelischen Staatspräsidenten Peres und Ministerpräsidenten Netanjahu


Hiroshima 14. November 2010

Betrifft: Freilassung Mordechai Vanunus

Sehr geehrte Herren Präsident Peres und Ministerpräsident Netanjahu,

wir schreiben Ihnen, um Sie zu bitten, Mordechai Vanunu vollständig und bedingungslos frei zu lassen und alle Einschränkungen seiner Bewegungsfreiheit aufzuheben.

Herr Vanunu verbrachte bereits 18 Jahre im Gefängnis dafür, dass er die internationale Gemeinschaft und das israelische Volk vor dem Kernwaffenpotential der israelischen Regierung gewarnt hatte. Seit seiner Entlassung 2004 blieben ihm viele grundlegende Rechte, einschließlich des Rechts auf Bewegungs-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit versagt. Im Oktober dieses Jahres wurden diese anhaltenden Einschränkungen vom Obersten Gerichtshof Israels auf der Basis gerechtfertigt, dass sein Wissen über Israels Kernwaffenforschung von vor mehr als 25 Jahren den Staat Israel weiterhin gefährde.

Und doch, Herr Vanunu ist nicht ein Feind des Staates Israel! Er ist eine mutige Einzelpersönlichkeit, deren Engagement für Menschenrechte und die Nichtverbreitung von Atomwaffen international anerkannt ist. Vor einigen Wochen wurde Herr Vanunu von der Internationalen Liga für Menschenrechte für die Verleihung der angesehenen Carl-von-Ossietzky-Medaille 2010 ausgewählt. Diese Auszeichnung wird alljährlich zu Ehren Carl von Ossietzkys vorgenommen, der als deutscher Pazifist wegen seines entschiedenen Widerstands gegen das Nazi-Regime in Konzentrationslager verbracht und eingesperrt wurde.

Wenn wir uns in Japan zum Gipfeltreffen der Friedensnobelpreisträger versammeln, erinnern wir uns an die unmenschliche Verwüstung, die durch die Bombardierungen von Hiroshima und Nagasaki verursacht wurden. Wir zollen dem Engagement von Einzelpersönlichkeiten Anerkennung, die sich wie Mordechai Vanunu dem Ziel verschrieben haben, die Welt von der Bedrohung durch Kernwaffen zu befreien, damit sich eine solche Verwüstung nie wieder ereigne.

In diesem Sinne bitten wir Sie eindringlich sicher zu stellen, dass die Beschränkungen, die Herrn Vanunu auferlegt sind, unverzüglich aufgehoben werden, damit er Israel verlassen und seine Medaille am 12. Dezember 2010 in Berlin entgegennehmen kann.

Hochachtungsvoll

Betty Williams, Friedens-Nobel-Preis 1979
Mairead Maguire, Friedens-Nobel-Preis 1979
Rigoberta Menchu Tum, Friedens-Nobel-Preis 1992
Jody Williams, Friedens-Nobel-Preis 1997
Shirin Ebadi, Friedens-Nobel-Preis 2003
Wangari Maathai, Friedens-Nobel-Preis 2004


*


Mairead Corrigan Maguire:

"Wir können darauf hinarbeiten, Atomwaffen und Krieg zu delegitimieren und ihre Ursachen zu beseitigen.

Wir können den Aufruf zur vollständigen Verwirklichung der uni-, bi- und multilateralen Schritte zur atomaren Abrüstung unterstützen, auf die sich die Unterzeichnerstaaten des Atomwaffensperrvertrags auf der Überprüfungskonferenz 2010 im Aktionsplan geeinigt haben.

Wir können Israel ermutigen, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen und sich an der, von der UNO vorgeschlagenen Weltkonferenz für einen atomfreien Mittleren Osten zu beteiligen.

Wir können Nuclear Whistleblowers (Atom-Mahner) unterstützen und für ihre Freiheit wirken - insbesondere für Mordechai Vanunu, jenem israelischen Nuclear Whistleblower, dem nach 25 Jahren weiterhin verboten ist, mit Ausländern zu sprechen und Israel zu verlassen.

Wir können Hoffnung aus der Tatsache schöpfen, das 189 Staaten den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet haben sowie, dass eine verifizierbare Atomwaffenkonvention technisch, rechtlich und politisch machbar ist, wenn sie durch die Nürnberger Prinzipien untermauert wird, nach denen die Drohung mit und Nutzung von Atomwaffen illegal und kriminell ist." (Auszug)  

Mairead Corrigan Maguire: Die Rolle der Zivilgesellschaft hinsichtlich eines Endes von Atomwaffen und Krieg
Rede auf dem II. Gipfel der Trägerinnen und Träger des Friedensnobelpreises in Hiroshima, Japan November 2010


*


Quelle:
InternationaIe Liga für Menschenrechte
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Tel.: 030 - 396 21 22, Fax: 030 - 396 21 47
E-Mail: vorstand@ilmr.de
Internet: www.ilmr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2010