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FREE GAZA/021: Telefoninterview mit Annette Groth (scharf-links)


scharf-links - 25. Mai 2010

"Die IDF (Israel Defense Forces) hat angekündigt die Flottille zu blockieren, die Versorgungsgüter in den belagerten Gazastreifen bringen will."

Telefoninterview von Thomas Mitsch mit MdB Annette Groth,
menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE,
z. Zt. auf Kreta zu ihrer Teilnahme an der internationalen Flottille "Free Gaza"

Ann Wright, ehemalige US-Kongressabgeordnete und MdB Annette Groth (2. von rechts) starten von Kreta mit der Flottille nach Gaza - Foto: privat von Annette Groth

Thomas Mitsch: Annette du bist gerade auf Kreta. Was machst du gerade?

Annette Groth: Eigentlich wollten wir von Zypern aus starten. Aus organisatorischen Gründen und weil die Zyprioten politischen Druck aus Israel erhalten, sind wir jetzt hier in Kreta mit zwei Schiffen vor Anker. Im Moment haben wir ein Training zur Vorbereitung wie man sich verhält, sollte es zu Konfrontationen mit israelischen Sicherheitskräften kommen. Andererseits weiß man auch noch nicht, wie sich die Behörden von Palästina verhalten werden. Wir sind 5 Deutsche darunter auch meine Kollegin Inge Höger, abrüstungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. Insgesamt sind wir hier in Kreta ca. 50 Teilnehmer aus 7 Nationen, die aus den USA, Malaysia, Irland, Norwegen, Holland, Belgien und Deutschland kommen. Übrigens kommen 1/5 der Spendengelder für die Flottille von Juden aus den USA. Auch Journalisten sind mit an Bord u.a. aus den USA. Morgen früh soll es losgehen.

T.M.: Die Flottille mit Hilfsgütern gegen die völkerrechtswidrige Blockade Gazas besteht aus 8 Schiffen. Wo sind die anderen Schiffe?

A.G.: 1 Passagierschiff mit 600 Personen kommt aus der Türkei zusammen mit 2 Cargoschiffen, die medizinische Hilfsgüter wie Medikamente, Rollstühle sogar ein Röntgengerät, Zementsäcke, anderes Baumaterial, Fertighäuser und Lehrmaterial geladen haben. Auch Gewürze, die an der Grenze Palästinas nicht durchgelassen wurden und typisch für die einheimischen Gerichte sind, und sogar "Kinderschuhe" die laut israelischen Angaben "sicherheitsrelevante Güter" sind. 2 Schiffe kommen von Griechenland und 1 Frachtschiff "MV Rachel Corrie" ist seit dem 15. Mai aus Irland unterwegs und wird gerade in Portugal beladen. Insgesamt sollen so 10000 Tonnen Fracht mit dringend benötigten Hilfsgütern zu den Menschen in Gaza gebracht werden.

T.M.: Warum wird die Blockade von Gaza als völkerrechtswidrig bezeichnet?

A.G.: "Nach Artikel 55 und 56 des Vierten Genfer Abkommens über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten hat Israel die Pflicht, die Versorgung der Bevölkerung in Gaza mit Nahrungs- und Arzneimitteln sowie die Aufrechterhaltung der medizinischen Infrastruktur mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln sicherzustellen. Als Kollektivstrafe gegen die Zivilbevölkerung verletzt die Blockade auch Art. 33 des Abkommens. DIE LINKE fordert die Aufhebung dieser völkerrechtswidrigen Blockade."

T.M.: Wo und wie wollt ihr in Gaza an Land?

A.G.: Das wissen wir selber nicht und wird aus sicherheitsrelevanten Gründen vorerst auch nicht bekannt gegeben.

T.M.: Ihr erwartet Widerstand aus Israel. Was ist passiert, oder besser gesagt wurde gedroht?

A.G.: Die IDF (Israel Defense Forces) hat ihre Entscheidung angekündigt die Flottille zu blockieren, die Versorgungsgüter in den belagerten Gazastreifen bringen will. Außerdem wollen uns ca. 15 Boote mit israelischen Siedlern "begrüßen" und uns auch daran hindern, nach Gaza zu kommen. Wir freuen uns über den Appell der irischen Regierung an die israelische Regierung, sie möge die Sicherheit der Passagiere und der Fracht auf ihren Weg in den belagerten Gaza-Streifen gewährleisten. Der irische Botschafter in Tel Aviv, Breifne O'Reilly, suchte diese Woche das israelische Außenministerium auf, um eine friedliche Lösung für die sichere Lieferung der Hilfsgüter zu ermöglichen.

T.M.: Danke für das Interview und passt auf Euch auf.



25.05.2010 Wernau/Kreta

Annette Groth, menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE
Thomas Mitsch ist Landessprecher der LAG roter reporter/innen BaWü

URL: http://www.scharf-links.de/40.0.html?&tx_ttnews[cat]=25&tx_ttnews[tt_news]=10415&tx_ttnews[backPid]=9&cHash=7d3aa23f71


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2010