Attac Deutschland - Pressemitteilung
Frankfurt am Main, 30. September 2015
EU-Kapitalmarktunion: Wunschkonzert der Finanzbranche
Neue Finanzkrise wird wahrscheinlicher - keine Antwort auf Wirtschaftskrise
EU-Kommissar Jonathan Hill wird heute in Brüssel den Aktionsplan für die Europäische Kapitalmarktunion vorlegen. Damit soll der europäische Finanzmarkt integriert und die Rolle der Finanzmärkte in der Unternehmensfinanzierung - vor allem bei Klein und Mittelunternehmen (KMU) - ausgebaut werden.
Für das globalisierungskritische Netzwerk Attac dient der Plan vorrangig dazu, der europäischen Finanzbranche neue Profitquellen zu eröffnen. Er erhöht damit das systemische Risiko im Finanzsektor und bietet keine Antwort auf die Wirtschaftskrise.
"Der Ausbau der Unternehmensfinanzierung über Kapitalmärkte - etwa über Schattenbanken wie Hedgefonds - führt nur zur weiteren Aufblähung des Finanzsektors und noch weniger kontrollierbaren Risiken", sagte Detlev von Larcher von der bundesweiten Attac-Arbeitsgruppe Finanzmärkte und Steuern. Statt Schattenbanken zu fördern, sei die Rückführung der Banken auf ihr Kerngeschäft, die Verwaltung von Spareinlagen und Vergabe von Krediten, nötig
Hills Plan sieht vor, "hochwertige Verbriefungen" - das bedeutet die Bündelung von Krediten zu handelbaren Finanzprodukten - zu fördern. Investoren sollen für diese Produkte weniger Kapitalreserven halten müssen, wenn sie die Qualitätskriterien der EU-Kommission erfüllen. Detlev von Larcher: "Die Verbriefung von Krediten war zentraler Auslöser der Finanzkrise 2008. Diese Instrumente nun zu fördern und sanfter zu regulieren, ist verantwortungslos und macht eine neue Finanzkrise noch wahrscheinlicher. Verbriefungen und andere Derivate müssen strenger reguliert und teilweise abgeschafft werden - hier passiert genau das Gegenteil."
Ebenfalls problematisch ist laut Attac, dass die Verfügbarkeit von Mitteln für Unternehmen am Kapitalmarkt stark prozyklisch wirkt. In Boomphasen werden damit Blasenbildungen verstärkt, in Krisenzeiten fehlt es erst recht an Kapital für Investitionen. Eine sicherere und langfristigere Finanzierung der Wirtschaft könnten mit der richtigen politischen Regulierung dagegen traditionelle Geschäftsbanken viel besser bereitstellen.
Auch die Behauptung, die EU könnte durch mehr Finanzprodukte für KMU aus der Krise kommen, ist für Attac absurd. Detlev von Larcher: "Die Probleme der europäischen Wirtschaft sind der überdimensionierte Bankensektor, der Standortwettbewerb sowie Armut und Arbeitslosigkeit als Folge der Kürzungspolitik. KMU haben ganz andere Sorgen als Zugang zu Geld von Pensions- oder Hedge-Fonds. KMU müssen als Vorwand für eine Politik herhalten, die nur den Großen nützt."
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Quelle:
Pressemitteilung vom 30.09.2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2015
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