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BERICHT/324: Das Ende des Krieges ist nicht das Ende des Krieges (Forum Pazisfismus)


Forum Pazifismus Nr. 41/42 - I-II. Quartal 2014
Zeitschrift für Theorie und Praxis der Gewaltfreiheit

Das Ende des Krieges ist nicht das Ende des Krieges
Wiederholte Gewalterfahrungen in Kriegen und ihre Konsequenzen

von Manfred Pappenberger


Eine "schreckliche Statistik" titelte die Süddeutsche Zeitung bereits im Mai 2010 und die taz schrieb im Januar 2013 "Letzter Ausweg Selbstmord". Beide Zeitungen beziehen sich in ihren Schlagzeilen auf die steigende Zahl der verübten Suizide von Soldaten und ehemaligen Soldaten in Kriegseinsätzen. Weiterhin zeigt sich, dass bei Soldatinnen und Soldaten nach ihrer Rückkehr in die Heimat vielschichtige persönliche und soziale Probleme bei der privaten und gesellschaftlichen Wiedereingliederung auftreten. Als extremste Folgen in diesem Zusammenhang sind vielfältige Gewalthandlungen bis hin zu Mord festzustellen.

Zweifelsohne haben Gewalterfahrungen im Krieg die Menschen verändert und mit ihnen in der Folge auch die Gesellschaften. Vor dem Hintergrund bereits eingetretener und noch zu erwartender individueller Erkrankungen sollen die Entstehungsbedingungen für psychische Erkrankungen aufgezeigt werden. Stellvertretend für andere psychische Krankheiten wie Angststörungen oder Depressionen wird hier insbesondere PTBS (posttraumatische Belastungs-Störung) behandelt.

Die Ausführungen enden mit der These, dass aggressive bzw. autoaggressive Gewalthandlungen infolge psychischer Erkrankungen insbesondere dann auftreten, wenn der militärischen Intervention die völkerrechtliche Legitimation und/oder die gesellschaftliche Glaubwürdigkeit und damit der gesellschaftliche Rückhalt abgeht.

Historische Erfahrungen - Vormoderne

Psychische Schädigungen sind keine neuartigen Begleiterscheinungen neuzeitlicher Kriegshandlungen bzw. militärischer Aktionen. Vermutlich haben sich die Menschen schon immer mit den Konsequenzen psychischer Gewalterfahrungen beschäftigt. Schon Homer beschreibt in seinem antiken Kriegsepos "Ilias" (Krieg um Troja im 7. Jahrhundert v. Chr.) die menschlichen und gesellschaftlichen Deformationen, die Krieg und Gewalterlebnisse bewirken können.

Ebenso war in der Vormoderne der Zusammenhang zwischen traumatischen Gewalterfahrungen in Kriegen und aggressivem bzw. autoaggressivem Verhalten bekannt. So wurde von der sonst üblichen Praxis eines unehrenhaften Begräbnisses für Menschen, die Suizid begingen, häufig Abstand genommen, wenn es sich dabei um ehemalige Soldaten handelte.

Gleichzeitig herrschte bei den Betroffenen die religiöse Auffassung vor, im Falle eines Suizids auf ewig im Fegefeuer schmoren zu müssen. Deshalb töteten sie oftmals hilflose Personen, um dann wegen Mordes zum Tode verurteilt zu werden und nicht selbst Hand an sich legen zu müssen.(1) Heutzutage wird dieses Phänomen als "suicide by cop" bezeichnet.(2) Auch hier ist als Motiv für Gewalthandlungen indirekter Suizid festzustellen, wenn z.B. Kriegsveteranen Menschen bedrohen oder töten bzw. Polizisten provozieren, um von ihnen erschossen zu werden.

Die hohe Suizidrate bei (ehemaligen) Soldaten führte bereits im 18. Jahrhundert zu ersten wissenschaftlichen Untersuchungen in Preußen.(3) Da die besorgniserregenden Befunde das klassische Bild vom tapferen und starken Soldaten konterkarierte, wurden die Ergebnisse weitgehend unterdrückt bzw. ignoriert.

Historische Erfahrungen - Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg (1914-1918), der als menschliche Katastrophe eines technisierten Maschinenkriegs interpretiert werden kann, kamen insbesondere in den vernichtenden Materialschlachten und durch das sinnlose Massensterben in den Schützengräben 10 bis 15 Millionen Menschen ums Leben. Darüber hinaus gab es eine extrem große Zahl von Kriegskrüppeln sowie Soldaten mit zutiefst erschütterten Seelen - so genannte "Kriegszitterer".

Anders als die Kriegsversehrten, die eine physische Verletzung erlitten hatten, wurden diejenigen mit einer psychischen Schädigung häufig als Simulanten diskriminiert und erfuhren somit eine doppelte Opferrolle.

Die Symptomatik der psychisch kranken Soldaten war zwar offensichtlich, allerdings verhinderte auch hier der militärische Wertekanon, der Vorbild einer ganzen Gesellschaft war, eine angemessene Deutung. "Es hat den Anschein, als sei der damalige Umgang mit psychisch Verletzten tief in das kollektive Bewusstsein unserer Gesellschaft, aber auch das der Soldatinnen und Soldaten selbst eingedrungen. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass sich nach wie vor zu viele scheuen, sich gegenüber Kameraden über ihre Befindlichkeit zu äußern oder einem Psychotherapeuten anzuvertrauen."(4) Für die Bundeswehr ergab eine vom Deutschen Bundestag im Jahr 2009 in Auftrag gegebene repräsentative Querschnitt-Studie der TU Dresden, die so genannte "Dunkelzifferstudie", dass fast jeder zweite an PTBS erkrankte Bundeswehrsoldat nicht erkannt wird und unbehandelt bleibt (Dunkelziffer: 45 Prozent).(5) Hierzu wurden 1483 Soldatinnen und Soldaten mit und als Kontrollgruppe 889 ohne Auslandseinsatz befragt. 49,2 Prozent aller Soldatinnen und Soldaten mit Auslandseinsatz berichteten von mindestens einem, 13 Prozent von mehr als drei traumatischen Ereignissen.(6)

Historische Erfahrungen - Zweiter Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) mit seinen unbeschreiblichen, kaum verstellbaren Gräueltaten hinterließ unzählige seelisch Verwundete. Allerdings fanden die Kriegsheimkehrer zu Hause eine völlig andere Gesellschaftssituation vor: Zwar mussten auch die Menschen im Ersten Weltkrieg mit den Auswirkungen des Krieges leben - Hunger und Entbehrungen, Angst um ihre Angehörigen - doch schon die bis dato nie gekannten Opferzahlen in Höhe von 52 bis 56 Millionen Menschen zeigen, dass der Zweite Weltkrieg eine kollektive Erfahrung war: Eine ganze Gesellschaft hatte auf irgendeine Weise extreme Gewalt erfahren.

Um die Dimension der Kriegserlebnisse erfassen zu können, müssen sie zum einen erzählt werden. Doch diejenigen, die am meisten darüber wissen, reden am wenigsten darüber. Ob traumatische Erfahrungen bewältigt werden können, hängt zum anderen in ganz entscheidender Weise davon ab, inwieweit die Gesellschaft ein Interesse an diesen Erfahrungen entwickelt, ob man sie - quasi in einem therapeutischen Diskurs - anderen mitteilen bzw. gemeinsam beschweigen kann (ein "kommunikatives Beschweigen"(7) führt zu keiner Zerstörung des Gefühls, was recht ist), oder ob man mit seinen Leiden mehr oder weniger allein bleibt. Nur wenn es gelingt, die Erlebnisse und Ereignisse zu rekonstruieren und zu kontextualisieren, wird es ein besseres Verständnis von PTBS mit Präventions- und Therapiemöglichkeiten geben. Bleibt das Leiden isoliert, weil es keinen sozialen Raum gibt, die Gewalterlebnisse zu kommunizieren, ist die Wahrscheinlichkeit, ein aggressives bzw. autoaggressives Verhalten zu entwickeln, besonders hoch.

Historische Erfahrungen - Vietnam-Krieg oder freundliches Desinteresse

Die US-Vietnamsoldaten spürten ab einem gewissen Zeitpunkt keine gesellschaftliche Rückendeckung mehr für ihr militärisches Handeln.(8) In einer ähnlichen Situation befinden sich die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan. Die Rückkehr erfolgt in eine Gesellschaft, die gekennzeichnet ist durch ein "freundliches Desinteresse" (Ex-Bundespräsident Horst Köhler) an der Bundeswehr und einer Mehrheit, die den Isaf-Einsatz mittlerweile ablehnt. 38 Prozent, so das Ergebnis der Bevölkerungsumfrage des Sowi von 2012, befürworten den Einsatz in Afghanistan, während sich eine Mehrheit von 55 Prozent dagegen ausspricht. Im Jahr 2008 gab es noch umgekehrte Mehrheitsverhältnisse (63 % dafür und 34 % dagegen).(9)

Die zunehmende Entkoppelung von Militär und Gesellschaft beruht im Wesentlichen auf der veränderten militärischen Ausgangslage nach der Beendigung des "Kalten Krieges" 1990, die durch den Übergang von einer Landesverteidigungs- zu einer globalen Interventionsarmee gekennzeichnet ist. Hatte während des "Kalten Krieges" insbesondere im Falle eines Atomkrieges noch eine Risikogemeinschaft zwischen Soldaten und Zivilgesellschaft bestanden, so löst sie sich unter den Bedingungen der derzeitigen Auslandseinsätze dahingehend auf, dass nurmehr der Soldat das alleinige Risiko trägt. Die Bundeswehr wird zunehmend als Dienstleistungsunternehmen (Verstaatlichung des Militärs(10) wahrgenommen, das die Ziele einer ebenfalls seit 1990 fundamental veränderten Sicherheitspolitik zu erfüllen hat. Sicherheit wird heutzutage nicht mehr nur als militärische Bedrohung, sondern in einem umfassenden Sinn definiert. Sicherheitspolitisch bedeutsam sind neben den "Neuen Kriegen"(11) und dem internationalen Terrorismus auch Risiken, die sich aus sozialen oder Ökologischen Ursachen ergeben (z.B. Flüchtlingsströme durch Klimawandel oder Armut) oder die im Zusammenhang mit der reibungslosen Versorgung mit lebenswichtigen Rohstoffen entstehen. Die Reduzierung der Streitkräfte von knapp 500.000 vor 1990 auf etwa 185.000 Soldatinnen und Soldaten und der damit einhergehende Rückzug der Bundeswehr aus der Fläche und die geringere familiäre Betroffenheit führt ebenfalls dazu, dass die Erfahrungswelten zwischen Soldaten und Bürgern mehr und mehr auseinanderdriften.

Die heimkehrenden Soldatinnen und Soldaten empfinden eine moralische Verstörung, ein Gefühl, von der Gesellschaft im Stich gelassen zu werden oder für die eigenen Leiden und Entbehrungen keine entsprechende gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten. Dieser "Verrat an dem, was recht ist" (Shay), führt zu einem Prozess der Verfestigung der seelischen Schäden.

Auswirkungen von Kriegen

Die langfristigen sozialen, ökonomischen und psychischen Auswirkungen von Kriegen auf den einzelnen Menschen und die Gesellschaft werfen mannigfaltige Fragen auf. Wie geht eine Gesellschaft mit diesen langfristigen Folgeerscheinungen eines Krieges, insbesondere mit PTBS um? Welche Möglichkeiten bietet der Staat den Heimkehrern an, um ihnen den Weg in die Gesellschaft zurück zu ebnen? Welche finanziellen Unterstützungen und beruflichen Wiedereingliederungshilfen gibt es? Welche Auswirkungen haben die Kriegserlebnisse auf Beziehungen, auf Scheidungsraten und häusliche Gewalt? Werden die Kriegsheimkehrer gesellschaftlich diskriminiert und entwickeln sich zu Außenseitern? Versuchen sie ihre Kriegserinnerungen mit Alkohol, Drogen und/oder Psychopharmaka zu betäuben? Führen die Gewalterlebnisse zu suizidalem und/oder zu kriminellem Verhalten? Ist das Gesundheitssystem für die spezifischen Gesundheitsproblematiken der Kriegsheimkehrer vorbereitet und ausgerüstet? Schon aus dieser unvollständigen Auflistung möglicher Problembereiche für Kriegsheimkehrer ist zu ersehen, dass die Wiedereingliederung eine schwierige, äußerst komplexe gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellt.(12)

Für die Bundesrepublik Deutschland ist zu konstatieren, dass verantwortliche (Sicherheits-)Politiker und Militärs häufig nur Reagierende in einem Prozess darstellen, den sie selbst (mit)initiierten und der seit dem Afghanistan-Einsatz im Dezember 2001 eine ungeheure Dynamik erfuhr. Der Isaf-Einsatz der Bundeswehr entwickelte sich zu einer bis dahin nicht gekannten massiven quantitativen und qualitativen Ausweitung militärischer Interventionen, für die die bundesrepublikanische Gesellschaft aufgrund ihrer spezifischen Historie und die Bundeswehr in vielen Bereichen nicht vorbereitet war. So stellt der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages noch im Jahre 2011 große Lücken im Ausrüstungsbereich fest. "Inzwischen verfügen die deutschen Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan über eine zwar größere, aber immer noch nicht ausreichende Anzahl für den konkreten Einsatz geeigneter geschützter Fahrzeuge."(13)

Erst allmählich wurden durch die Verabschiedung des Gesetzes zur Verbesserung der Versorgung bei besonderen Auslandsverwendungen (Einsatzversorgungs-Verbesserungsgesetz vom Dezember 2011) die Hilfsmaßnahmen erweitert, die finanziellen Entschädigungsleistungen erhöht und die Voraussetzungen zur beruflichen Wiedereingliederung verbessert.(14) Doch noch immer hapert es an der Umsetzung. Viele Bundeswehr-Gutachten sehen keinen Anhalt für eine einsatzbedingte PTBS-Diagnose. Damit beginnt für die Betroffenen ein weiterer mühsamer Kampf - diesmal gegen das eigene Land, die eigene Institution.(15) Es ist ein zäher, energieaufwändiger Kampf um jedes Detail - Energie, die die meisten nicht mehr haben und bei den Betroffenen ein Gefühl provoziert, mit ihrer ganzen Person einstehen zu müssen und gleichzeitig nur halbherzig unterstützt zu werden. "Halbheiten im Umgang mit PTBS, das lehrt die amerikanische Vietnam-Erfahrung, tragen selbst zur Verfestigung der Symptomatik bei."(16)

Im Jahre 2010 wurde am Bundeswehrkrankenhaus Berlin ein Forschungs- und Behandlungszentrum für Psychotraumatologie und posttraumatische Belastungsstörungen eingerichtet, um die anwendungsorientierte Forschung weiterzuentwickeln und mit der klinischen Versorgung und Rehabilitation zu vernetzen. Zuvor hatte Reinhold Robbe, der damalige Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages, in vielen seiner Berichte noch explizit gravierende Mängel im Sanitätsbereich beschrieben: "Umfassende Hilfen für traumatisierte Soldaten sind in der Bundeswehr trotz der seit Jahren bestehenden zunehmenden Problematik aber erst im Aufbau."(17) Noch immer sind im Sanitätsbereich deutliche Personalengpässe vorhanden.

PTBS und die Folgen

Da eine Wechselbeziehung zwischen den sozio-kulturellen Lebensbedingungen eines Menschen und der Art und Weise, wie insbesondere psychische Krankheitsbilder wahrgenommen werden, besteht, sind psychische Störungen weniger eine Krankheit, sondern vielmehr ein Deutungsmuster. Als psychisch krank wird definiert, was von Normen abweicht und gegen bestimmte Regeln verstößt. Normen sind aber einerseits nicht statisch und sie sind je nach kulturellem Hintergrund verschieden. Wo die Grenze zwischen normalen Reaktionen auf belastende Lebensereignisse und einer psychischen Störung verläuft ist fließend und vom jeweiligen historischen, kulturellen und gesellschaftspolitischen Kontext abhängig. Schon Ernst Bloch wusste, dass Krankheit nicht nur ein medizinischer, sondern vorwiegend gesellschaftlicher Begriff und somit ein sozio-kulturelles Konstrukt ist, das definiert wird. Von diesem Krankheitsverständnis und/oder den ökonomischen Grundlagen ist dann auch die jeweilige Therapie abhängig. So gelten Menschen mit seelischen Schäden im von Bürgerkriegswirren heimgesuchten Somalia als verhext und werden in Ermangelung anderer Heilungsmöglichkeiten dauerhaft angekettet, wie die Psychotraumatologin Maggy Schauer in einem schockierenden Bericht beschreibt.(18)

Aufgrund der Tatsache, dass die Bundeswehr erst nach der Überwindung des Kalten Krieges Auslandseinsätze durchführt,(19) ist es sinnvoll, Staaten zu betrachten, die über wesentlich längere Zeiträume Erfahrungen mit militärischen Interventionen haben. Daraus lassen sich wichtige Erkenntnisse über mögliche Konsequenzen und gesellschaftliche Entwicklungen ableiten.

Eine umfangreiche Längsschnitt-Studie mit knapp 300.000 US-Veteranen, die zwischen 2002 und 2008 im Irak bzw. in Afghanistan eingesetzt waren, ergab bei weit über einem Drittel der Veteranen eine psychische Erkrankung, 17,4 Prozent litten an einer Depression und 21,8 Prozent an PTBS.(20)

Als Konsequenzen einer PTBS-Erkrankung werden im Folgenden aggressive bzw. autoaggressive(21) Verhaltensweisen unterschieden.

Autoaggressives Verhalten

Im Jahre 2012 starben 349 US-Soldaten durch eigene Hand und damit mehr als durch Kampfhandlungen in Afghanistan. 2011 hatte die Zahl der Selbsttötungen noch 301 betragen, im Jahr 2010 lag sie bei 295.

Dabei betont das US-Verteidigungsministerium, dass die Anzahl der Suizide bei US-Soldaten nicht höher sei, als die Zahl der Selbsttötungen in der US-amerikanischen Gesamtbevölkerung. So lag die Suizidquote in der Altersgruppe der 17- bis 60-Jährigen Militärs bei 17,5, in der Gesamtbevölkerung hingegen bei 25 pro 100.000 Einwohner.(22)

Werden hingegen nur die US-Kriegsveteranen betrachtet, entsteht ein völlig anderes Bild. Gemäß einer Untersuchung von Frederic C. Blow et al. ergab sich für Veteranen im Zeitraum von 2000 bis 2007 eine Suizidrate zwischen 34,3 und 39,8 pro 100.000 Einwohner (Männer zwischen 36,4 und 43,1; Frauen zwischen 9,8 und 13,7) - also deutlich über der Gesamtbevölkerungsquote.(23)

Trotz Beendigung des Irakkrieges und eines angekündigten Rückzugs der US-Truppen aus Afghanistan verweist die erneute Erhöhung der Suizidzahlen auf ein Phänomen, das in der PTBS-Forschung immer offensichtlicher wird: Eine psychische Erkrankung führt nicht zwangsläufig und unmittelbar zu aggressivem bzw. autoaggressivem Verhalten, sondern kann erst viele Jahre nach dem aktiven Militäreinsatz zum Ausbruch kommen.

Erhärtet wird diese These durch die Tatsache, dass mit über 58.000 Opfern die Zahl der Vietnam-Veteranen, die sich selbst getötet haben, inzwischen höher ist, als die Zahl der US-amerikanischen Soldaten, die im 1975 beendeten Vietnamkrieg gefallen sind.(24)

Sicherlich sind die Hintergründe und Motive von Suiziden äußerst vielschichtig und komplex, so dass die Reduzierung auf einen Faktor als Entstehungsursache von suizidalem Verhalten wissenschaftlich bedenklich ist. Allerdings lassen die vorhandenen Daten zumindest einen engen Zusammenhang zwischen Militärdienst und suizidalem Verhalten als naheliegend erscheinen.

Aggressive Gewalttaten

Immer wieder kommt es zu erschütternden Meldungen über Amokläufe oder sonstige Bluttaten von Soldaten bzw. ehemaligen Soldaten.

Jüngstes Beispiel hierfür ist der Amoklauf eines Marine-Reservisten, der im September 2013 auf einem Washingtoner Marinestützpunkt zwölf Menschen erschoss, bevor er selbst erschossen wurde.(25)

Im Mai 2013 wurde der US-Soldat John M. Russell wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte 2009 im US-Militärlager Camp Liberty bei Bagdad/Irak kurz vor seiner Rückkehr in die USA in einem Militärkrankenhaus für Soldaten mit kriegsbedingten psychischen Problemen fünf Kameraden erschossen.(26)

Im November 2009 hatte der US-Militärpsychiater Nidal Hasan auf der Militärbasis in Fort Hood in Texas/USA 13 Menschen erschossen und 42 z.T. schwer verletzt. Hasan stand kurz vor seiner Entsendung nach Afghanistan.(27)

Gibt man im Internet die Suchanfrage "Soldaten wegen Mordes verurteilt" ein, erscheinen fast 500.000 Treffer, viele doppelt oder teilweise aus länger zurückliegenden Kriegen, aber dennoch eine extrem hohe Anzahl.

Leider gibt es hierüber wenig systematische Forschungsarbeiten.

Anfang 2013 veröffentlichte das Londoner King's College alarmierende Zahlen hinsichtlich der Gewaltbereitschaft britischer Soldaten.(28) Die Studie mit einer Datenbasis von knapp 14.000 Personen kommt zu dem Ergebnis, dass Männer mit direkter Kampferfahrung eine um 53 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit besitzen, gewalttätig zu werden - bei mehrfachen und/oder lang andauernden Kampfeinsätzen sogar ein um bis zu 80 Prozent erhöhtes Risiko.

Mehr als 20 Prozent der jungen britischen Soldaten, die im Irak bzw. in Afghanistan im Einsatz waren, wurden nach ihrem Militärdienst wegen Gewaltdelikten verurteilt. Demgegenüber kam es lediglich bei 7 Prozent ihrer Altersgruppe ohne Militärdienst zu Verurteilungen wegen Gewalttaten.

Zu ähnlich besorgniserregenden Zahlen kommt eine Studie der britischen Vereinigung der Bewährungshelfer (Napo - National Association of Probation Officers) aus dem Jahre 2009. Danach sind mehr als 20.000 britische Veteranen nach ihrer aktiven Militärzeit mit dem Gesetz in Konflikt geraten. 8.500 davon wurden zu Gefängnisstrafen und 12.000 zu Bewährungsstrafen bzw. zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt.(29)

In den USA saßen 2009 über 140.000 Kriegsveteranen in Gefängnissen ein, mindestens 100.000 Veteranen waren obdachlos und familiär entwurzelt. Es ist zu befürchten, dass ein Großteil der Gewalthandlungen im sozialen Nahbereich, insbesondere in der Familie verübt wird und sich damit relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit im Privaten vollzieht.

Die Studie kommt weiterhin zu dem Ergebnis, dass Gewaltdelikte insbesondere bei jungen Männern aus den unteren Armeerängen auftreten. Dabei ist davon auszugehen, dass gerade untere Soldatenränge mit unmittelbaren Kampferlebnissen konfrontiert werden und von daher besonders gefährdet sind. "Die Armee wählt keine schachspielenden Chor-Jungen aus. Sie sucht sich Leute aus, die oft aus einem schwierigen und aggressiven Umfeld kommen und am ehesten dort in der Armee landen, wo tatsächlich gekämpft wird."(30)

Entstehungsbedingungen für PTBS

Tödliche Gewalt auszuüben ist nicht nur Teil der Ausbildung, sondern insbesondere bei Armeen in Kampfeinsätzen praktisches Berufsziel und berufliche Realität. Die Wunschvorstellung, dass die Soldatinnen und Soldaten nach ihrer Rückkehr wieder als unscheinbares Gesellschaftsmitglied funktionieren gerät immer mehr zur Illusion. Wenn Sie jemanden zum Töten ausbilden, müssen Sie ihn dazu bringen, mental einen Schalter umzulegen. Das Problem ist, dass er nach der Rückkehr ins zivile Leben nicht wieder ausgeschaltet wird."(31)

Wenn Soldaten nicht mehr loswerden, was sie im Krieg erlernt und erlebt haben, kommen viele nach Beendigung des Krieges im Frieden nicht mehr klar. Betroffene erzählen, dass sie sich wie scharfe Munition fühlen.

Exzessive Gewalt gegen sich und andere infolge einer PTBS und anderen psychischen Schädigungen ist keine zwangsläufige Verhaltensweise nach grausamen, emotional stark belastenden Erlebnissen bei Militäreinsätzen, sondern abhängig vom Kontext der Gewalterfahrungen, der Anzahl der militärischen Kampfeinsätze und von den gesellschaftlichen Bedingungen, die Soldatinnen und Soldaten bei ihrer Rückkehr vorfinden.

Zudem besteht. ein statistischer Zusammenhang zwischen späteren Gewaltdelikten und einer Gewaltgeschichte bereits vor der Militärzeit. An dieser Stelle sind die militärischen Einstellungs- und Entsendungsverfahren zu überdenken.

Als weiterer entscheidender Prädikator für die Entstehung einer einsatzbedingten psychischen Störung erwies sich jedoch laut der Langzeitstudie der TU Dresden(32) das Vorhandensein einer psychischen Erkrankung bereits vor der Entsendung in einen militärischen Einsatz. Die Gruppe der unerkannt vorbelasteten Soldatinnen und Soldaten besitzt demnach ein 4-6-fach erhöhtes Risiko, an einer neuen einsatzbezogenen psychischen Störung zu erkranken. 20 Prozent der Einsatzkräfte werden nach der Dresdener Studie mit einer manifesten psychischen Störung in einen Einsatz geschickt, ohne dass sie von der Bundeswehr oder von sich selbst als solche erkannt würden. "Für die Bundeswehr ergibt sich daraus die Herausforderung eines verbesserten klinisch-diagnostischen Screenings vor Einsätzen, um bereits vor dem Einsatz bestehende psychische Störungen zu erkennen."(33)

Auch an diesem Punkt hinkt das Verteidigungsministerium den Einsatzrealitäten hinterher, denn aktuell gibt es lediglich ein Pilotprojekt, in dem psychologische Verfahren zur Erkennung von bereits bestehenden psychischen Erkrankungen entwickelt werden (Screening).

Zwar entwickeln auch 1 bis 3 Prozent der Katastrophenhelfer eine PTBS,(34) allerdings werden in der Folgezeit keine oder nur sehr selten aggressive bzw. autoaggressive Verhaltensweisen beschrieben. Gleichzeitig sind die Schranken, psychotherapeutische Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen, deutlich geringer ausgeprägt als bei Armeeangehörigen.

Dagegen ergibt sich insbesondere für US-Soldaten aufgrund ihrer langen und wiederholten Kampfeinsätze ein deutlich höheres PTBS-Risiko von 15 bis 20 Prozent.

Für die Bundeswehr besteht laut der Dresdener Studie eine Quote von 2,9 Prozent PTBS-Fällen bei Soldatinnen und Soldaten des Isaf-Einsatzes in Afghanistan (12-Monats-Prävalenz). Allerdings entwickelt sich eine PTBS zeitverzögert, oftmals erst lange nach dem traumatisierenden Ereignis, so dass die Soldatin oder der Soldat schon nicht mehr Angehöriger der Bundeswehr sein kann und nicht mehr in der offiziellen Statistik auftaucht (vgl. Tabelle 1). "Das Spezifische am Trauma sind die Langzeitfolgen wie bei Opfern von sexuellem Missbrauch oder Folter, weshalb die Verjährungsfrist aufgehoben wurde. Auch beim kollektiven Geschichts-Trauma des Holocaust spielt die Nachträglichkeit eine entscheidende Rolle; es hat bis in die 1980er-Jahre gedauert, bis die schmerzhaften und entwürdigenden Erfahrungen der Opfer erzählbar wurden und ihnen allgemein Gehör geschenkt wurde."(35)

 Tabelle 1 Gesamtbehandlungen in Bundeswehrkrankenhäusern von 
 Soldatinnen und Soldaten mit PTBS 
Jahr
1996-2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
PTBS
348
100
121
83
149
245
466
729
922
1143
1100

Quelle: bundeswehr.de, Stand 30. September 2013


Des Weiteren weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass Angst-, depressive- und somatoforme Störungen sowie Erschöpfungssyndrome angesichts der Konzentration auf das Krankheitsbild PTBS nicht vernachlässigt werden dürfen. In diesem Zusammenhang sind insbesondere Angststörungen (3,6 Prozent), affektive Störungen (insbesondere Depressionen, 1,8 Prozent) und Alkoholstörungen (1,5 Prozent) zu nennen.(36)

Auch die Diagnose PTBS selbst führt nicht zwangsläufig zu exzessiven Gewalttaten, erst wenn sie mit einer Gewaltgeschichte im Vorfeld ihrer Militärzeit korreliert, besteht ein hohes Risiko. Die empirischen Daten lassen befürchten, dass eine vorhandene Gewaltbiographie durch eine Militärdienstzeit noch wesentlich verstärkt wird bzw. dadurch überhaupt erst zum Ausbruch kommt, insbesondere wenn die Soldaten Gewalterfahrungen in Kampfeinsätzen erleben mussten. Doch auch ohne Kampfeinsätze sind Soldatinnen und Soldaten einem wesentlich größeren Risiko ausgesetzt, personale körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt zu erfahren, als im zivilen Leben.(37) Viele Soldaten, so auch Anthony Marquez, der wegen Mordes zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde, sind sich sicher, dass sie nicht zu Mördern geworden wären, wenn sie sich nicht im Krieg an das Töten gewöhnt hätten.(38)

Durch die steigende Zahl aggressiven und autoaggressiven Verhaltens von Soldaten und Kriegsveteranen ist die häufig praktizierte offizielle Darstellung als Einzelfallproblematik nicht mehr aufrecht zu erhalten. Langsam setzt sich selbst in der US-amerikanischen Gesellschaft, die ein besonders intensives Verhältnis zu "ihrer army" besitzt, die Erkenntnis durch, dass es sich bei gewalttätig gewordenen (Ex-)Soldaten um "casulties of war" - um Kriegsopfer handelt, die behandlungsbedürftig sind.

Doch nach wie vor vermitteln die Armeen dieser Welt, dass eine militärische Karriere nur für starke Persönlichkeiten offen steht.(39) In diesem Zusammenhang muss das System Armee dem einzelnen Soldaten noch viel stärker vermitteln, dass es kein Zeichen von Schwäche ist und die Karrierechancen nicht mindert, wenn Soldaten sich helfen lassen. "Psychische Störungen wie PTBS müssen genauso wie körperliche Verletzungen akzeptiert werden und dürfen nicht zu beruflichen Nachteilen für die betroffenen Soldatinnen und Soldaten führen."(40)

Doch in der Bundeswehrrealität nehmen betroffene Soldatinnen und Soldaten nach wie vor massive Barrieren wahr, die eine Offenbarung ihrer psychischen Leiden und eine Hinwendung zum medizinischen System verhindern.(41)

Da soziale Unterstützungsmaßnahmen zu deutlich besseren Behandlungsergebnissen von PTBS-Betroffenen führen, empfehlen Sian Thrasher et al. in ihrer Studie, die Behandlungskonzeptionen von PTBS-Erkrankten um soziale Aspekte zu erweitern(42)

Legitimation, Glaubwürdigkeit und PTBS

Militärische Einsätze auch und gerade in demokratischen Gesellschaften müssen gegenüber ihren Mitgliedern legitimiert werden. Bis heute gelten dabei die Grundsätze einer erfolgreichen Kriegspropaganda, wie sie der US-amerikanische Politikwissenschaftler Harold D. Lasswell bereits nach dem Ersten Weltkrieg formuliert hat. "Die psychologischen Widerstände gegen Krieg sind in modernen Nationen so groß, dass jeder Krieg als Verteidigung gegen einen bösartigen, mörderischen Aggressor erscheinen muss. Es darf keinen Zweifel geben, wogegen sich der öffentliche Hass zu richten hat. Der Krieg darf weder als Folge eines bestimmten weltweiten Systems der internationalen Beziehungen oder der Dummheit oder Böswilligkeit der herrschenden Klassen erscheinen, sondern nur als Folge der Habgier des Feindes. Schuld und Unschuld müssen geographisch beurteilt werden können, und die ganze Schuld muss auf der anderen Seite der Grenze liegen. Um den Hass der Menschen zu mobilisieren, muss der Propagandist dafür sorgen, dass alle Geschehnisse auf die Schuld des Feindes hinweisen."(43)

Um die Bevölkerung von der Notwendigkeit eines militärischen Einsatzes zu überzeugen, werden häufig Angst- und Bedrohungsgefühle in der Gesellschaft erzeugt, indem ein besonders bösartiger, vor nichts zurückschreckender Gegner beschrieben wird. Zum Aufbau eines klaren Feindbildes werden so genannte "Black words" wie z.B. Unterdrückung, autoritäres Regime, Tyrannei, Fundamentalismus, Diktator etc. benutzt. So formulierte CIA-Chef John Brennan, langjähriger Experte für Terrorbekämpfung und Architekt des US-amerikanischen Drohnenkriegs, als entscheidenden Vorteil des ferngesteuerten Tötungsapparates "die chirurgische Genauigkeit, die Möglichkeit, mit laserscharfer Präzision diesen krebsartigen Tumor zu entfernen, der sich Al-Quaida-Terrorist nennt, und das darum liegende Gewebe so wenig wie möglich zu beschädigen."(44)

Doch gerade in Kriegszeiten lassen sich Informationen für den Einzelnen nur äußerst schwer auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen, da die Live-Berichte der so genannten "eingebetteten Journalisten" (embedded journalists) der militärischen Zensur unterliegen.

Auch die modernen Massenkommunikationsmittel haben am System der Kriegslügen nichts Grundsätzliches verändert. So bleibt die Wahrheit das erste Opfer eines Krieges, bietet das World Wide Web doch Vielfältige Möglichkeiten, um die globale öffentliche Meinung innerhalb eines "Informations- und Propagandakriegs" im Sinne des eigenen strategischen Interesses zu manipulieren. Diesem Aspekt kommt eine hohe Bedeutung zu, wird doch gerade durch die digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien im Internet das Erstellen von fingierten Beweisen und eigenen Darstellungen wesentlich vereinfacht und ermöglicht die erwünschte Rechtfertigung für einen militärischen Angriff gegen einen (Schurken-!)Staat selbst dann, wenn der einen anderen Kriegsgrund nicht liefert.(45)

Demgegenüber wird der Zweck der eigenen Handlungen insbesondere militärische Interventionen mit "White words" gerechtfertigt. Hierzu zählen u.a. Freiheit, Menschenwürde, Sicherheit, Gerechtigkeit oder Frieden. Zudem wird der Bevölkerung suggeriert, es handle sich um einen zeitlich kurzen Einsatz mit nur geringen eigenen Verlusten.

Es ist von daher nicht verwunderlich, dass Gesellschaften dazu neigen, eine medienpolitisch gezielt vorbereitete militärische Intervention anfangs mehrheitlich zu befürworten, insbesondere dann, wenn sie dem Schutz der Menschenrechte dienen oder eine humanitäre Hilfe darstellen. Sollte sich jedoch im Verlauf des Krieges herausstellen, dass die Motive doch nicht so edel sind wie behauptet, hat dies weitreichende Konsequenzen. Denn im Gegensatz zu legalen Verteidigungskriegen bzw. als gerecht empfundenen militärischen Interventionen, die Völkermord oder Menschenrechtsverletzungen zu unterbinden versuchen oder im Einklang mit dem Völkerrecht stehen, führen Einsätze mit überwiegend machtpolitischen Motiven und/oder Methoden, die die eigenen Ziele und Werte konterkarieren (z.B. brutale Kriegswirklichkeit, zivile Opfer), zu einer deutlichen Verringerung der ursprünglichen Zustimmung und damit zu einer Distanzierung von der gesamten militärischen Operation.

In letzter Konsequenz führt die zunehmende Entfremdung zum Verlust der moralischen Rückendeckung und des gesellschaftlichen Rückhalts, so dass heimkehrende Soldatinnen und Soldaten mit ihrem psychischen Leid verstärkt allein und isoliert bleiben und ein Prozess der Verfestigung ihrer seelischen Erkrankungen bewirkt wird. Nach Jan Philipp Reemtsma entwickelt ein Traumasein destruktives Potenzial insbesondere dann, "wenn das soziale Umfeld des Traumatisierten unfähig ist, mit dem Trauma umzugehen, dem Traumatisierten nicht zuteil werden lässt, was er als gerecht empfindet, ihn gar stigmatisiert oder diskriminiert."(46)

Historische Beispiele für eine zunehmende kritische Hinterfragung eines militärischen Eingreifens durch Bekanntwerden neuer Realitäten - z.B. durch Medienberichte und neuerdings auch durch Enthüllungsplattformen wie WikiLeaks - gibt es viele: So kippte die Stimmung in der amerikanischen Gesellschaft im Vietnamkrieg, der von offizieller Seite als US-amerikanisches Engagement und Solidarität mit Süd-Vietnam im Kampf gegen den Kommunismus geschildert wurde, als unzensierte Bilder die Brutalität und Grausamkeiten der eigenen Armee dokumentierten (Massaker von My Lai); im völkerrechtlich illegalen Kosovokrieg 1999 (Selbstmandatierung der Nato), der u.a. mit Bildern und Berichten über ein KZ im Fußball-Stadion von Pristina, mit serbischen Massakern in Rugovo und Raczak sowie dem so genannten "Hufeisenplan", der systematischen Vertreibung der albanischen Zivilbevölkerung aus dem Kosovo legitimiert wurde, die sich jedoch im Laufe der Zeit immer häufiger als Übertreibungen, Täuschungen bis hin zu gezielten Manipulationen der Öffentlichkeit erwiesen; im Irakkrieg 2003 (zweiter Golfkrieg) als sich herausstellte, dass die im UN-Sicherheitsrat vom damaligen US-Außenminister Colin Powell vorgebrachten Beweise über die Existenz irakischer Massenvernichtungswaffen unzutreffend waren; im Afghanistankrieg seit 2001, der - um das Wort "Krieg" zu vermeiden - anfangs lediglich als Einsatz eines besseren technischen Hilfswerk erscheinen sollte. Ein Wendepunkt im Afghanistan-Einsatz markierte insbesondere die Bombardierung eines Tanklastzuges im September 2009 in Kundus, als viele Zivilisten, darunter Frauen und Kinder getötet wurden.

Macht und Moral

Begründen eklatante Menschenrechtsverletzungen nicht eine Art außergesetzlichen Notstand und damit zusammenhängend ein bewusstes Übertreten geltenden (Völker)Rechts durch militärisches Eingreifen als ultima ratio? Jürgen Habermas spricht in diesem Zusammenhang vom "kosmopolitischen Recht einer Weltbürgergesellschaft" und Ulrich Beck hat den Begriff des "militaristischen Humanismus" geprägt.(47)

Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) sagte, er habe nicht nur "Nie wieder Krieg" gelernt, sondern auch, dass Auschwitz nie wieder sein dürfe.

Das Völkerrecht wurde durch einen Beschluss fast aller Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen im Jahre 2005 um die "Schutzverordnungs-Doktrin" ("Responsibility to Protect-Doktrin, R2P") erweitert. Danach muss jeder Staat seine Bürger vor schwersten Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen wie Völkermord, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder ethnischen Säuberungen schützen. Sind die Regierungen hierzu nicht in der Lage oder sind sie selbst die Ursache dieser Verbrechen, geht die Verantwortlichkeit auf die internationale Staatengemeinschaft über.

Damit rückt das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt des Völkerrechts, weil sich kein Staat mehr auf seine einzelstaatliche Souveränität berufen kann.(48)

Nach Tzvetan Todorov ist jedoch die Anwendung des R2P-Prinzips zwangsläufig selektiv, weil Menschenrechtsverletzungen sehr gehäuft vorkommen und ein Eingreifen nicht überall möglich ist. Deshalb werden politische Freunde geschont, während gegen Staaten oder Organisationen, deren Politik den eigenen Interessen zuwiderläuft, massiv vorgegangen wird. Ein ethisches Dilemma ergibt sich zudem aus dem militärischen Eingriff selbst, mit seinen unvermeidlichen Zerstörungen und Opfern auch und gerade unter der Zivilbevölkerung. "Hat man das Recht, 100 Menschen zu töten, um zehn zu retten?"(49)

Das internationale Phänomen der humanitären Intervention ist durchaus sinnvoll, muss aber das diesem neuen Kriegstypus immanente Missbrauchspotenzial hinlänglich eingrenzen. Es ist ein hoher Preis, zum Schutz von Moral militärische Gewalt zu enttabuisieren und zu entgrenzen. "Die moralische Legitimierung von Kriegen allein reicht nicht aus, um die Entwicklung zu einer globalen Humanisierung zu fördern; sonst droht, wie Ulrich Beck erkannte, die militärische Intervention zur Quelle eines neuen Kreuzrittertums der Menschenrechte zu werden."(50)

Eine Bilanz für die Bundeswehr, inwieweit militärische Interventionen tatsächlich den propagierten Zielen zweckdienlich sind, fällt weitgehend ernüchternd aus.(51)

Deshalb sind strenge Bedingungen an einen humanitären Militäreinsatz festzulegen, die nur durch die internationale Staatengemeinschaft erfolgen kann. Auf keinen Fall darf sich ein Staat oder eine Organisation wie die Nato selbst ein Mandat zur Intervention erteilen.

"Wer hingegen Begriffe wie Menschenrechtsverletzungen, Freiheit oder humanitäre Katastrophe lediglich als Alibifunktion eigener machtpolitischen Interessen missbraucht, macht sich unglaubwürdig und konterkariert seine eigenen Norm- und Wertesysteme. Wer den Sicherheitsbegriff in einer einseitigen, völlig überhöhten und wirklichkeitsfremden Art und Weise missbraucht, instrumentalisiert ein legitimes gesellschaftliches Bedürfnis nach Sicherheit für eigene aggressive Zwecke.

Eine Ausrichtung der Sicherheitspolitik auf militärische Einsätze zum Zwecke der Sicherung wirtschaftlicher Interessen führt zu einem Recht des Stärkeren anstatt zu einer Stärkung des Rechts und zu einer Militarisierung der Außenpolitik. Eine solche Politik lässt Werte wie Gerechtigkeit, fairer Interessenausgleich und internationale Solidarität zu zynischen Worthülsen verkommen.

Auch im Völkerstrafrecht kann dem Westen durchaus "zweierlei Maß"(52) bescheinigt werden.

Wieviel Unrecht verträgt ein Rechtsstaat? Ideale, deren Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung die militärische Intervention angeblich dient, werden durch Namen und Begriffe wie Abu Ghraib, Guantanamo oder Foltergefängnisse rund um den Globus zerstört und radikalisieren nicht nur die Menschen in den betroffenen Gesellschaften, sondern konterkarieren die eigenen Zielsetzungen mit der Folge einer deutlichen Distanzierung der eigenen Bevölkerung.

Die Theorie der "shifting baselines" zeigt, welche dramatischen Auswirkungen eine schleichende Verschiebung des rechtlichen und sozialen Referenzrahmens haben kann.(53)

Der Verlauf einer PTBS ist in besonderer Art und Weise vom gesellschaftlichen Umgang damit bestimmt. So trägt ein "freundliches Desinteresse" ebenso zur Verfestigung von PTBS bei, wie mangelnde soziale und therapeutische Fürsorge, kurzatmige Sinnstiftungen, wie z.B. die Einführung eines Veteranentages (Ex-Verteidigungsminister Thomas de Maiziere, CDU) oder mangelnde Zustimmung, fehlende Legitimation bzw. Unglaubwürdigkeit des Einsatzes. Damit völker- und/oder menschenrechtliche Probleme nicht auf dem Rücken der Soldatinnen und Soldaten ausgetragen werden, müssen Soldatinnen und Soldaten zumindest die Gewissheit haben, dass der jeweilige Einsatz völker- und/oder menschenrechtlich einwandfrei abgesichert ist.

"Wir mögen uns über den Sinn oder Unsinn der Einsätze uneinig sein, aber es besteht eine gemeinsame öffentliche Verantwortung für die Folgeschäden - in den Einsatzländern (bei den Kriegsopfern) und auch bei den Einsatzsoldaten."(54)

"Moralische Verletzungen stellen einen Kernbestandteil eines jeden Fronttraumas dar, das zu einer lebenslangen psychischen Schädigung führt. Gewöhnlich können sich Veteranen von Schrecken, Furcht und Trauer erholen, wenn sie ins Zivilleben zurückkehren, es sei denn, zusätzlich wurde auch noch gegen "das was recht ist" verstoßen."(55)

Zweifelsohne sind grausame Kriegserlebnisse ursächlich für psychische Erkrankungen, insbesondere von PTBS. Doch alle beschriebenen Faktoren und Prozesse, die zu einer Verfestigung von PTBS beitragen, implizieren die Gefahr, dass aggressive und autoaggressive Gewalthandlungen in die eigene Gesellschaft zurückschlagen. Aufgabe einer kritischen Zivilgesellschaft ist es, die sozialen, ökonomischen und vor allem menschlichen Kosten deutlich zu machen, denn hohe politische Kosten verringern die Wahrscheinlichkeit von militärischen Interventionen - übrigens die wirkungsvollste Präventionsstrategie.

Ende 2014 wird die Internationale Schutz- und Unterstützungstruppe Isaf fast vollständig aus Afghanistan abziehen. Für viele wird der Krieg mit diesem Datum nicht zu Ende sein.


Manfred Pappenberger ist Dozent für politische Bildung am Bildungszentrum Bad Staffelstein. Er vertritt in diesem Beitrag lediglich seine persönliche Meinung.


Anmerkungen

(1) Vgl. hierzu die Untersuchung gerichtsmedizinischer Fallsammlungen im Umfeld des Großen Nordischen Krieges (1700-1720) sowie des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) in: Lorenz, Maren (1999)

(2) Vgl. Heubrock, Dietmar (2009)

(3) Vgl. Kästner, Alexander (2007)

(4) Bald, Detlef et al. (2012), S. 6

(5) Vgl. Wittchen, Hans-Ulrich et al. (2012)

(6) Zu Art und Häufigkeit von traumatischen Ereignissen vgl. Tabelle 4: Häufigkeit von Einsatzereignissen für Soldaten mit Auslandseinsatz, in Wittchen, Hans-Ulrich et al. (2012)

(7) Vgl. Lübbe, Hermann (2007)

(8) Vgl. Shay, Jonathan (1998)

(9) Vgl. Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr (2012), S. 31

(10) Vgl. Wiesendahl, Elmar (2007), S. 162 f,

(11) Der Begriff "Neue Kriege" ist in der politikwissenschaftlichen Diskussion nicht unumstritten, Er beschreibt, dass gegenwärtige Kriegsereignisse durch eine Dominanz privater, nichtstaatlicher Akteure gekennzeichnet sind und sich bisherigen staatszentrischen Erklärungsansätzen entziehen. Der Begriff geht zurück auf die Studien zum Krieg in Ex-Jugoslawien von Mary Kaldor (2000). Im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff durch Herfried Münkler etabliert, vgl. hierzu Münkler, Herfried (2002, 2006).

(12) Vgl, hierzu eine der wenigen Studien von: Bieber, Benjamin (2007)

(13) Deutscher Bundestag (2011), S. 15

(14) Neben bürokratischen Erleichterungen wurde u.a, die einmalige Entschädigungszahlung von 80.000 auf 150.000 Euro erhöht und der Stichtag auf den 01.07.1992 zurückdatiert.

(15) Vgl. Timmermann-Levanas, Andreas/Richter, Andrea (2010)

(16) Naumann, Klaus (2009), S. 33

(17) Deutscher Bundestag (2009), S. 46

(18) Vgl. Schauer, Maggy/Martin, Peggy (2011)

(19) Die ersten größeren Einsätze führte die Bundeswehr im Rahmen von UN-Missionen 1992-1993 in Kambodscha und 1993-1994 in Somalia durch,

(20) Seal, Kuren H./Metzler, Thomas J. et al. (2009)

(21) Innerhalb dieses Aufsatzes wird nur der Suizid als extremste Form autoaggressiven Verhaltens behandelt, während 2,13. Alkohol; Drogen- und Psychopharmaka-Missbrauch unberücksichtigt bleiben,

(22) Vgl. Süddeutsche Zeitung vom 15.01.2013

(23) Vgl. Blow, Frederic C. et a1, (2012), S. 100

(24) Vgl. Eine schreckliche Statistik, in: Süddeutsche Zeitung vom 17.05.2010

(25) Vgl. Frankfurter Rundschau vom 18.09.2013, S. 7

(26) Vgl. Kameradenmord - Soldat muss lebenslang in Haft, in: Die Welt vom 17.05.2013

(27) Vgl. Zeit-online vom 28.08.2013

(28) MacManus, Deirdre et al. (2013)

(29) Vgl. Volkery, Carsten (2009)

(30) Simon Wessely, Mitautor der Studie von MacManus, Deirdre et al. (2013) in einem BBC-Interview, zit. nach Spiegel-online "Junge Kriegsveteranen neigen oft zu Gewalttaten" vom 15.03.2013

(31) Johnson, Tracey (Veterans in prison) in einem Interview der Zeitung "Sun", zit. nach Volkery, Carsten: Verroht und verurteilt, in: Spiegel-online vom 25.09.2009

(32) Vgl, Wittchen, Hans-Ulrich (2013)

(33) ders, (2013)

(34) Nach Informationen der BundesPsychotherapeutenKammer entwickelt jede zehnte professionelle Rettungskraft nach einem Katastropheneinsatz Symptome einer PTBS.

(35) Assmann, Aleida (2011), S. 190

(36) Vgl. Wittchen, Hans-Ulrich (2013)

(37) Vgl. Lenz, Hans-Joachim et al. (2004), S. 182

(38) Vgl. Süddeutsche Zeitung vom 28.07.2009, S. 2

(39) Vgl. die Studie von Langston, Victoria et al. (2010) und die Untersuchung von Charles W. Hoge et al. (2004)

(40) Deutscher Bundestag (2010), S. 55

(41) Vgl. Wittchen, Hans-Ulrich (2013)

(42) Vgl. Thrasher, Sian et al. (2010)

(43) Lasswell, Harold D. (1927), S. 47, eigene Übersetzung

(44) Vortrag von John Brennan: Effizienz und Ethik der US-Antiterror-Strategie, zit. nach Süddeutsche Zeitung vom 08.01.2013, S, 2. In der Kriegspropaganda wird der Gegner sprachlich häufig als Un-Mensch, als Bestie und Tier oder eben als Krebsgeschwür bezeichnet.

(45) Vgl. Wette, Wolfram (2009)

(46) Reemtsma, Jan Philipp (1996), S. 57

(47) Vgl. Habermas, Jürgen (1999) und Beck Ulrich (2004)

(48) Inwieweit es sich bei dieser Doktrin um eine verbindliche Rechtsnorm des Völkerrechts handelt, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt. (49) Tzvetan Todorov (2012), S. 373

(50) Bald, Detlef (2000), S. 22

(51) Vgl. Brehm, Maybritt et al. (2012), insbesondere Kapitel 4, Bundeswehreinsätze auf dem Prüfstand, S. 91-184

(52) Vgl. Kaleck, Wolfgang (2012)

(53) Welzer, Harald (2005) und ders. (2008), insb. S. 214 ff

(54) Naumann, Klaus (2009), S. 33

(55) Shay, Jonathan (1998), S. 55



Literatur

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Wittchen, Hans-Ulrich: Prävalenz, Inzidenz und Determinanten von traumatischen Ereignissen, PTBS und anderen psychischen Störungen mit und ohne Auslandseinsatz, Pressekonferenz vom 26.11.2013

*

Quelle:
Forum Pazifismus - Zeitschrift für Theorie und Praxis der
Gewaltfreiheit
Nr. 41/42 - I-II. Quartal 2014, S. 36 - 44
Herausgeber: Internationaler Versöhnungsbund - deutscher Zweig,
DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen)
mit der Bertha-von-Suttner-Stiftung der DFG-VK,
Bund für Soziale Verteidigung (BSV) und Werkstatt für Pazifismus,
Friedenspädagogik und Völkerverständigung PAX AN
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2015

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