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AKTION/053: Zapfenstreich für die Bundeswehr (ZivilCourage)


ZivilCourage Nr. 5 - Dezember 2015/Januar 2016
Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK

Zapfenstreich für Bundeswehr
60. Gründungstag der Bundeswehr: Potpourri aus Preußentum, Wehrmachtsfetischismus und "Einsatzbereitschaft".

Von Frank Brendle


Beim 60. der Bundeswehr wurde einem wieder mal klargemacht, woran man mit der Truppe ist: Mit Pauken und Trompeten wurde der 60. Jahrestag der Armeegründung gefeiert. Vor dem Berliner Reichstagsgebäude marschierten abends einige Hundert Soldatinnen und Soldaten auf, Fackelträger inklusive. Zuschauen durfte, wie in Berlin üblich, nur, wer zuvor handverlesen zugelassen wurde, in diesem Fall waren es 2500 Claqueure, von Angehörigen des Wachbataillons bis zu Bundespräsident Gauck.

Die Wahl des Zeremoniells - des Großen Zapfenstreiches - ist schon ein Statement für sich, stammt es doch aus Zeiten der preußischen Militärherrlichkeit. In seine heutige Form gegossen wurde es in den 1830er Jahren. Ziemlich speziell ist auch die traditionelle Bewaffnung, die das Wachbataillon zu diesem "feierlichen" Zweck mit sich führt: Der für die Wehrmacht hergestellte Karabiner 98k. Der hat nämlich so ein spezielles Knackgeräusch, das beim Präsentieren besonders gut rüberkommt - so begründete die Bundesregierung schon zum 50. Jahrestag die Verwendung dieses Gewehres - also nicht gerade in der Hochzeit demokratisch-parlamentarischer Bestrebungen. Das Potpourri aus preußisch-faschis tischen Elementen wurde dann verbal durch Hochrufe auf die "Parlamentsarmee" ergänzt, die Bundestagspräsident Norbert Lammert abfeuerte. Die Verteidigungsministerin nutzte die Gelegenheit ihrer Ansprache, um das Publikum auf die Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes einzustimmen: Es gelte, den Nato-Partnern die deutsche "Verlässlichkeit" zu beweisen.

Die Berliner DFG-VK-Aktiven hatten mit einigen anderen linken und antimilitaristischen Initiativen ein Protestbündnis gegründet. Dem Aufruf zur Demo schlossen sich zwar nur rund 300 Personen an, aber es war immerhin ein Kontrapunkt zur ansonsten ungestörten Militärfeier.

Besonders hervorhebenswert die Redebeiträge zweier ausländischer Redner: Ein Vertreter der afghanischen Solidaritätspartei warf der Bundeswehr vor, genauso zur Zerstörung seines Landes beizutragen wie Taliban und die afghanische Regierung, und ein Flüchtling aus Syrien verwies auf die Rüstungslieferungen der Industriestaaten als Ursachen von Krieg und Flüchtlingsbewegungen.


Frank Brendle ist Redakteur der ZivilCourage und aktiv im DFG-VK-Landesverband Berlin-Brandenburg.

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Quelle:
ZivilCourage Nr. 5 - Dezember 2015/Januar 2016, S. 18
Das Magazin für Pazifismus und Antimilitarismus der DFG-VK
Herausgeberin: Deutsche Friedensgesellschaft -
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen e.V. (DFG-VK)
Werastraße 10, 70182 Stuttgart
Redaktion: ZivilCourage, Werastraße 10, 70182 Stuttgart
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Erscheinungsweise: zweimonatlich, sechs Mal jährlich
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Einzelheft: 2,30 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Januar 2016

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