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BERICHT/033: Verleihung des 10. Bremer Solidaritätspreises


peace brigades international - Internationale Friedensbrigaden -
pbi Rundbrief 01/06

Verleihung des 10. Bremer Solidaritätspreises

Die kolumbianische Menschenrechtsverteidigerin
Schwester Carolina wird für ihr Engagement ausgezeichnet


Die Franziskaner-Schwester CAROLINA PARDO JARAMILLO ist Psychologin und eine herausragende Vertreterin der christlichen Menschenrechtsorganisation "Justicia y Paz" (Gerechtigkeit und Frieden), die seit 1994 von pbi begleitet wird. Diese Gruppe orientiert sich an den internationalen Menschenrechten und dem christlichen Charakter der Menschenwürde. Schwester Carolina arbeitet als direkte Betreuerin und Begleiterin von dörflichen Gemeinden in der Region Chocó, Kolumbien. Hier begleitet und berät, ermutigt und unterstützt sie die Ärmsten der Armen, die unter Unterdrückung und Verfolgung leiden. SEBASTIAN RÖTTERS, ehemaliger Kolumbien-Freiwilliger, interviewte Schwester Carolina im November in Kolumbien.


Frage:
Carolina, Du wirst für Deine Arbeit ausgezeichnet. Was bedeutet dies für Dich?

Schwester Carolina:
Zuallererst ist diese Auszeichnung nicht für mich, sondern eine Anerkennung des Kampfes der Friedensgemeinden und von Justicia y Paz. Sie zeichnet ihre Arbeit zum Schutze der Menschenrechte für die Gemeinden aus. Sie sind es, die Widerstand leisten, sie setzen ihr Leben und ihre Träume aufs Spiel und sind ständig in der Schusslinie. Die Engagierten an der Basis der Kirche, die Laien und die Gemeinden haben feste Grundsätze und Werte. Sie träumen von der Erschaffung einer Welt, in der Gerechtigkeit besteht, in der Träume verwirklicht werden können: eine Gesellschaft der Solidarität, die nicht einem zerstörerischen Markt unterliegt, sondern das Leben und die Umwelt, die Menschenwürde und die Werte achtet. Ich meine, dass wir auch unter schlimmen Umständen standhaft bleiben sollten, denn das Wesen des Widerstandes stirbt niemals, es bleibt bestehen.


Frage:

Wie lange arbeitest Du jetzt schon für "Justicia y Paz"?

Schwester Carolina:
Ich arbeite seit gut 12 Jahren für Justicia y Paz. Unsere Begleitarbeit wurde durch die Missionsarbeit von Justicia y Paz inspiriert. Es fing damit an, die Gemeinden in der Karwoche, zu Weihnachten und während eines Ordentreffens zu begleiten. Während dieser Tage waren wir stets in den Gemeinden und begleiteten sie während der Feierlichkeiten. Wir wollten auf diese Weise zum Ausdruck bringen, daß wir die Art und Weise, wie die Gemeinden diese Feste traditionell begehen, respektieren. Seit dieser Zeit nehmen wir auch an ihren Informationstreffen teil, wenn sie die politische Situation diskutieren. Auf diese Weise haben wir ebenfalls die politische Situation besser verstehen gelernt und die unterschiedlichen religiösen Auffassungen der Leute und ihre Geschichte unmittelbar erfahren.


Frage:

Was bedeutet das "Begleiten einer Gemeinde"?

Schwester Carolina:
Begleiten kann etwas sehr Verschiedenes sein. Für uns ist absolut vorrangig, Zeugen der Situation der Gemeinden zu sein, die Widerstand leisten und ihre Menschenrechte einfordern. Wir möchten bei den Menschen sein und praktizieren damit glaubwürdig, was wir mit unserem Glauben ausdrücken. Wir sind da, wir sehen, wir hören, wir fühlen und wir leiden mit den Menschen. Es wäre ungenügend, nur eine bestätigende oder anklagende Haltung einzunehmen. Vielmehr ist eine Vorausschau wichtig, zu sehen, wohin wollen die Gemeinden sich entwickeln. Dank dieser Art und Weise, dem täglichen Gehen mit ihnen, haben wir die Möglichkeit die Vorschläge zu unterstützen, die sie verwirklichen wollen. Das tägliche Beisammensein ermöglicht uns eine permanente Verständigung mit Gruppen in Bogotá bis hin zur Zusammenarbeit auf internationaler Ebene mit der Interamerikanischen Menschenrechtskommission, den Vereinten Nationen und diplomatischen Vertretungen. Über das Büro in Bogotá können wir eine Brücke schlagen, um auf nationaler Ebene mit dem Staat und seinen Institutionen zu sprechen. Von hier aus knüpfen wir auch Kontakte mit Solidaritätsgruppen in aller Welt. - pbi


Transkript: Nina Burr,
Deutsche Übersetzung: Daniel Karl Göhler


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Quelle:
pbi Rundbrief 01/06, Seite 16
Herausgeber: pbi-Deutscher Zweig e.V.
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