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MELDUNG/081: Tafeln in Deutschland - das Recht auf Nahrung darf nicht privatisiert werden


Fian - Pressemitteilung vom 22.04.2013
Internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht, sich zu ernähren

Deutschland vor dem UN-Menschenrechtsrat

Tafeln in Deutschland: das Recht auf Nahrung darf nicht privatisiert werden



Köln, 22. April 2013. Anlässlich der Überprüfung der Menschenrechtslage in Deutschland durch den UN-Menschenrechtsrat am 25. April in Genf fordert die Menschenrechtsorganisation FIAN eine öffentliche Debatte über die wachsende Bedeutung der Tafeln in Deutschland. Ernährungsarmut muss als menschenrechtliches Problem anerkannt werden und die Bundesregierung muss sicherstellen, dass Einkommen und Sozialleistungen angemessen sind, damit niemand auf den Gang zur Tafel angewiesen ist.

"Wir erwarten von der Bundesregierung vor dem UN-Menschenrechtsrat eine Klarstellung, dass sich die Tafeln nicht zu einem Parallelsystem der Existenzsicherung in Deutschland entwickeln dürfen. Vielmehr sollte die Bundesregierung ankündigen, dass sie die Ursachen für die steigende Zahl der TafelnutzerInnen kritisch untersucht und die notwendigen sozial-politische Konsequenzen zieht", so Ute Hausmann, Geschäftsführerin von FIAN Deutschland.

Nach unbestätigten Angaben des Bundesverbands der Tafeln nutzen 1,5 Millionen Menschen in Deutschland die von den Tafeln eingerichteten Nahrungsmittelstellen. In der Armutberichterstattung der Bundesregierung findet dieses Phänomen bisher keine Beachtung. FIAN warnt vor einer schleichenden Auslagerung sozialstaatlicher Aufgaben an die Tafeln. "Die Sicherung eines menschenwürdigen Existenzminimums ist eine menschenrechtliche und verfassungsrechtliche Verpflichtung. Wer die Existenz der Tafeln nicht kritisch hinterfragt und in Beziehung zu den Aufgaben des Sozialstaates stellt, riskiert, zentrale menschenrechtliche Fragen auszublenden", so Ingo Stamm von FIAN.

Qualitative Studien des wissenschaftlichen Projekts "Tafel-Monitor" belegen, dass der Gang zu den Tafeln oft mit Stigmatisierung und einer Verfestigung sozialer Ausgrenzung einhergeht. FIAN will den deutschen Staat deshalb stärker in die Pflicht nehmen und fordert Anpassungen bei Lohnniveau, Sozialleistungen und in öffentlichen Haushalten.

FIAN Deutschland ist Mitglied des "Kritischen Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln" und unterstützt die gemeinsamen Aktivitäten und Forderungen
www.aktionsbuendnis20.de

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FIAN (FoodFirst Informations- & Aktions-Netzwerk) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung mit Mitgliedern in 60 Ländern.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. April 2013
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Briedeler Straße 13, 50969 Köln
Tel.: 221/702 00 72, Fax: 0221/702 00 32
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2013