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AFRIKA/037: Newmont hält am umstrittenen Akyem-Projekt in Ghana fest (FoodFirst)


FoodFirst Nr. 2/2009
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

Goldgrube im Waldschutzreservat
Newmont hält am umstrittenen Akyem-Projekt in Ghana fest  

Von Brigitte Reisenberger


Das Waldschutzgebiet Ajenua Bepo erstreckt sich über 569 Hektar und ist für die BewohnerInnen des Dorfes Yayaaso wichtige Bezugsquelle von Nahrungsmitteln, Feuerholz und medizinischen Pflanzen. Vor wenigen Monaten erhielt Newmont Ghana Gold Limited die Schürflizenz für den Goldabbau in diesem sensiblen Ökosystem. Nun ist Yayaaso in New Abirem im Osten Ghanas nur eines der Dörfer, das der Mine weichen muss. Die Ernährungssicherheit der gesamten Region ist bedroht. Die Gesamtfläche der Akyem-Goldmine würde 1.915 Hektar betragen, 74 Hektar davon im Waldschutzreservat. Die geplante Grube wäre dann mit einer Länge von über 2,5 Kilometern die größte des Landes.


Bereits in den letzten Monaten, in denen Newmont lediglich eine Explorationslizenz für das Gebiet besaß, waren die negativen Folgen für die BewohnerInnen von Yayaaso, überwiegend Bauern und Bäuerinnen, spürbar. "Das Minenunternehmen hat schon mit ihren Baggern Gruben in unsere Felder gegraben", meint die Bäuerin Dora Debe. Das Sammeln von Wildfrüchten, Nüssen, Pilzen oder Feuerholz im Naturschutzgebiet war den DorfbewohnerInnen immer erlaubt. "Aber seit Newmont hier aktiv ist, wurde uns verboten den Wald zu betreten", erklärt Felicia Adadido. Auch Eduard Sigah fühlt sich für dumm verkauft: "Wir leiden jetzt schon. Newmont hat meine Kakaofarm zerstört. Woher soll ich jetzt Geld kriegen, um meine Familie - vor allem meinen alten Vater - zu ernähren? Und selbst wenn uns das Unternehmen Geld für unser Land gibt, weiß ich nicht, wie lange ich davon leben kann."


Umweltbehörde unter Druck

Internationale Verträge, die Verfassung Ghanas und die nationale Gesetzgebung (Minerals and Mining Law, 2006) regeln die Art und Weise, wie die betroffene Bevölkerung entschädigt und umgesiedelt werden muss. Allerdings ist die Überwachung und Umsetzung dieser Regelungen mangelhaft. Die ghanaische Umweltbehörde (Environmental Protection Agency, EPA) erteilte im Februar 2009 trotz breiter Proteste die umweltrechtliche Genehmigung. Laut Nana Andoh, dem Vorsitzenden der Bergbauabteilung der EPA, sah man sich in einer Zwickmühle, da bereits vor etwa 25 Jahren an Gebühren gebundene Explorationslizenzen in dieser Gegend erteilt worden waren. "Daher ist es jetzt sehr schwierig, den Goldabbau dort zu verbieten", so Andoh. Der Druck sei sehr hoch gewesen, da Newmont bereits sehr viel Geld in dieses Projekt gesteckt habe. Seitdem die EPA die Genehmigung erteilt hat, ist der Weg für Newmont frei.


Konflikte vorprogrammiert

Chris Anderson, der Sprecher von Newmont Ghana, berichtet von "überwältigender Unterstützung der lokalen Bevölkerung für das Akyem-Projekt". Dem entgegnet Daniel Owusu-Koranteng, der Vorsitzende der bergbaukritischen Organisation WACAM (Wassa Association for Communifies Affected by Mining), dass das Minenunternehmen bewusst Erwartungen an Geld und Jobs wecke. "Die Unternehmen wollen die soziale Unterstützung der lokalen Gemeinschaften und preisen die Vorteile des Bergbaus an. Wenn die Menschen dann merken, dass sie niedrige Kompensationen bekommen haben, ihr Land zerstört wurde und sie keinen Platz zum Leben haben, beginnen die Konflikte", führt Owusu-Koranteng weiter aus.

Ghana ist als Unterzeichnerstaat des Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte dazu verpflichtet, das Recht auf Nahrung und Wasser der Menschen in Yayaaso und in anderen von Bergbau betroffenen Gemeinden zu respektieren, zu schützen und zu gewährleisten. Der Staat Ghana muss sicherstellen, dass die Lebensgrundlagen der ländlichen Gemeinschaften, insbesondere die landwirtschaftlichen Nutzflächen, die Flussläufe und die Wälder, geschützt werden. Daher darf die EPA als staatliche Institution nicht davor zurückschrecken, eine umweltrechtliche Genehmigung auch wieder zu entziehen. FIAN startete im April 2009 eine Eilaktion, in welcher der Präsident Ghanas, John Evans Atta Mills, dazu aufgefordert wurde, Bergbauaktivitäten in Naturschutzgebieten im Allgemeinen und die Inbetriebnahme der Newmont-Mine in Akyem im Besonderen, zu verhindern.

Brigitte Reisenberger ist Mitarbeiterin von FIAN-Österreich und war im Februar/März 2009 im Rahmen der Reporter09-Aktion von die Presse unterwegs in Ghanas Goldbergbaugebieten. Nachzulesen unter
www.diepresse.com/reporter


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Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen Menschenrechte, Nr. 2/2009, Juni 2009, S. 11
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Briedeler Straße 13, 50969 Köln
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2009