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NACHRUF/009: Peter Jirak ist tot (Promedia Verlag)


Promedia Verlag - 17. Februar 2015

Nachruf auf Peter Jirak


Peter Jirak ist tot. Er starb am 10. Februar 2015. Mit ihm verliert die Welt einen wahren Kulturmenschen, der in der Philosophie ebenso daheim war wie in der Malerei und Schriftstellerei, der Gastrosophie und der Lebenskunst.


Geboren 1939 in Maribor/Marburg an der Drau, studierte er Malerei und Bildhauerei in Wien, wohin seine Familie aus dem kriegszerstörten Jugoslawien geflohen war. Als Vorsitzender des "Sozialistischen Österreichischen Studentenbundes" (SÖS) war er vereinsrechtlich verantwortlich für das legendäre "Shit in" am 7. Juni 1968 im "Neuen Institutsgebäude" der Universität Wien, bei dem auch Günter Brus, Otto Mühl und Oswald Wiener anwesend waren. Für Peter Jirak hatte die Veranstaltung mit dem Titel "Kunst und Revolution" böse Konsequenzen. Als einziger Studierender wurde er offiziell von der Universität Wien relegiert. In Berlin schloss er sich dem SDS an und studierte Philosophie bei Johannes Agnoli. Doch statt einer Professur erhielt er im Jahre 1974 ein Berufsverbot in Deutschland. Daraufhin wanderte er ins italienische Ligurien aus, wo er sich der Malerei widmete und bei der Gründung der "Slow Food"-Bewegung mitmischte. Auch begann er zu schreiben und veröffentlichte seinen ersten Roman "Im Augenblick der Gefahr" (Stroemfeld/Roter Stern). Im Promedia Verlag sind von ihm erschienen: "Erotik und Gourmandise. Ein gastrosophischer Diskurs vom menschlichen Glück" (1992) und "Nekrophiler Kapitalismus. Vertreibung oder Triumph der Bestie" (2009).

So unbeugsam und widerborstig sich seine Biographie gestaltete, so barock und opulent konnte man Peter Jirak bei einem ausgiebigen Gelage erleben. Menschen, die ihn näher kannten, wissen, dass er in Unfrieden mit dieser Welt gestorben ist, deren Herrschaftsverhältnisse ihn dennoch mehr als 75 Jahre lang nicht brechen konnten.

Peter Jirak war ein öffentlicher Mensch. Wir trauern um den Verlust. Seiner Lebenspartnerin Bärbel ist die Kraft zu wünschen, die notwendig ist, um ihren persönlichen Schmerz zu überwinden.

Hannes Hofbauer für den Promedia Verlag

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Quelle:
Promedia Verlag
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Tel.: 0043/1/405 27 02, Fax: 0043/1/405 27 02 -22
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Internet: www.verlag-promedia.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2015

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