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STANDPUNKT/152: Regionaler Atomkrieg führt zu globaler Hungersnot (IPPNW)


IPPNW-Presseinfo vom 25. April 2012
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland

Neue internationale IPPNW-Studie
Regionaler Atomkrieg führt zu globaler Hungersnot



Ein regionaler Atomkrieg mit weniger als 100 Atomwaffen würde das Klima und die landwirtschaftliche Produktion so gravierend verändern, dass mehr als ein Milliarde Menschenleben gefährdet wären. Das ist das Ergebnis einer gestern in Chicago veröffentlichten Studie der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW).

Dr. med. Ira Helfand, Autor der Studie "Hungersnot gefährdet eine Milliarde Menschen - globale Folgen eines regionalen Atomkriegs auf Landwirtschaft, Lebensmittelversorgung und menschliche Ernährung", mahnt: "Die Ergebnisse der Studie belegen, dass auch relativ kleine atomare Arsenale - über die beispielsweise Indien und Pakistan verfügen - unser Ökosystem im Falle eines begrenzten Atomkrieges dauerhaft verändern können. Deswegen muss sich unser Denken über Atomwaffen grundlegend verändern."

Dr. Helfand und eine Gruppe von Experten aus Landwirtschaft und Ernährungswissenschaft arbeiteten mit wissenschaftlichen Daten aus Studien zum regionalen Atomkrieg und Klimawandel. Sie fanden heraus, dass sinkende Temperaturen und reduzierte Niederschläge in Folge eines Atomkriegs in wichtigen landwirtschaftlichen Regionen den Anbau von Getreide, Mais und Reis gravierend stören und weltweit zur Nahrungsmittelknappheit und Preiserhöhungen führen würden.

Die Studie wurde vom Schweizer Außenamt finanziert. Die Ergebnisse der Studie werden demnächst im Journal "Climatic Change" veröffentlicht.

Die wichtigsten Ergebnisse:

- In den USA würden die Maisernten ein Jahrzehnt lang um durchschnittlich 10% geringer ausfallen, wobei der stärkste Rückgang (20%) im fünften Jahr aufträte. Bei Sojabohnen betrüge der Produktionsrückgang 7%, mit dem stärksten Verlust (mehr als 20%) ebenfalls im fünften Jahr.

- Der chinesischen Reisproduktion würde zurückgehen. Während der ersten vier Jahre würde der Rückgang durchschnittlich 21% betragen; über die nächsten sechs Jahre hinweg läge die durchschnittliche Einbuße bei 10%.

- Steigende Lebensmittelpreise würden Hunderte Millionen der ärmsten Menschen der Welt den Zugang zu Nahrung abschneiden. Selbst wenn die Agrarmärkte weiterhin normal funktionieren würden, wären innerhalb von zehn Jahren 215 Millionen Menschen unterernährt.

- Eine signifikante, anhaltende Ertragsminderung könnte zu Panik und Hamsterkäufen führen und die verfügbare Nahrung weiter reduzieren.

- Die weltweit 925 Millionen Menschen, die bereits chronisch unterernährt sind, konsumieren im Durchschnitt täglich 1.750 Kalorien oder weniger. Sogar eine nur zehnprozentige Reduzierung ihrer Nahrungsaufnahme brächte diese Gruppe in Lebensgefahr.

Der Autor fordert weitere Forschung zum Thema. Dr. med. Lars Pohlmeier, Vize-Präsident der IPPNW (Europa) sagt: "Ungeachtet der Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zeigen die vorläufigen Daten in aller Deutlichkeit die Gefahr, der die Menschheit durch das atomare Wettrüsten in Südasien und durch die größeren und gefährlicheren Nuklearwaffenarsenale der anderen Atommächte ausgesetzt ist."

Die Zusammenfassung der Studie auf deutsch finden Sie unter:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomwaffen/IPPNW-Studie_Nukleare-Hungersnot_2012.pdf

Die gesamte Studie in englischer Sprache können Sie auf unserer Internetseite herunterladen unter:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomwaffen/NuclearFamineIPPNW0412.pdf

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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. April 2012
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2012