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STANDPUNKT/140: Uneinigkeit in der EU blockiert Zukunft des Kosovo (forumZFD)


Forum Ziviler Friedensdienst e. V. - Presseerklärung vom 17. Februar 2010

Uneinigkeit in der EU blockiert Zukunft des Kosovo

forumZFD fordert zum zweiten Jahrestag der Unabhängigkeit eine einheitliche EU-Strategie für das Land


Bonn/Pristina, 17. Februar 2010. Zwei Jahre nach der einseitigen Unabhängigkeitserklärung ist die Entwicklung des Kosovo weiterhin durch die Uneinigkeit der Europäischen Union und der übrigen internationalen Akteure blockiert. 22 der 27 Mitgliedstaaten haben das Kosovo bislang anerkannt. Der Geschäftsführer des Forum Ziviler Friedensdienst (forumZFD), Heinz Wagner, fordert von der EU eine eindeutige Position ein. "Der Konflikt um die Anerkennung des Kosovo unter den EU-Staaten lässt das Versprechen einer europäischen Perspektive für das Land wenig glaubwürdig erscheinen", so Heinz Wagner. "Die EU muss endlich ihre Hausaufgaben in der Kosovo-Politik machen und einen Konsens finden, sonst bleibt sie als vermittelnder Akteur in der Region unglaubwürdig und ineffektiv!"

Ein konkreter Schritt wäre nach Auffassung der Organisation forumZFD, die seit zehn Jahren im Kosovo mit Friedensfachkräften aktiv ist, die Aufhebung der Visumspflicht für die Menschen des Kosovo, wie zuletzt für das Nachbarland Serbien geschehen. Damit wäre ein Zeichen gesetzt, dass die EU das Angebot einer europäischen Perspektive ernst meint. Andernfalls droht das Kosovo immer mehr zu einer isolierten Insel in der Region zu werden.

Eine Auseinandersetzung mit den Ursachen und Folgen der gewaltsamen Konflikte im Kosovo ist dringend nötig, eine Aufarbeitung der Vergangenheit geboten. Denn andernfalls werden die Konflikte unbearbeitet an zukünftige Generationen weitergegeben.

Zivilgesellschaftliche Organisationen im Kosovo unterstützen gemeinsam mit Initiativen in anderen Balkanstaaten die Einsetzung einer Wahrheitskommission, die die juristische Aufarbeitung der Kriegsverbrechen durch eine politische und gesellschaftliche Aufarbeitung ergänzen soll. Das forumZFD unterstützt diese Initiative im Kosovo und will ihre Anliegen verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Dazu ist jüngst ein dreisprachiges Internetportal zur Vergangenheitsaufarbeitung im Kosovo eingerichtet worden. Es lässt Betroffene zu Wort kommen und ermöglicht eine offene Diskussion über die Vergangenheit unter allen im Kosovo lebenden Bevölkerungsgruppen.



Weitere Informationen:

Koalition zur Einrichtung einer Wahrheitskommission:
www.korekom.org

Webportal zum Thema Vergangenheitsaufarbeitung im Kosovo:
www.dwp-kosovo.info

Das Forum Ziviler Friedensdienst e. V. (forumZFD) ist eine Dachorganisation von 39 Mitgliedsorganisationen und mehr als 130 Einzelmitgliedern. Es setzt sich für die Entwicklung ziviler Methoden der Konfliktbearbeitung und des Zivilen Friedensdienstes ein. Fachkräfte des forumZFD sind in Projekten im westlichen Balkan, in Nahost, auf den Philippinen und in Deutschland tätig. In seiner Akademie für Konflikttransformation bildet das forumZFD Friedensfachkräfte aus, die weltweit in der Gewaltprävention und der Friedensförderung nach gewalttätigen Konflikten eingesetzt werden.

Seit dem Jahr 2000 führt das forumZFD Projekte des Zivilen Friedensdienstes Im Kosovo durch. Schwerpunkt der Arbeit war der Aufbau der Platform ProPeace, eines Netzwerks von lokalen Friedensorganisationen.


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Quelle:
Presseerklärung vom 17. Februar 2010
Forum Ziviler Friedensdienst e. V.
Wesselstraße 12, D-53113 Bonn
Telefon 0228 850296-0, Fax 0228 850296-99
E-Mail: kontakt@forumZFD.de
Internet: www.forumZFD.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2010