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MELDUNG/894: Antifa-Kongress in der Roten Flora übertrifft alle Erwartungen (Antifa-Kongress)


Antifa-Kongress - Pressemitteilung vom 9. April 2018

Antifa-Kongress in der Roten Flora übertrifft alle Erwartungen


Der Orga-Kreis zieht ein positives Fazit zum Antifa-Kongress, der die letzten drei Tage (06.-08. April) in der Roten Flora stattgefunden hat: So kamen deutlich mehr Teilnehmer*innen als erwartet - viele der über 20 Workshops und Vorträge waren völlig überfüllt. "Wir freuen uns besonders darüber, dass so dermaßen viele junge Leute am Kongress teilgenommen haben, die sich noch nicht lange politisch engagieren", sagt die Sprecherin des Orga-Kreises Lisa Müller. "Der Kongress zeigt: In Hamburg wächst die Zahl der Menschen rasant, die etwas tun wollen gegen den Rechtsruck."

Anwohner sowie Kiosk- und Cafébesitzer aus dem Schanzenviertel brachten am Wochenende Kuchen und Getränkekisten vorbei, um den Kongress zu unterstützen. "Vergangene Woche zogen Polizeibeamte durch das Schanzenviertel, um Anwohner und Gewerbetreibende mit Räuberpistolen über den Kongress einzuschüchtern. Wir freuen uns, dass dieser staatliche Angriff auf unsere Meinungsfreiheit gescheitert ist und sich so viele Leute und Händler aus dem Stadtteil solidarisch mit uns zeigten", so Müller. Hunderte Teilnehmer malten beim Kongress zum Beispiel in Bastelworkshops Transparente und Protestschilder, mit denen sie etwa gegen die die rechten "Merkel muss weg"-Demos am Dammtor demonstrieren werden. In anderen Workshops wurde sich mit den NSU-Morden beschäftigt und dem Gedenken an den Nationalsozialismus. Der Kongress beschäftigte sich jedoch nicht nur mit Neo-Nazis und der AfD, sondern thematisierte auch, dass fast alle Parteien mittlerweile Inhalte und Sprache der Rechten übernehmen. Müller erklärt: "Es reicht nicht, einfach nur gegen Nazis zu sein. Wir halten es da mit dem Philosophen Max Horkheimer: Wer vom Kapitalismus nicht sprechen will, soll auch vom Faschismus schweigen. Wir akzeptieren nicht, dass die EU Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken lässt. Oder Menschen in Abschiebehaft zusammengepfercht werden. Und wir stellen uns gegen eine Bundesregierung, die Panzer an das faschistische Regime von Erdogan verkauft, mit der die Türkei Krieg führt gegen Kurdistan."

Wie notwendig der Kongress war, zeigt auch die Hetze im Vorfeld: So skandalisierten sogenannte Polizeigewerkschaften im Chor mit der AfD, CDU und Neo-Nazis den Kongress. Müller befindet: "Wer sich gegen Nazis und Rassismus engagiert, gilt in diesem Land mittlerweile als verdächtig. Umso schöner, dass sich die Besucherinnen nicht haben einschüchtern lassen und sogar deutlich mehr Leute gekommen sind, als erwartet. Insofern danken wir dem rechten Block für ihre unfreiwillige Bewerbung unserer Veranstaltung".

Am Samstag kam es darüber hinaus zu einem Versuch der AfD, gegen den Kongress zu demonstrieren. "Wir haben uns dazu entschieden, den lachhaften Versuch der AfD, Aufmerksamkeit zu bekommen, zu ignorieren, weil wir diese Peinlichkeit nicht aufwerten wollten. Dass sich bei der Mini-Kundgebung der AfD letztlich lediglich 25 alte Männer einfanden, spricht für sich", sagt Müller. Das Vorgehen der Polizei kann jedoch als Skandal gelten. 1000 Beamte, die mit sechs Wasserwerfer anrücken und kilometerweit Straßenkreuzungen absperren und den Bahnverkehr unterbrechen: Die Polizei hat der AfD den roten Teppich ausgerollt und die Mini-Kundgebung militärisch abgesichert, das ist vollkommen unverhältnismäßig. Es zeigt aber deutlich, wie sehr der Staat an einer autoritären Zuspitzung arbeitet.

Müller erklärt abschließend: "Die antifaschistische Bewegung in Hamburg geht gestärkt aus dem Kongress. Die rechten Hetzer und Schreibtischtäter in Behörden und Rathäusern werden mit unserem Protest rechnen müssen."

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Quelle:
Antifa-Kongress Hamburg
E-Mail: kontakt&antifa-kongress-hamburg.org
Internet: https://antifa-kongress-hamburg.org/


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2018

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