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INTERNATIONAL/184: Brasilien - Morddrohungen gegen bekannten Amazonas-Indigenen (Survival International)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 29. Juli 2014

Brasilien: Morddrohungen gegen bekannten Amazonas-Indigenen



Davi Kopenawa, Schamane und international geachteter Sprecher der Yanomami aus dem brasilianischen Regenwald, hat dringend polizeiliche Schutzmaßnahmen erbeten, nachdem er mehrere Todesdrohungen erhalten hat. Die bewaffneten Männer, die Kopenawa bedrohten, wurden Berichten zufolge von illegalen Goldschürfern angeheuert, die im Gebiet der Yanomami tätig sind.

Im Juni 2014 überfielen Bewaffnete in Boa Vista das Büro der brasilianischen Organisation ISA, die eng mit den Yanomami arbeitet, und fragten nach Davi Kopenawa. Die Männer bedrohten die ISA-Mitarbeiter mit Waffen und stahlen Computer und andere Ausrüstung. Einer der Männer wurde nach dem Überfall festgenommen und erklärte, von Goldsuchern beauftragt worden zu sein.

Im Mai erhielt die Yanomami-Organisation Hutukara - die von Davi Kopenawa geleitet wird - eine Nachricht von Goldgräbern, dass Davi bis zum Ende dieses Jahres nicht mehr am Leben sein würde.

Davi erklärte: "Sie wollen mich töten. Ich mache nicht, was die weißen Menschen tun, die jemanden verfolgen um ihn zu töten. Ich stehe ihrer Arbeit nicht im Wege. Aber sie stellen sich unserer Arbeit und unserem Kampf in den Weg. Ich werde weiter kämpfen und für mein Volk arbeiten. Denn die Yanomami und ihr Land zu verteidigen ist meine Arbeit."

Seit dem Überfall herrscht in den Büros von Hutukara und ISA Angst. Männer auf Motorrädern schüchtern immer wieder Mitarbeiter ein und fragen nach Davis Aufenthaltsort.

In Zusammenarbeit mit Hutukara hatte die brasilianische Regierung im Februar 2014 eine große Operation gegen illegale Goldgräber durchgeführt, bei der Hunderte Goldsucher das Gebiet verlassen mussten und ihre Anlagen zerstört wurden.

Davi, auch bekannt als "Dalai Lama des Regenwaldes", steht seit über 30 Jahren an vorderster Front des Kampfes der Yanomami für den Schutz ihres angestammten Landes. Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, unterstützte in Brasilien den erfolgreichen Kampf der Yanomami für die Demarkierung ihres Territoriums, nachdem eine Invasion von Goldsuchern in den 1980er Jahren zum Tode Tausender Yanomami geführt hatte.

Davi hat wiederholt andere Länder besucht, um ein Ende der Zerstörung des Amazonsregenwaldes zu fordern. Er sprach auch vor den Vereinten Nationen und erhielt unter anderem den Global 500 Award für seinen Kampf zur Rettung der Umwelt.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, erklärte heute: "Im Amazonas bedeutet der Rechtsstaat nichts. Das Gebiet ist so wild und gewaltsam wie der Amerikanische Westen es einst war. Jeder, der dieser aggressiven Kolonialisierung im Weg steht, riskiert kaltblütig ermordet zu werden. Dies sind keine leeren Drohungen - indigene Aktivisten werden immer wieder für ihren Widerstand gegen die Zerstörung ihres Landes ermordet. Das Leben von Davi ist in ernster Gefahr. Die Hintermänner der Drohungen und Angriffe müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Behörden müssen jetzt handeln, um den Mord an einem weiteren Unschuldigen zu verhindern."


Survival International ist die weltweite Bewegung für die Rechte indigener Völker. Wir helfen indigenen Völker, ihr Leben zu verteidigen, ihr Land zu schützen und ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Survival wurde 1969 gegründet und feiert dieses Jahr seinen 45. Geburtstag.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 29. Juli 2014
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Juli 2014