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INTERNATIONAL/149: Kalahari-Buschleute gehen erneut vor Gericht (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 21. März 2013

Kalahari-Buschleute gehen erneut vor Gericht



Buschleute in Botswana klagen gegen die Regierung, da sie ihnen rechtswidrig den Zugang zu ihrem angestammten Land im Central Kalahari Game Reserve (CKGR) verweigert. Etwa 700 Angehörige der Buschleute, die 2002 von ihrem Land im CKGR vertrieben wurden, errangen 2006 in einem Mammut- Verfahren vor dem Obersten Gericht das Recht auf ihr Land zurückzukehren. Doch die Regierung hat seither alles unternommen, um die Anzahl der Buschleute, die im CKGR leben können, zu begrenzen.

- Die Regierung insistiert, dass das Urteil nur für die 189 Buschleute gilt, die in den ursprünglichen Gerichtsdokumenten genannt sind. Den übrigen Buschleuten verweigert sie den Zugang zum Reservat ohne Genehmigung. Die Genehmigungen sind jedoch auf einen Monat begrenzt. Eine Überziehung kann zur Festnahme führen.

- Auch den Kindern der 189 namentlich genannten Buschleute ist es nur bis zum Alter von 16 Jahren erlaubt, das Reservat frei zu betreten. Danach dürfen auch sie nur mit jeweils einmonatigen Genehmigungen in das Gebiet.

- Wildhüter verbieten den Zugang von Nutztieren und Eseln, die für den Transport entscheidend sind.

- Kein Mitglied der Buschleute hat Jagdlizenzen für das Reservat erhalten, was ihnen die Jagd für den Eigenbedarf unmöglich macht. 2006 entschied Botswanas Oberstes Gericht, dass die Buschleute das Recht haben, im CKGR zu leben und zu jagen, ohne Genehmigung einholen zu müssen, um das Gebiet zu betreten.

Ein Angehöriger der Buschleute erklärte gegenüber der Menschenrechtsorganisation Survival International: "[Genehmigungen zu beantragen,] gibt mir das Gefühl obdachlos zu sein. Wir wissen nie, wann wir gestoppt werden und uns unsere Genehmigungen weggenommen werden. Ich möchte in meinem eigenen Zuhause leben und nicht auf die Genehmigung einer anderen Person angewiesen sein."

Dies ist bereits das dritte Mal, dass die Buschleute vor Gericht gehen müssen, um in Frieden auf ihrem Land leben zu können.

Das historische Urteil von 2006 hat das Recht der Buschleute bestätigt, im CKGR leben und jagen zu dürfen - ohne Genehmigungen einholen zu müssen, um das Gebiet zu betreten.

Schikanen, Drohungen und Festnahmen haben in den letzten Monaten zugenommen. Im November 2012 wurden zwei Buschleute verprügelt und gefoltert, weil sie gejagt hatten. Im Januar wurden drei Kinder verhaftet, weil sie Antilopenfleisch bei sich trugen.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: "Die Regierung Botswanas setzt sich weiterhin über sein höchstes Gericht und die eigene Verfassung hinweg - aus keinem ersichtlichen Grund. Die Menschen in Botswana werden sich kaum über die Verschwendung von Steuergeldern für ein erneutes Gerichtsverfahren freuen. Die Regierung probiert die Buschleute seit über 30 Jahren zu vertreiben. Ist es nicht bald Zeit, dass Botswanas erste Bürger endlich in Frieden auf ihrem Land leben können?"


Survival International setzt sich weltweit für die Rechte indigener Völker ein und pflegt Kontakte zu Hunderten indigenen Gemeinden und Organisationen. Survival ist Träger des Alternativen Nobelpreises.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 21. März 2013
Survival Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2013