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INTERNATIONAL/034: Guatemala - Populärer Liedermacher bei Anschlag getötet, Proteste gegen Gewalt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. Juli 2011

Guatemala: Populärer Liedermacher bei Anschlag getötet - Proteste gegen Gewalt

Von Danilo Valladares


Guatemala-Stadt, 14. Juli (IPS) - "Eine Bombe ist lauter als eine Liebkosung, aber auf jede zerstörerische Bombe kommen Millionen Liebkosungen, die uns am Leben erhalten", heißt es in einem Text des argentinischen Liedermachers Facundo Cabral, der kürzlich in Guatemala getötet wurde.

Der 74-jährige Musiker wurde von mehreren Kugeln getroffen, als er nach einer Konzerttournee auf dem Weg zum internationalen Flughafen von Guatemala-Stadt war. Der Polizei zufolge galt der Anschlag nicht ihm, sondern seinem Begleiter, dem aus Nicaragua stammenden Unternehmer Henry Fariña.

Wie die guatemaltekischen Behörden am 12. Juli mitteilten, wurden inzwischen zwei Verdächtige festgenommen. Nach offiziellen Angaben war einer der beiden Festgenommenen am Tatort gesehen worden. Der andere stehe im Verdacht, die Gangster angeheuert zu haben. Der Leichnam des in ganz Lateinamerika bekannten Sängers wurde unterdessen nach Argentinien überführt. Er soll in Buenos Aires beigesetzt werden.

Das Verbrechen an dem populären Liedermacher löste in Guatemala große Bestürzung und Empörung aus. Dabei sind Morde in dem zentralamerikanischen Land mit etwa 14 Millionen Einwohnern keine Seltenheit. Jeden Tag werden im Durchschnitt zwischen 15 und 20 solcher Verbrechen begangen. Allein 2009 kamen mehr als 6.400 Menschen auf gewaltsame Weise zu Tode. Nach Erkenntnissen der Internationalen Kommission gegen die Straffreiheit in Guatemala (Cicig) werden 98 Prozent der Morde niemals aufgeklärt.


Demonstrationen in Guatemala-Stadt

Nach dem Tod Cabrals gingen ungewöhnlich viele Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten in Guatemala-Stadt zu friedlichen Protesten auf die Straße, um ein Ende der Gewalt zu fordern. Die Tat habe gezeigt, dass Guatemala nach wie vor ein schwer regierbarer Staat sei, der seinen Bürgern nicht einmal minimale Sicherheit biete, kritisierte Daniel Pascual vom unabhängigen Komitee für die Einheit der Bauern im Gespräch mit IPS.

Cabral und seine Begleiter wurden von bewaffneten Männern aus drei Autos heraus beschossen. Der Liedermacher war auf der Stelle tot. Fariña wurde schwer verletzt, und ein dritter Mann blieb unversehrt. Fariña, der mehrere Nachtclubs in Panama, Honduras, Costa Rica und Guatemala besitzt, war für die Ermittler eine Schlüsselfigur. Laut mexikanischen Medien wird der Unternehmer mit Drogenhandel und Geldwäsche in Verbindung gebracht.

Staatschef Alvaro Colom sieht es als erwiesen an, dass der Überfall auf das Konto des organisierten Verbrechens geht. Unmittelbar nach der Tat sicherte er seiner argentinischen Amtskollegin Cristina Fernández die Aufklärung des Falls zu. Die Totenwache wurde im Teatro Ateneo in Buenos Aires abgehalten, wo Cabral im April zum letzten Mal in Argentinien aufgetreten war.


Staatstrauer in Argentinien

Die Regierung des südamerikanischen Landes rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Cabral war weit über die Grenzen seines Landes bekannt. Seit 1996 engagierte er sich auch als Friedensbotschafter der Vereinten Nationen.

"Der Vorfall hat viele Menschen dazu bewegt, sich persönlich stärker für die öffentliche Sicherheit verantwortlich zu fühlen", sagte Carmen Rosa De León Escribano vom nichtstaatlichen Institut für die Lehre der nachhaltigen Entwicklung. Sie hofft, dass die Bürger untereinander einen Pakt schließen, der über die Grenzen der Parteien und des Staates hinausgeht. (Ende/IPS/ck/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2011