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BERICHT/1004: Blutige Proteste in Peru (ARA Magazin)


ARA Magazin 1/09 - Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V. - www.araonline.de

Blutige Proteste in Peru


Die Proteste der peruanischen Indianer waren erfolgreich, doch dafür musste ein hoher Preis bezahlt werden. Im Mai begannen Indianer im Nordosten des Landes, wichtige Straßen zu blockieren. Damit wollten sie gegen mehrere Dekrete protestieren, mit denen die Regierung von Peru die Erschließung des Amazonas-Regenwaldes für Erdölbohrungen, Abholzungen und Landwirtschaft erleichtern will. Die Indianer befürchteten, dass damit die Umwelt und ihr Lebensraum zerstört werden.

Zwei Monate nach Beginn der Kämpfe lenkte die Regierung in Lima ein. Ende Juni hob das Parlament zwei strittige Dekrete auf. Zugleich kündigte Premierminister Yehude Simon seinen Rücktritt an. Damit reagierte er nach eigenem Bekunden auf die blutigen Auseinandersetzungen in der Ortschaft Bagua im Norden des Landes. Bei der gewaltsamen Auflösung einer Straßenblockade der Indianer durch Sicherheitskräfte starben mehr als 40 Demonstranten und rund 20 Polizisten.

Außerdem gewährte die Regierung dem Chef der wichtigsten Indianerorganisation Aidesep, Alberto Pizango, freies Geleit. Er hatte sich Anfang Juni in die Botschaft Nicaraguas geflüchtet, wo ihm politisches Asyl gewährt wurde.

Aidesep hat die Aufhebung der Dekrete begrüßt. Nach der Anerkennung ihrer Organisation als Vertretung der indigenen Gemeinden in der Amazonas-Region durch den Landwirtschaftsminister Carlos Leyton Muñoz fordert Aidesep nun die Schaffung einer Gesprächsatmosphäre von gegenseitigem Vertrauen. Dazu sei es notwendig, den Ausnahmezustand in der betroffenen Region aufzuheben und die Sicherheitskräfte in die Kasernen zurück zu beordern.

Doch kaum eine Woche nachdem die Indio-Revolte im Amazonas-Gebiet entschärft war, erschüttern erneut soziale Proteste das südamerikanische Land. In den verarmten Anden-Provinzen Canchis und Andahuaylas haben tausende Bauern Straßenblockaden errichtet, um eigene Ziele durchzusetzen. Der Erfolg der Indios hat nach Einschätzung politischer Beobachter auch den Bauern Mut gemacht. Die Liste ihrer Forderungen ist lang und spiegelt die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Jahrhunderte langen Vernachlässigung der Indio-Bauern durch den Staat wieder.


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Quelle:
ARA Magazin 1/09
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2009