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RUSSLAND/115: Menschenrechtler empört - Kein Strafverfahren wegen Sklaverei in Moskau


Presseerklärung vom 15. November 2012

Russland - Kein Strafverfahren wegen Sklaverei in Moskau
14 versklavten Usbekinnen und Kasachinnen droht Abschiebung

- Menschenrechtler empört: Kein Strafverfahren wegen Sklaverei in Moskau
- Bundesregierung muss diesen Fall in ihrem Rechtsstaatsdialog mit Russland aufgreifen



Mit ungläubiger Empörung hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die Entscheidung der Moskauer Staatsanwaltschaft im Bezirk Preobraschenskij reagiert, im Fall von 14 versklavten und über Jahre immer wieder vergewaltigten Usbekinnen und Kasachinnen nicht ermitteln zu wollen. Es läge kein Straftatbestand vor, hatte die Staatsanwaltschaft in ihrer Begründung am Mittwoch angeführt. Die 14 Frauen wurden zehn Jahre lang in einem Supermarkt in der russischen Hauptstadt gefangen gehalten und systematisch missbraucht, bis sie am 29. Oktober von zwei Aktivisten befreit wurden. In der Zeit ihrer Gefangenschaft mussten die Frauen unentgeltlich arbeiten und wurden auch von Polizisten immer wieder vergewaltigt. Sie brachten mehrere Kinder zur Welt, zwei von ihnen wurden ihren Müttern weggenommen. Der Verbleib dieser beiden Kinder ist unbekannt.

"Die Bundesregierung führt mit Russland einen Rechtsstaatsdialog. Dieser Fall muss dort zum Thema gemacht werden. Sonst verliert der Dialog noch mehr an Glaubwürdigkeit", forderte Sarah Reinke, Russland-Referentin der GfbV am Donnerstag in Berlin. Zuvor hatte die renommierte russische Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina in einem Gespräch mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen in Berlin am 10.11.2012 berichtet, dass zwei der Frauen nach ihrer Befreiung zusammenbrachen, als die Polizei eingeschaltet werden sollte. "Sie hatten genau diejenigen Polizisten erkannt, die sie nach einem Fluchtversuch wieder in den Supermarkt zurück gebracht hatten. Die Polizisten bekamen dort Alkohol umsonst und Frauen umsonst", klagte Gannuschkina an.

Nach Angaben der GfbV besteht nun die Gefahr, dass die Frauen im Schnellverfahren in ihre Heimatländer abgeschoben werden. "Dies wäre ein positives Signal an alle Geschäftsleute in Moskau, die mit Menschen aus Zentralasien ähnlich umgehen", befürchtet Sarah Reinke. Schon 2002 war die Schwester der jetzigen Sklavenhalterin wegen eines ähnlichen Verbrechens zu fünf Jahren Haft verurteilt, dann aber schon 2003 von Präsident Wladimir Putin begnadigt worden. Die jetzigen Täter betreiben in Moskau noch mehrere Supermärkte. Menschen aus Zentralasien, die als Arbeitsmigranten nach Russland kommen, werden dort massiv diskriminiert oder wie Leibeigene behandelt.

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Quelle:
Presseerklärung Berlin/Göttingen, den 15. November 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. November 2012