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NAHOST/339: Syrien - Morddrohungen gegen Menschenrechtler


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 31. Januar 2019

Morddrohungen gegen Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte - Erpresser wollen Berichte über Menschenrechtsverletzungen im türkisch besetzten Kurdengebiet Nordsyriens unterbinden


Göttingen, den 31. Januar 2019 - Mit Morddrohungen in sozialen Medien wollen Erpresser Berichte über Menschenrechtsverletzungen im türkisch besetzten Kurdengebiet Afrin im Nordwesten Syriens unterbinden. Das berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. In Sorge um das Wohlergehen des in Großbritannien lebenden Leiters der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdul Rahman, sagte der GfbV-Nahostexperte Kamal Sido am Donnerstag: "Wir haben großen Respekt vor dem Mut von Rami Abdul Rahman, unterstützen seinen unermüdlichen Einsatz für die Zivilbevölkerung in Syrien und gegen die Willkür der türkischen Armee sowie der mit ihr verbündeten islamistischen Milizen." Vor allem Minderheitenangehörige wie Kurden, Christen, Yeziden, Aleviten, Drusen oder Ismailiten werden in Afrin Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen oder diskriminierender Einschränkungen, die die Besatzer mit religiösen Vorschriften begründen.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte ("Syrian Observatory for Human Rights" SOHR) hat den Krieg der Türkei gegen Afrin und die anschließende Besetzung der von Kurden selbst verwalteten Region von Beginn an als völkerrechtswidrig kritisiert. Deshalb wird sie im Internet zurzeit vor allem von Anhängern des türkischen Präsidenten Erdogan attackiert. Sie wird auch immer wieder von anderen inländischen oder internationalen Akteuren verbal angegriffen.

Seit 2011 verbreitet die SOHR über ihre Webseite auf Arabisch und Englisch Nachrichten über die aktuelle Entwicklung des Konflikts im multiethnischen und multireligiösen Staat Syrien. Sie informiert über Menschenrechtsverletzungen aller Kriegsparteien, über Enthauptungen durch den sogenannten "IS", Kämpfe zwischen verschiedenen Gegnern, Massaker oder den Einsatz geächteter Waffen wie Fassbomben, mit denen die von russischen Kräften unterstützte syrische Luftwaffe zivile Ziele attackierte. Genauso berichtet sie jedoch auch über zivile Opfer im sogenannten Anti-IS-Kampf der von den USA angeführten Militärkoalition. Die SOHR bezieht sich auf ein breites Netzwerk von in Syrien lebenden, anonym arbeitenden Informanten. Wenn sich die Quellenlage ändert, berichtigt die SOHR ihre Meldungen umgehend.

Die GfbV arbeitet mit Rami Abdul Rahman seit Jahren zusammen und tauscht sich über die Lage in Syrien aus. Auf Einladung der GfbV kommt der SOHR-Leiter im Frühjahr 2019 nach Deutschland. Die GfbV plant mit ihm eine Pressekonferenz am 20. März in Berlin und einen weiteren öffentlichen Auftritt auf der Leipziger Buchmesse am 21. März. Darüber hinaus sollen Gespräche mit deutschen Politikern geführt werden.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 31. Januar 2019
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2019

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