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NAHOST/242: Irak und Syrien - Schulbücher der Radikalislamisten fördern Intoleranz


Presseerklärung vom 31. August 2015

Im Irak und Syrien beginnt das Schuljahr 2015/2016:
Schulbücher der Radikalislamisten fördern Intoleranz und Christenfeindlichkeit


Zu Beginn des neuen Schuljahrs im irakischen und syrischen Herrschaftsgebiet des "Islamischen Staates" (IS) am 1. September stellen die Radikalislamisten nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Schülern im nordirakischen Mossul neue Bücher mit offenbar christenfeindlichen Inhalten bereit. In den sozialen Medien kursieren Bilder der Buchumschläge mit Symbolen des IS. Inhaltlich sollen die Schulbücher den Schwerpunkt auf antichristliche Koranverse legen, die aus dem historischen Zusammenhang gerissen wurden. Darin werden Christen und andere Nicht-Sunniten als Ungläubige und Feinde dargestellt. Mossul wird seit Juni 2014 vom IS beherrscht. Dort lebten 2003 mehr als 50.000 Christen.

"Die Nachrichten aus Mossul sind nur die Spitze des Eisberges", erklärte der GfbV-Nahostreferent, Kamal Sido. "Auch hunderttausenden anderen Schulkindern in den von Islamisten kontrollierten Gebieten Syriens und den Flüchtlingslagern der Nachbarländer wird diese radikale Koranauslegung präsentiert." Vor allem in der Türkei sei radikalislamistische "Erziehung" an der Tagesordnung. Die dort betriebenen Schulen für syrische Flüchtlingskinder werden nach GfbV-Angaben zu 85 Prozent von zwei islamistischen Strömungen unterhalten: Die meisten werden von syrischen Muslimbrüderschaft, vom arabischen Golfemirat Katar und der regierenden türkischen Partei AKP finanziert. Andere Schulen werden von wahhabitischen pro-saudischen Organisationen unterstützt.

"Im Januar und Februar 2015 trugen mir viele syrische Flüchtlingskinder in der Türkei vor, was sie an den Schulen lernen. Sie lernen nicht Toleranz und friedliches Miteinander im Umgang mit Nicht-Muslimen und Nicht-Sunniten, sondern sie werden mit islamistischem Gedankengut belastet", berichtet Sido. "Die Kinder müssen oft Lieder auswendig lernen, mit deren Inhalt sie nichts anfangen können. Das in der "islamischen Welt" bekannte Kinderlied "Ich bin ein kleiner Muslim" wird kommentarlos verbreitet. Auch das anti-semitische Lied "Khaybar, Khaybar, oh ihr Juden, die Armee Mohammeds wird zurückkommen" hört man immer wieder unter den syrischen Flüchtlingskindern." Die Brutalität des Assad-Regimes, der die Kinder und ihre Eltern ausgesetzt waren, und dieser negativ aufgeladene "Lehrstoff" zusammengenommen, werden für die Flüchtlingskinder katastrophale Folgen haben, warnt die GfbV. In Syrien, Irak, den Nachbarländern sowie in der ganzen Welt werden neue Generationen von "Gotteskriegern" heranwachsen.

In Syrien soll bereits ein Fünftel der Schulen durch die Luftwaffe des Regimes in Damaskus und bei Kämpfen mit der islamistischen Opposition zerstört worden sein. Von den 11,6 Millionen syrischen Flüchtlingen innerhalb und außerhalb des Landes sind mindestens 3,2 Millionen schulpflichtige Kinder. Rund eine Million von ihnen besucht keine Schule. Etwa eine Million Kinder sind dabei, die Schulen zu verlassen, weil die Eltern nicht in der Lage sind, den Schulbesuch zu finanzieren. Viele Kinder müssen wie ihre Eltern sehr arbeiten - oft zwölf bis 14 Stunden pro Tag - um das Überleben ihrer Familie zu sichern.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 31. August 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2015

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