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NAHOST/222: Irak - Yeziden, Christen und Kurden benötigen unseren Beistand!


Presseerklärung vom 25. August 2014

Bundestag debattiert über Waffenlieferungen in den Irak

Yeziden, Christen und Kurden benötigen unseren Beistand!



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) appelliert an alle Bundestagsabgeordneten, sich für den Schutz von Irakisch-Kurdistan zu entscheiden. "Angesichts der tödlichen Bedrohung durch die "Barbaren des 21. Jahrhunderts" darf die multiethnische und multireligiöse Region Nordirak nicht allein gelassen werden", sagte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch am Montag in Göttingen. "Die islamistische Terrorgruppe IS hat seit Anfang Juni mindestens 500.000 Yeziden, christliche Assyrer/Aramäer/Chaldäer, Shabak und sunnitische, schiitische sowie Kakai-Kurden vertrieben. Tausende wurden getötet oder verschleppt. Viele Nicht-Muslime wurden und werden unter Anwendung von Gewalt zum "wahren Islam" gezwungen. Yezidische Mädchen werden versklavt und verkauft. Alle diese friedlichen Menschen schauen auch nach Deutschland, nach Berlin, und hoffen auf Hilfe. Sie dürfen nicht ihrem Schicksal überlassen werden. Der Bundestag muss ein starkes Zeichen setzen und sich für einen aktiven Beistand aussprechen, um den beginnenden Völkermord an Yeziden, Christen und anderen Minderheiten zu stoppen. Jede Hilfe zum Schutz der Zivilbevölkerung ist in Irakisch-Kurdistan willkommen, auch Waffen und andere Rüstungsgüter." Für die Versorgung der vielen Flüchtlinge werde außerdem dringend mehr humanitäre Hilfe benötigt.

Das Argument, es dürften keine Waffen an die Kurden geliefert werden, denn sie könnten diese für einen Unabhängigkeitskampf einsetzen, bezeichnete Zülch als absurd und vorgeschoben. Wegen der bedrohlichen Lage und vor dem Hintergrund der Untätigkeit und Unfähigkeit der Zentralregierung in Bagdad, die Zivilbevölkerung zu schützen, sei es zwingend notwendig, die regulären Sicherheitskräfte von Irakisch-Kurdistan und die Selbstverteidigungseinheiten der Minderheiten zu unterstützen, selbst wenn dies den Weg in die Unabhängigkeit bedeuten sollte.

Nach Jahrzehnten genozidaler Verfolgung unter der Gewaltherrschaft von Saddam Hussein mit mindestens 200.000 Toten sollte Deutschland zudem für das Recht auf ein freies Leben und staatliche Unabhängigkeit Irakisch-Kurdistans eintreten. Die kurdische Regionalregierung müsse sich jedoch dazu verpflichten, den Yeziden, Christen, Shabak und anderen Minderheiten in Sinjar und der Ninive-Ebene nach der Vertreibung der IS-Islamisten den Aufbau einer regionalen Selbstverwaltung zu ermöglichen.

Auch die Kurden und Christen in Nordsyrien, die seit mindestens zwei Jahren die Angriffe der Extremisten aus eigener Kraft zurückschlagen müssen, brauchen Unterstützung, forderte die GfbV. Die deutsche Bundesregierung solle den drei selbstverwalteten Kantonen Afrin, Kobani und Cizira im Norden des Landes humanitär helfen. Zu den hunderttausenden Flüchtlingen aus ganz Syrien fanden dort nun auch etwa 30.000 Yeziden aus dem nordirakischen Sinjar Zuflucht. Das Regime in Damaskus, die türkische Regierung und die prowestliche syrische Opposition lassen kaum Hilfe in die Region passieren.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 25. August 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. August 2014