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NAHOST/220: Hilfe aus Deutschland für Syrien darf nicht in die Hände von Islamisten gelangen


Presseerklärung vom 11. August 2014

Hilfe aus Deutschland für Syrien darf nicht in die Hände von Islamisten gelangen



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt die Bemühungen des UN-Sicherheitsrats, Extremisten des Islamischen Staates (IS) im Irak finanziell zu schwächen und vom Zustrom ausländischer Kämpfer abzuschneiden. "Jetzt sind die Regierungen der EU-Staaten - allen voran die deutsche Bundesregierung - aufgefordert genau zu überprüfen, ob materielle und finanzielle Unterstützung für die syrische Opposition in die Hände der Radikalislamisten wie IS oder Nusra-Front gelangt. Da die islamistische Gruppierung Nusra-Front eng mit anderen so genannten "moderaten Islamisten" in Syrien kooperiert, ist es durchaus möglich, dass diese Extremisten an Waffen und Gelder aus dem Ausland kommt, befürchtet die Menschenrechtsorganisation.

"Es muss sichergestellt werden, dass Radikalislamisten keine Hilfen aus Deutschland erhalten", forderte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido am Montag in Göttingen. "Wer ethnische und religiöse Minderheiten wie yezidische Kurden, Christen oder Shabak im Irak und in Syrien verfolgt und mit der Scharia das islamische Recht einführen will, darf in keinem Fall unterstützt werden."

Radikale Islamisten verfügten auch über logistische Strukturen in der Türkei, warnte Sido. Deshalb müsse die Bundesregierung im Dialog mit der türkischen Regierung dringend darauf hinweisen, dass diese Extremisten langfristig auch für die Minderheiten in der Türkei eine tödliche Gefahr darstellen.

"In Deutschland lebende Yeziden, aber auch christliche Assyrer/Aramäer/Chaldäer sind in großer Sorge um die Angehörigen ihrer Glaubensgemeinschaft im Irak und in Syrien", sagte Sido. "Uns erreichen Augenzeugenberichte, dass Hilfseinsätze für die von extremistischen Kämpfern eingeschlossenen yezidischen Flüchtlinge allein deshalb scheitern, weil nicht genug Kerosin für Hilfsflüge zur Verfügung steht. Deutschland muss in dieser für Kurden und alle Minderheiten bedrohlichen Situation deutlich mehr tun, vor Ort in Irakisch-Kurdistan präsent sein und die Menschen logistisch unterstützen."

Im Sinjar-Gebirge, im äußersten Nordwesten des Irak ist seit acht Tagen fast die gesamte Volksgruppe der Yeziden auf der Flucht. Mindestens 55.000 Yeziden sind dort noch immer ohne Trinkwasser und Nahrung von IS-Kämpfern eingeschlossen. Hunderte derjenigen, die den Extremisten nicht entkommen konnten, sollen getötet worden sein. Viele Frauen und Mädchen sollen entführt worden sein.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 11. August 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2014