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MELDUNG/222: Indigene Völker müssen stärker in der Klima-Forschung berücksichtigt werden


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 20. September 2019

Indigene Völker müssen stärker in der Klima-Forschung berücksichtigt werden

Indigene Völker sind erste Opfer des Klimawandels
Menschenrechtler fordern inklusive Klima-Forschung


Göttingen, den 20. September 2019 - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat eine stärkere Berücksichtigung indigener Völker in der Klima-Forschung gefordert. "Forschungsprogramme zum Klimawandel müssen inklusiver sein und auch das Wissen indigener Völker mehr berücksichtigen. Denn sie erleben schon seit Jahren die Folgen des Klimawandels", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Die Menschenrechtsorganisation forderte ein Umdenken bei der Mittelvergabe für Forschungsvorhaben. Inklusive Forschungsprogramme hätten nur eine Chance, wenn die Einbeziehung von Repräsentanten indigener Völker von den Geldgebern der Projekte ausdrücklich gefordert werde, erklärte die GfbV. Viele Wissenschaftler wollten mit ihrer Forschung konkret Opfern des Klimawandels helfen. Doch dies müsse auch von Geldgebern ihrer Vorhaben als wichtiges Ziel anerkannt werden.

Die Menschenrechtsorganisation erinnerte daran, dass es in Neuseeland schon beispielhafte Forschungsprojekte zum Klimawandel gibt, die auch das Wissen indigener Völker berücksichtigen. So werden an dem von führenden Stiftungen Neuseelands finanzierten Programm "Vision Matauranga" indigene Maori beteiligt, um ihr Wissen zu nutzen, um konkrete Wege aufzuzeigen, wie die Menschen ihre Lebensweise an die Folgen des Klimawandels anpassen können. Wissenschaftler aus Europa, den USA und Japan haben im Rahmen eines internationalen Symposiums junger Polarforscher in Kalifornien im Mai 2019 nachdrücklich den Anspruch formuliert, bei ihrer Klima-Forschung auch mit indigenen Repräsentanten zusammenzuarbeiten und ihr Wissen zu berücksichtigen.

Indigene Völker sind weltweit besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen. "Ob in der Arktis und Subarktis, in den Regenwäldern Amazoniens, Zentralafrikas und Südostasiens, auf den Pazifischen Inseln oder in den Savannen Afrikas. Indigene Völker sind oft die ersten, die unter den dramatischen Folgen des Klimawandels zu leiden haben", erklärte Delius. So schüre die Verknappung von Ressourcen und Weideflächen in Westafrika bewaffnete Konflikte zwischen ethnischen Gruppen. Den indigenen Völker Russlands drohe der Untergang, weil Präsident Wladimir Putin auf die bedingungslose Ausbeutung von Rohstoffen in Sibirien setze. Denn der "Run" auf Erdöl, Erdgas und Mineralien zerstöre die Lebensgrundlage der traditionellen Rentierzüchter.

Die gestrige Verhaftung eines indigenen Yakuten in Russland, der zu Fuß aus Sibirien nach Moskau lief, um "negative Geister" bei Präsident Putin auszutreiben, mag manchen in Westeuropa seltsam erscheinen. Doch die viel beachtete Verzweiflungstat des Schamanen Alexander Gabyshev sei ein Hilferuf, der deutlich mache, wie katastrophal die Lage der indigenen Völker in Sibirien ist.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 20. September 2019
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2019

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