Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER


MELDUNG/140: Tag gegen Landminen (4.4.) - Aung San Suu Kyi soll Landmineneinsatz endlich stoppen


Presseerklärung vom 3. April 2017

Internationaler Tag gegen Landminen (4.4.)
Burma/Myanmar, Nordkorea und Syrien verwenden weltweit geächtete Waffe noch immer

Staatsrätin Aung San Suu Kyi soll Produktion und Einsatz von Landminen endlich stoppen


Zum Internationalen Tag gegen Landminen hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an Burmas Staatsrätin Aung San Suu Kyi appelliert, endlich die Produktion und den Einsatz der weltweit geächteten Landminen einzustellen und die Internationale Konvention zum Verbot von Landminen zu unterzeichnen. "Es ist eine Schande für das demokratische Burma, dass seine Regierung es nicht schafft, der einflussreichen Armee ein Verbot dieser grausamen Waffe abzuringen. Ein grundsätzlicher Verzicht auf diese vor allem für Zivilisten tödliche Waffe könnte auch den stockenden Friedensprozess mit den Nationalitäten voranbringen", erklärte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius am Montag in Göttingen. Burma ist neben Nordkorea und Syrien der einzige Staat weltweit, dessen Armee offiziell noch immer Antipersonenminen im Kampf gegen bewaffnete Gruppen einsetzt. Darunter leidet besonders die Zivilbevölkerung in den Nationalitätenregionen im Osten des Landes. Sie müsse besser über die Gefahren von Landminen informiert werden, forderte Delius.

Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat ihre Ämter als Staatsrätin, Außenministerin und de facto Staatspräsidentin nun seit einem Jahr inne. "Und wieder droht ein Internationaler Tag gegen Landminen zu verstreichen, ohne dass Burma sich verpflichtet, diese grausame Waffe aufzugeben", kritisierte Delius. Dabei hatte die regierende Nationale Liga für Demokratie (NLD) im Juni 2016 gegenüber der Anti-Landminen-Bewegung versprochen, sich für einen Beitritt Burmas zu der Konvention zu engagieren. Doch offensichtlich kann die Regierung sich gegen die Militärs nicht durchzusetzen.

Der stellvertretende Verteidigungsminister Generalmajor Myint Nwe bekannte sich im September 2016 im Parlament öffentlich zum Einsatz von Landminen. Zur Begründung verwies er darauf, dass auch bewaffnete Gruppen der Nationalitäten Antipersonenminen nutzen würden.

Rund ein Sechstel aller Bezirke Burmas - 55 von insgesamt 325 - gelten als Minen-verseucht, insbesondere in den Nationalitätenregionen im Osten des Landes. Mindestens 3.745 Menschen sind zwischen den Jahren 1999 und 2014 in Burma durch Minen verletzt oder getötet worden. Damit weist Burma nach Afghanistan und Kolumbien weltweit die dritthöchste Zahl von Minenopfern auf. Im Jahr 2015 wurden 159 Minen-Unfälle registriert. Oft werden Kinder verletzt, die beim Spielen auf Minen treten. Doch auch der Tourismus leidet darunter. So wurden im April 2016 zwei deutsche Touristen und ihr Führer im Shan-Staat durch die Explosion einer Mine verletzt. Viele im benachbarten Thailand lebende Flüchtlinge weigern sich aus Angst vor Minen-Unfällen, in ihre Heimat zurückzukehren.

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 3. April 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang