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ASIEN/763: Schwarzer Tag für Afghanistans Journalismus - Ermordung von 10 Journalisten


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 30. April 2018

Morde sollen als Kriegsverbrechen geahndet werden


Göttingen, den 30. April 2018 - Als "schwarzen Tag für Afghanistans Pressefreiheit und Journalismus" bezeichnete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den heutigen Montag, an dem zehn Journalisten in Ausübung ihres Berufes gewaltsam in Afghanistan zu Tode kamen. Die Menschenrechtsorganisation forderte, die gezielte Tötung von Journalisten als Kriegsverbrechen zu ahnden und die Verantwortlichen für die Verbrechen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag anzuklagen. "Dies waren gezielte Anschläge auf die Meinungsvielfalt und Demokratie in Afghanistan. Ihnen muss mit aller Entschlossenheit begegnet werden, um die Meinungsfreiheit zu verteidigen", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Montag in Göttingen.

"Nach diesen schrecklichen Bluttaten sollte das Auswärtige Amt die Lage in Afghanistan endlich neu bewerten und nicht länger von der Fiktion vermeintlich sicherer Regionen in dem Land ausgehen", sagte Delius. Erst am letzten Dienstag waren erneut abgelehnte Asylbewerber von Deutschland nach Afghanistan abgeschoben worden. "Doch selbst die Hauptstadt Kabul ist heute nicht mehr sicher, wie die schweren Attentate der letzten Wochen zeigen", sagte Delius.

Bei einem Doppelattentat sind heute in Kabul neun Reporter und 16 weitere Personen getötet worden. Die Journalisten waren zu dem Tatort eines Anschlags geeilt, als ein zweiter Zündsatz von einem Terroristen gezündet wurde, der sich als Journalist ausgab. "Dies war ein von langer Hand geplantes Verbrechen an Journalisten, um Medienvertreter einzuschüchtern. Doch Afghanistans freie Medien lassen sich nicht mundtot machen. Weder den Taliban, dem Islamischen Staat, noch Warlords oder korrupten Politikern ist dies bislang gelungen", erklärte Delius.

Ein weiterer afghanischer Journalist des britischen Fernsehsenders BBC wurde heute in Khost im Südosten des Landes erschossen. Auch starben elf Kinder in der Provinz Süd-Kandahar, als eine Bombe in der Nähe einer Koranschule explodierte.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 30. April 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Mai 2018

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