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ASIEN/740: Pakistan - "Schwarzer Tag" für Christen, Hindu und Ahmadiyyah


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 27. November 2017

Pakistan: Radikalislamisten erzwingen Rücktritt des pakistanischen Justizministers - Christen, Hindu und Ahmadiyyah müssen tiefe Einschnitte in Glaubensfreiheit und Sicherheit befürchten


Nach dem von islamischen Extremisten erzwungenen Rücktritt des pakistanischen Justizministers befürchtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine weitere Einschränkung der Religionsfreiheit für Andersgläubige und noch mehr Übergriffe auf Christen, Hindu und Ahmadiyyah in dem überwiegend sunnitischen Staat. "Wenn schon der Justizminister vor willkürlichen Blasphemie-Vorwürfen nicht sicher ist, dann müssen sich Andersgläubige noch viel mehr um ihre Glaubensfreiheit und Sicherheit sorgen. Denn die umstrittenen Blasphemie-Vorschriften werden systematisch auf allen Ebenen der Gesellschaft und Politik missbraucht, um Andersgläubige, politische Konkurrenten oder missliebige Nachbarn auszuschalten", berichtete der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Montag in Göttingen.

Pakistans Justizminister Zahid Hamid ist am Montagmorgen zurückgetreten, nachdem sich das Militär geweigert hatte, gewaltsam gegen religiöse Extremisten vorzugehen, die seit drei Wochen zu Tausenden eine bedeutende Verkehrskreuzung in der Hauptstadt Islamabad blockierten. Die Demonstranten warfen dem Minister Blasphemie vor, weil er angeblich das Ansehen des Propheten Mohammed bei der Veränderung eines Schwurs der Kandidaten für die Parlamentswahl verletzt habe. Außerdem beschuldigten sie ihn fälschlicherweise, der Glaubensgemeinschaft der Ahmadiyyah nahezustehen. Die Ahmadiyyah bezeichnen sich selbst als Muslime, doch die meisten Sunniten und die Verfassung des Landes halten sie für "Nichtmuslime" und Ungläubige.

"Dies ist ein schwarzer Tag für Pakistans religiöse Minderheiten, weil ihnen vom einflussreichen Militär bedeutet wird, dass sie nicht schützenswert sind. Auch wird deutlich, wie groß die Staatskrise ist, und wie wenig das Militär die zivile Regierung im Streit mit religiösen Extremisten unterstützt", sagte Delius.

Erst im November 2017 hatten die Behörden eine 25-köpfige Task Force gegründet, die Blasphemie in sozialen Medien verfolgen soll. Im Oktober 2017 waren drei Ahmadis wegen Blasphemie zum Tode verurteilt worden. Im September war ein ähnliches Urteil gegen einen Christen ergangen. Weitere Christen müssen sich zurzeit vor Gericht wegen Blasphemie-Vorwürfen verantworten. Mehr als 12.000 Christen sind in den vergangenen vier Jahren aus Pakistan nach Thailand geflohen, weil sie in ihrer Heimat um ihre Sicherheit fürchteten.

Rund 1,6 Prozent der 200 Millionen Bewohner Pakistans sind Christen, zwei Prozent sind Hindu und 95 Prozent sind Muslime (davon 15 Prozent Schiiten).

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Quelle:
Pressemitteilung vom 27. November 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. November 2017

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