Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

ASIEN/589: Indonesien - Hoffnung für Christen ... neuer Staatspräsident ruft zur Versöhnung auf


Presseerklärung vom 20. Oktober 2014

Indonesien: Neuer Staatspräsidenten ruft bei Amtseinführung zur Aussöhnung auf:

Hoffnung für Christen - Versöhnung muss auch für Papua und Molukker gelten!



Der neue Staatspräsident Indonesiens Joko Widodo hat bei seiner heutigen Amtseinführung in Jakarta zur nationalen Aussöhnung in dem südostasiatischen Staat aufgerufen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt diesen Aufruf und verbindet damit die Hoffnung, dass sich nun auch die Lage bedrängter Christen und Ahmadiyyah-Muslime in Indonesien bessern wird. Unter Widodos Amtsvorgänger Susilo Bambang Yudhoyono und seinem radikal islamischen Religionsminister Suryadharma Ali wurden mindestens 50 christliche Kirchen auf Anordnung der Behörden geschlossen.

"Bei einer Politik der Versöhnung dürfen aber auch die Bevölkerungsgruppen der Papua und Molukker nicht vergessen werden", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius in Göttingen. "Eine wichtige Geste des guten Willens wäre die Freilassung der aus politischen Gründen inhaftierten Papua und Molukker sowie eine Lockerung der harschen Kontrollen für Journalisten und Nichtregierungsorganisationen in den Papua-Provinzen und auf den Molukken."

Indonesiens Behörden behindern seit Jahren systematisch die freie Einreise ausländischer Journalisten in die nach Selbstbestimmung und mehr Rechten strebenden Papua-Provinzen im Westen der Insel Neuguinea. Erst am 6. August 2014 waren die beiden französischen Journalisten Thomas Charles Dandois und Valentine Bourrat vom Nachrichtensender ARTE in Papua festgenommen worden. Die beiden Medienvertreter wollten über den anhaltenden Bürgerkrieg sowie über Menschenrechtsverletzungen in der Region berichten. Auch Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen wird seit Jahren die Einreise in die Papua-Provinzen verweigert. "Mit Sorge müssen wir beobachten, dass die Verfolgung von Papua-Menschenrechtlern anhält", sagte Delius. Mindestens 74 Papua sind wegen ihres politischen Engagements in Haft, Übergriffe auf Nichtregierungsorganisationen der Ureinwohner haben im Sommer 2014 erneut zugenommen. Die meisten der Inhaftierten sind engagierte Christen.

Auch auf den Molukken werden immer wieder Christen verhaftet, die sich für eine staatliche Unabhängigkeit der Gewürzinseln einsetzen. So wurden am 25. April 20 molukkische Demonstranten verhaftet, die friedlich an die Gründung der Republik Süd-Molukken 1950 erinnern wollten. Ihnen drohen langjährige Haftstrafen. Mit der Ausrufung der Republik Süd-Molukken wollte die ehemalige niederländische Kolonie ihre Unabhängigkeit bekräftigen. Indonesien unterdrückte diesen Befreiungsversuch jedoch. Seitdem treten die christlichen Süd-Molukker vergeblich für die Unabhängigkeit ihrer Heimat ein. "Selbst wenn Indonesien diese Forderung ablehnt, gibt es keinen Grund, friedliche Demonstranten regelmäßig zu mehr als 20 Jahren Haft zu verurteilen, nur weil sie ihr Demonstrationsrecht nutzen", erklärte Delius.

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 20. Oktober 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2014


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang