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ASIEN/587: China - Menschenrechtler fordern in Berlin Freilassung von uigurischem Professor


Presseerklärung vom 10. Oktober 2014

Deutsch-chinesischer Regierungsdialog in Berlin (10.10.)

Menschenrechtler demonstrieren für Freilassung von inhaftiertem uigurischen Professor



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und der Weltkongress der Uiguren (WUC) demonstrierten während der 3. Deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen am Freitag in Berlin vor dem Bundeskanzleramt für die Freilassung des in China zu lebenslanger Haft verurteilten uigurischen Professors Ilham Tohti. Nachdrücklich appellierten die Organisationen an die Bundeskanzlerin, Tohtis Fall in den Konsultationen anzusprechen. Mit einem lebensgroßen Marionettenspiel, das die Kanzlerin als Spielfigur des mächtigen chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping zeigt, warnten die Menschenrechtler vor einem Kotau Deutschlands vor Chinas kommunistischer Staatsführung.

"Chinas Machthaber sind nicht an Menschenrechten für Uiguren, Tibeter, Mongolen und Chinas breite Bevölkerung interessiert, sondern nur am eigenen Machterhalt", kritisierte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius. "In den deutsch-chinesischen Gesprächen dürfen Menschenrechtsfragen jedoch nicht totgeschwiegen werden, solange die chinesischen Machthaber brutal jede Kritik an ihrer Regierungsführung unterdrücken."

Der Wirtschaftsprofessor Ilham Tohti wurde im September 2014 wegen angeblichem "Separatismus" und wegen seiner Kritik an Chinas Verletzungen der Menschenrechte der Uiguren zu lebenslanger Haft verurteilt. "Das Unrechtsurteil gegen Ilham Tohti schürt neue Spannungen zwischen Uiguren und Chinesen", befürchtet Dolkun Isa, der Vorstandsvorsitzende des WUC. "Unsere Hoffnungen liegen auf der Kanzlerin, um weiteres Blutvergießen zwischen Uiguren und Chinesen zu verhindern." Zwar wirft Chinas Justiz Tohti "Separatismus" vor, doch der Wissenschaftler trat immer besonders moderat auf und bemühte sich um einen Dialog zwischen Uiguren und Chinesen.

"Tohtis Schicksal ist kein Einzelfall", berichtete Delius. "Hunderte Uiguren werden aufgrund von öffentlichen Protesten oder wegen ihres Engagements für ihre Bürgerrechte in chinesischer Haft festgehalten. Wer Menschen allein aufgrund ihrer ethnischen Abstammung ausgrenzt und kriminalisiert, schürt Hoffnungslosigkeit, Spannungen und Gewalt." Die Freilassung Tohtis wäre ein Zeichen der chinesischen Machthaber an die Uiguren, dass sich Peking ernsthaft um einen Ausgleich mit den muslimischen Uiguren bemüht.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 10. Oktober 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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E-Mail: presse@gfbv.de
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2014