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ASIEN/509: China - Religiöse Verfolgung von Uiguren wird verschärft


Presseerklärung vom 20. Juni 2013

19 Uiguren aus religiösen Gründen zu Haftstrafen verurteilt:

China weitet religiöse Unterdrückung der muslimischen Uiguren aus



Kurz vor Beginn des Fastenmonats Ramadam (9.Juli) verschärft China die religiöse Unterdrückung der muslimischen Uiguren, kritisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation wollen die Behörden mit Razzien an Schulen, der Überprüfung und Beschlagnahme von Mobiltelefonen sowie massivem Druck auf die Eltern der Schüler erreichen, dass die Jugendlichen nicht am Fasten teilnehmen. Außerdem wurde auf Plakaten und Aushängen angekündigt, dass verschleierte Frauen nicht mehr in öffentlichen Einrichtungen und an Tankstellen bedient werden. "China verletzt massiv das Recht auf Religionsfreiheit, wenn es muslimischen Uiguren die Teilnahme an religiösen Festen verbietet oder religiös motivierte Bekleidungsriten untersagt", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.

Der offizielle "China Legal Daily" berichtete am Donnerstag auf seiner Homepage, dass in den vergangenen Tagen 19 Uiguren aus religiösen Gründen zu Haftstrafen bis zu sechs Jahren verurteilt wurden. So muss ein Angehöriger der muslimischen Minderheit wegen des Herunterladens eines religiösen Textes von einer offiziell nicht anerkannten Homepage eine Haftstrafe verbüßen. Ein anderer wurde des "religiösen Extremismus" beschuldigt, weil er Materialien über Menschenrechtsverletzungen an Uiguren verbreitet hatte, die im Ausland publiziert worden waren. Bis auf eine Person stammen alle Verurteilten aus dem Süden der autonomen Region Xinjiang, die von den Uiguren traditionell Ostturkestan genannt wird. Acht der Verurteilten leben in der Stadt Kashgar, in der es besonders viele Proteste gegen die chinesische Herrschaft gegeben hat. Chinas Behörden ließen gegen den Willen der Bevölkerung rund 85 Prozent des alten Stadtkerns der historisch und kulturell bedeutenden früheren Karawanen-Stadt in den vergangenen beiden Jahren niederreißen.

Rund zwölf Millionen Uiguren leben im Nordwesten Chinas. Sie beklagen seit Jahren, dass sie in der Ausübung ihrer Religion systematisch eingeschränkt werden und ihre Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit unterdrückt wird. So werden Moscheen und Koranschulen willkürlich geschlossen und Imame müssen sich regelmäßig der "Gehirnwäsche" in Form eines Staatsbürgerschafts-Unterrichts unterziehen. Männer, die Bärte tragen, werden von Sicherheitskräften als potentielle "Terroristen" angesehen und unzähligen Schikanen unterworfen. Wer über Menschenrechtsverletzungen an Uiguren informiert, wird als "Terrorist" behandelt und riskiert langjährige Gefängnisstrafen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 20. Juni 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2013