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ASIEN/481: Vietnam schränkt Religionsfreiheit mit neuem Dekret weiter ein


Presseerklärung vom 20. Dezember 2012

Menschenrechtsanwalt, der sich für Glaubensfreiheit einsetzt, verhaftet

Vietnam schränkt Religionsfreiheit mit neuem Dekret weiter ein



In Vietnam wird die Religionsfreiheit im kommenden Jahr noch weiter eingeschränkt. "Wenn am 1. Januar 2013 das umstrittene Dekret 92 in Kraft tritt, haben die Behörden noch mehr Handhabe, religiöse Gemeinschaften willkürlich an ihrer Glaubensausübung zu hindern", warnte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Denn alle Religionsgemeinschaften, die sich um offizielle Anerkennung bemühen, müssen dann minutiös alle ihre Organisationen und deren Aktivitäten anmelden und registrieren lassen. Das ermöglicht eine lückenlose Erfassung und Überwachung." Außerdem müssen die Glaubensgemeinschaften nachweisen, dass sie 20 Jahre lang keine Gesetze verletzt haben. "Dies dürfte bei vielen Glaubensgemeinschaften problematisch sein, da sie in Zeiten verstärkter Verfolgung nicht immer legal aktiv sein konnten und in den Untergrund gehen mussten."

"Wenn ein strategischer Partner Deutschlands so massiv Glaubensfreiheit unterhöhlt, sollte die deutsche Bundesregierung dies öffentlich nachdrücklich kritisieren", forderte Delius. Er erinnerte daran, dass bereits in den vergangenen Jahren immer wieder Christen und Menschenrechtler, die sich für mehr Religionsfreiheit in dem sozialistischen Staat einsetzen, festgenommen und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. So wurde erst am gestrigen Donnerstag der Menschenrechtsanwalt Le Quoc Quan in Hanoi verhaftet. Der bekannte Dissident hat sich in Blogs für mehr Glaubensfreiheit engagiert. Auch das Schicksal von vier christlichen Angehörigen der ethnischen Gemeinschaft der Hmong stünde beispielhaft für religiöse Verfolgung in Vietnam. Die vier Männer im Alter zwischen 27 und 38 Jahren wurden am 12. Dezember 2012 in der Provinz Lai Chau im Nordwesten des Landes zu Gefängnisstrafen zwischen drei und sieben Jahren verurteilt. Ihnen wurde vorgeworfen, die öffentliche Ordnung gefährdet zu haben, weil sie im Mai 2011 an einer nicht genehmigten religiösen Versammlung teilgenommen hatten.

Viele Angehörige indigener Völker in Vietnam gehören offiziell nicht zugelassenen protestantischen Kirchen oder verbotenen Hauskirchen an. Mehr als 250 Angehörige indigener Völker werden aufgrund ihres Engagements für Religionsfreiheit in Haft gehalten.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 28. Dezember 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Dezember 2012