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ASIEN/324: Thailand - Bürgerkrieg eskaliert - Europa soll sich für Frieden engagieren


Presseerklärung vom 4. September 2009

Bürgerkrieg in Südthailand eskaliert - Europa soll sich für Frieden engagieren!

Nicht weit von den Traumstränden Phukets schüren bewaffnete Dorfschützer Gewalt


Die Zivilbevölkerung im Süden Thailands leidet immer stärker unter einem eskalierenden Bürgerkrieg. Darauf hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag hingewiesen. "Allein in den vergangenen zehn Tagen wurden zwölf Menschen bei Anschlägen von Freiheitsbewegungen oder Übergriffen von Soldaten getötet und 114 Personen verletzt", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Nur 150 Kilometer von den Traumstränden Phukets entfernt herrschen Willkür, Terror und Gewalt." Die Europäische Union (EU) dürfe den sich verschärfenden Bürgerkrieg in Südthailand nicht länger ignorieren, da er schon bald weitere Regionen in Südostasien gefährden könne, warnte die GfbV in einem Schreiben an den amtierenden EU-Ratsvorsitzenden, den schwedischen Außenminister Carl Bildt. Denn es könne nicht ausgeschlossen werden, dass radikale Islamisten aus anderen Staaten versuchen würden, den innerthailändischen Konflikt für sich zu nutzen.

Der überwiegend muslimische malaiische Süden sehe sich vom buddhistischen Thailand diskriminiert und will seine jahrhundertelange Eigenständigkeit als Sultanat Patani wieder erhalten. Weder Freiheitsbewegungen, die für ein unabhängiges Patani kämpfen, noch die thailändischen Sicherheitskräfte würden auf die Zivilbevölkerung Rücksicht nehmen. Seit Januar 2004 seien mehr als 9.000 gewaltsame Zwischenfälle in Patani registriert worden, bei denen mindestens 3.532 Menschen starben und 5930 verletzt wurden.

"Seit im Juni 2009 bei einem Feuerüberfall auf eine Moschee elf Gläubige getötet wurden, ist die Gewalt eskaliert", sagte Delius. Jeden Monat würden seither mehr als 100 Anschläge, politisch motivierte Morde, Massaker und andere Übergriffe auf die Zivilbevölkerung gezählt. Während die thailändischen Medien vor allem über Morde an der buddhistischen Mehrheitsbevölkerung berichteten, seien tatsächlich jedoch 55 Prozent aller Opfer der Gewalt Angehörige der muslimischen Minderheit gewesen. Dem "Muslimischen Anwaltverein" lägen Informationen über mehr als 1000 Übergriffe der 66.000 in der Region stationierten Soldaten und Polizisten vor, doch nur in wenigen Fällen sei von den Behörden eine Strafverfolgung eingeleitet worden. Prozesse endeten regelmäßig mit dem Freispruch von Soldaten.

"Geschürt wird die Gewalt durch die Bewaffnung von "Dorfschützern", die meist der buddhistischen Mehrheitsbevölkerung angehören", berichtete Delius. Inzwischen seien bereits 102.000 Zivilisten in drei Milizen als Dorfschützer organisiert. Die Regierung strebe den Aufbau solcher lokalen Milizen in allen 1580 Dörfern Südthailands an. "So wird Hass zwischen Buddhisten und Muslimen gesät", kritisierte Delius. Unkontrolliert würden so zehntausende Waffen in Patani verbreitet, die den Frieden in weite Ferne rücken lasse. Wie gefährlich der Aufbau der Milizen sei, habe der gewaltsame Tod der elf muslimischen Gläubigen im Juni gezeigt. Die Behörden gingen inzwischen davon aus, dass Milizionäre für das Blutbad verantwortlich sind.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 4. September 2009
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2009