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ASIEN/264: Olympische Spiele schüren Gewalt in Nordwestchina


Presseerklärung vom 11. August 2008

Olympische Spiele schüren Gewalt in Nordwestchina


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Montag vor einer Gewalteskalation in der im Nordwesten Chinas gelegenen Region Xinjiang (Ostturkestan) gewarnt. "Dort sind die Uiguren die Verlierer, das steht schon drei Tage nach Beginn der Olympischen Spiele in Peking fest", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. Er verurteilte die Anschläge, bei denen in der Stadt Kuqa am Sonntagmorgen ein Wachmann und mindestens zehn Angreifer ihr Leben verloren hatten.

"Der Versuch von Extremisten, mit dilettantisch vorbereiteten Anschlägen Aufmerksamkeit auf die schwierige Lage der Uiguren zu lenken, wird katastrophale Folgen haben", warnte der Menschenrechtler. Denn die chinesischen Behörden würden nicht nach den Ursachen des Unmutes der muslimischen Bevölkerungsgruppe fragen, sondern ihre gewaltsame Verfolgung von Uiguren nur noch verstärken. Deshalb sei zu befürchten, dass solche Verzweiflungstaten noch weiter zunehmen werden.

In der Stadt Kuqa seien die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verstärkt worden. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Soldaten hätten die Bevölkerung am Sonntag daran gehindert, ihre Häuser zu verlassen. Am frühen Sonntagmorgen um 2 Uhr 30 waren die Polizeistation und verschiedene Einrichtungen der Behörden in der Stadt von mutmaßlich uigurischen Extremisten angegriffen worden. Wie bereits am vergangenen Montag bei dem Angriff auf Polizisten in Kashgar sollen die Täter auch in Kuqa mit selbst gebastelten Sprengsätzen ausgerüstet gewesen sein. Bei den Angriffen im Morgengrauen sollen ein Wachmann sowie mindestens zehn Angreifer getötet worden sein. In Kashgar hatten 16 Polizisten ihr Leben verloren.

Uiguren in Kashgar beklagten gegenüber der GfbV, dass die Repressionen in ihrer Stadt deutlich zugenommen hätten. Führende Persönlichkeiten aus Religion und Gesellschaft seien seit dem Anschlag eingeschüchtert oder verhaftet worden. Die lokalen Behörden in Kashgar hatten am Freitag öffentlich erklärt, sie hätten ihre Kontrollen von "Schlüsselfiguren" sowie "religiösen Persönlichkeiten" und "Unruhestiftern" deutlich verschärft, um die "Stabilität" in der Stadt zu sichern. Die dilettantische Durchführung beider Überfälle deutet nach Auffassung der GfbV darauf hin, dass die Beteiligten nicht Teil eines größeren internationalen Terror-Netzwerkes seien, sondern Einzeltäter.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 11. August 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. August 2008