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ASIEN/246: China - Neue Verhaftungswelle gegen Falun-Gong-Anhänger


Presseerklärung vom 29. April 2008

Sicherheitskräfte ohne Skrupel

China: Neue Verhaftungswelle gegen Falun-Gong-Anhänger


Gegen Falun-Gong-Anhänger rollt in China nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine neue Verhaftungswelle. Mehr als 1.870 Mitglieder der Meditationsbewegung seien in den ersten drei Monaten des Jahres 2008 von chinesischen Sicherheitskräften festgenommen worden. "Im Vorfeld der Olympischen Spiele wird die Verfolgung der Meditationsbewegung nicht nur in Peking, sondern landesweit massiv verstärkt", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Obwohl die Volksrepublik die Anti-Folter-Konvention unterzeichnet habe, seien seit Januar 2008 sechs Falun-Gong-Anhänger in Haft eines gewaltsamen Todes gestorben. Damit seien seit Beginn der Verfolgung der Meditationsbewegung im April 1999 mehr als 3130 Falun Gong-Anhänger im Gewahrsam der Sicherheitskräfte unter mysteriösen Umständen verstorben.

"Noch erschreckender als die hohe Zahl der Opfer ist die zunehmende Skrupellosigkeit und Brutalität der Sicherheitskräfte", sagte Delius. So würden sogar Kinder ausgefragt, um ihre Eltern und andere nahe Angehörige als Falun-Gong-Praktizierende zu überführen und zu bestrafen. So sei beispielsweise am 7. Januar 2008 ein Enkelkind einer verhafteten Falun-Gong-Praktizierenden zu einer Polizeistation im Bezirk Xiangyang (Provinz Heilonghijang) gebracht worden, um das Kind zu zwingen, Informationen über seine Oma und andere Falun-Gong-Anhänger preiszugeben, berichteten Freunde der betroffenen Familie der GfbV. Die ältere Frau sei im Gewahrsam der Polizei geschlagen worden und saß ihrem Enkel daher mit von Schlägen blau unterlaufenen Augen gegenüber. Da sie sich jedoch weigerte, Namen anderer Falun-Gong-Anhänger preiszugeben, musste ihr Enkelkind Fotos aller bei der Polizei gespeicherten Bewohner des Bezirkes anschauen und angeben, wer mit seiner Oma Kontakt hatten. Schließlich identifizierte das Kind die Falun-Gong-Praktizierende Qi Tian. Zwei Tage später drangen Polizisten gewaltsam in ihre Wohnung ein, beschlagnahmten Computer, Informationsmaterialien über die Meditationsbewegung und Geld. Frau Qui Tian war nicht zu Hause. Doch wenige Stunden später wurden ihre Eltern, ihre Schwester und ihr Neffe festgenommen. Nach umfangreichen Verhören wurden die Verhafteten später wieder freigelassen, Qi Tian wird weiterhin gesucht.

"Diese Razzien machen deutlich, wie eng das Netz geknüpft ist, mit dem gegen Falun-Gong-Anhänger vorgegangen wird", sagte Delius. "Heute werden nicht mehr zufällig Falun-Gong-Praktizierende verhaftet, sondern es wird ganz gezielt nach ihnen ermittelt."

Die Verfolgung von Falun Gong begann vor neun Jahren, nachdem am 25. April 1999 mehr als 10.000 Falun Gong-Anhänger in Peking gegen die Verweigerung ihrer Religionsfreiheit protestiert hatten.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 29. April 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2008