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AFRIKA/734: Kamerun - Überfall auf Klinik, vier Patienten verbrannt


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 13. Februar 2019

Kamerun: Bei Angriff auf Krankenhaus Patienten lebendig verbrannt - Bürgerkrieg eskaliert - Schutz der Zivilbevölkerung muss mehr beachtet werden


Göttingen, den 13. Februar 2019 - Nach dem gewaltsamen Tod von vier Patienten beim Angriff auf ein Krankenhaus hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Konfliktparteien im Bürgerkrieg in Kamerun aufgefordert, das humanitäre Völkerrecht und den Schutz der Zivilbevölkerung zu achten. Die Menschenrechtsorganisation verlangte außerdem eine unabhängige Untersuchung des tödlichen Überfalls auf das Hospital und eine Bestrafung der Verantwortlichen für die Gewalt. Die Patienten waren bei lebendigem Leib verbrannt, als das Krankenhaus von Kumba in der Nacht von Sonntag auf Montag dieser Woche von Bewaffneten angegriffen und in Brand gesetzt wurde. Regierungssoldaten und bewaffnete Unabhängigkeitskämpfer im anglophonen Teil Kameruns beschuldigen sich gegenseitig, für den Zwischenfall verantwortlich zu sein.

"Brutale Überfälle auf Krankenhäuser und Schulen haben katastrophale Folgen für das Leben der Zivilbevölkerung", warnte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Ärzte, Krankenschwestern und Lehrer fliehen vor der eskalierenden Gewalt, so dass immer mehr Hospitäler und Schulen verwaist sind und die staatliche medizinische und soziale Grundversorgung wegbricht." Rund 460.000 Menschen sind auf der Flucht vor der Gewalt. Rund 437.000 Personen haben in den frankophonen Regionen Schutz gefunden, mehrere zehntausend Menschen sind im benachbarten Nigeria aufgenommen worden.

Von der internationalen Staatengemeinschaft forderte die GfbV nachdrücklich mehr Engagement für eine friedliche Lösung des Bürgerkriegs in den anglophonen Regionen Kameruns. Erst am Dienstag wurden elf Personen verletzt, als ein von Soldaten begleiteter Auto-Konvoi von Gouverneur Bernard Okalia Bilai im Südwesten des Landes von Bewaffneten angegriffen wurde. Bei dem Überfall wurde auch eine Journalistin verletzt. Mindestens sechs Menschen fielen im Februar 2019 der Gewalt zum Opfer. So wurden zwei Personen in Bamenda getötet und vier Menschen kamen in Buéa zu Tode. Einer von ihnen wurde enthauptet. Auch Angriffe auf Schulen halten weiter an.

Seit November 2016 kämpfen bewaffnete Bewegungen in den anglophonen Regionen im Süd- und Nordwesten des Landes für einen unabhängigen englischsprachigen Staat. Die Behörden reagierten mit massiver Repression, zuletzt mit einer Welle willkürlicher Verhaftungen junger Menschen im Februar 2019.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 13. Februar 2019
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2019

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