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AFRIKA/645: Geberkonferenz für Jemen - Durch unterlassene Hilfe droht im Jemen Massensterben


Presseerklärung vom 24. April 2017

Geberkonferenz für Jemen (25.4.):

Durch unterlassene Hilfe droht im Jemen Massensterben

Untätigkeit ist Bankrotterklärung für Menschlichkeit


Vor der Geberkonferenz für den Jemen am Dienstag in Genf hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor einem Massensterben in dem Bürgerkriegsland durch unterlassene Hilfeleistung gewarnt. "Es ist beschämend und skandalös, dass das Leiden der Zivilbevölkerung im Jemen ignoriert wird und bislang nur 15,2 Prozent der benötigten Hilfe zugesagt wurden. Die internationale Staatengemeinschaft muss ihrer Schutzverantwortung für Zivilisten nachkommen, zu der sie sich im Jahr 2005 auf dem Millenniumsgipfel bekannt hat. Denn im Jemen werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt", erklärte die GfbV am Montag in Göttingen. "Wenn die bedeutendsten Industrienationen nicht dazu bereit sind, die 1,8 Milliarden Euro aufzubringen, die zur humanitären Versorgungen der Notleidenden nötig sind, dann ist dies eine Bankrotterklärung für die Menschlichkeit."

Die GfbV forderte nachdrücklich einen sofortigen Waffenstillstand und einen Stopp von Waffenlieferungen an alle Staaten und Konfliktparteien, die in diesen Bürgerkrieg verwickelt sind. Auch die deutschen Rüstungslieferungen an Saudi-Arabien, die im März 2017 genehmigt wurden, kritisierte die GfbV scharf. Denn die beiden Küstenschutzboote aus Deutschland können auch für die Blockade von Häfen im Jemen eingesetzt werden.

Dringend appellierte die GfbV an alle Krieg führenden Staaten und bewaffneten Gruppen, den Hafen Hodeida am Roten Meer weder zu blockieren noch anzugreifen, da dadurch die humanitäre Versorgung der Not leidenden Bevölkerung noch weiter erschwert würde. Der Hafen gilt im Jemen als bedeutendste Drehscheibe für humanitäre Hilfe.

Mehr als 17 Millionen Jemeniten könnten in den kommenden Monaten auf Katastrophenhilfe angewiesen sein. Schon jetzt brauchen 6,8 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittelhilfe. Rund 80 Prozent der im Land lebenden Kinder benötigen sofortige humanitäre Hilfe. Aufgrund der unzureichenden Ernährung ist jedes zweite Kind in seiner körperlichen oder geistigen Entwicklung zurückgeblieben. Auch 1,1 Millionen Schwangere sind akut gefährdet, weil sie unterernährt sind.

Mehr als drei Millionen Menschen sind im Jemen wegen des Bürgerkrieges auf der Flucht. Aufgrund der unsicheren Lage besuchen zwei Millionen Kinder nicht mehr die Schule. Besonders schwer von der Gewalt getroffen sind die rund eine Million dunkelhäutigen Al-Akhdam. Sie werden seit Jahren diskriminiert und sind rechtlos.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 24. April 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. April 2017

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