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AFRIKA/537: Mauretanien - Sklaverei-Kritiker seit einem Jahr inhaftiert


Presseerklärung vom 11. November 2015

Sklaverei-Kritiker seit einem Jahr in Mauretanien inhaftiert (11.11.):

17 Menschenrechtsorganisationen fordern Freilassung von verurteilten Sklaverei-Gegnern


Siebzehn mauretanische und internationale Menschenrechtsorganisationen haben am Mittwoch die sofortige Freilassung von zwei seit einem Jahr in Mauretanien inhaftierten Sklaverei-Kritikern gefordert. Die Menschenrechtler Biram Dah Abeid und Brahim Bila Ramdhane wurden am 11. November 2014 festgenommen und am 15. Januar 2015 wegen Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration gegen Sklaverei sowie wegen Mitgliedschaft in einer nicht registrierten Organisation und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Die Menschenrechtsorganisationen verlangen, dass die Vorwürfe gegen die beiden Sklaverei-Gegner zurückgenommen werden. Unterzeichnet wurde der Appell unter anderem von Amnesty International, dem PEN-International, der Gesellschaft für bedrohte Völker, ACAT, Anti-Slavery International und der Minority Rights Group International.

"Wir sind sehr besorgt über die Gesundheit des Trägers des Weimarer Menschenrechtspreises Biram Dah Abeid. Der Präsident der Menschenrechtsorganisation IRA ist im Gefängnis schwer erkrankt und muss dringend für eine weitere medizinische Behandlung in die Hauptstadt Nouakchott verlegt werden", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Doch bislang weigern sich die Behörden, der auch von Ärzten empfohlenen Verlegung aus einem schlecht ausgestatteten Provinz-Krankenhaus in Aleg in die Hauptstadt zuzustimmen. "Diese Verzögerung ist grausam, unmenschlich und erniedrigend. Die Regierung wird für alles, was diesem schwer erkrankten Gewissensgefangenen weiter zustößt, zur Verantwortung gezogen werden", erklärte Clément Boursin, der Leiter des Afrika-Programms von ACAT.

"Mauretanien hat im August 2015 ein neues Gesetz verabschiedet, das Sklaverei als Verbrechen gegen die Menschlichkeit definiert. Trotz der Annahme dieses Gesetzes entgehen Sklavenhalter noch immer einer Strafverfolgung, während paradoxerweise Sklaverei-Gegner zu Gefängnisstrafen verurteilt werden", sagte Gaetan Mootoo, der Westafrika-Researcher von Amnesty International. "Mauretanien darf Anti-Sklaverei-Aktivisten nicht länger gezielt angreifen und sie verurteilen, nur weil sie zum Beispiel an einer friedlichen Demonstration teilbenommen haben."

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 11. November 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. November 2015

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