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AFRIKA/484: Nigeria - Steinmeier darf Ursachen des Boko-Haram-Terrors nicht ignorieren


Presseerklärung vom 27. Oktober 2014

Außenminister Steinmeier in Nigeria

Ursachen des islamistischen Terrors nicht ignorieren - Korruption und Machtmissbrauch schüren Gewalt - Wieder 30 Jugendliche von Boko Haram entführt



Entschiedenere Maßnahmen im Kampf gegen islamistische Gewalt in Nigeria fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Den Opfern des Terrors von Boko Haram in Nordnigeria ist mit warmen Worten nicht geholfen", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag zum Auftakt des Nigeria-Besuchs von Außenminister Frank-Walter Steinmeier. "Wir erwarten von Außenminister Steinmeier deutliche Worte gegen Korruption und Machtmissbrauch, die den Kreislauf der Gewalt in Nigeria stetig anheizen. Neue Waffen und Militär- oder Polizei-Experten helfen im Kampf gegen Boko Haram nicht, so lange die Ursachen der Gewalt ignoriert werden." Steinmeier hat Nigeria gleich zu Beginn seines Staatsbesuches volle Unterstützung im Kampf gegen Boko Haram zugesichert.

Am heutigen Montag soll in Ndjamena, der Hauptstadt des Tschad, eine Waffenstillstandsvereinbarung zwischen Boko Haram und der Regierung Nigerias unterzeichnet werden. Dann sollen die im April 2014 in Chibok entführten 219 Schülerinnen freigelassen werden. "Doch selbst wenn die Verschleppten endlich freikommen sollten, wird der Terror gegen die Zivilbevölkerung Nordnigerias nicht aufhören", befürchtet Delius. "Solange dort Unterentwicklung, Korruption und Machtmissbrauch weiter zunehmen, wird Boko Haram keine Probleme haben, immer neue Kämpfer zu rekrutieren. Nur rücksichtslos folternde und mordende Polizisten und Soldaten gegen die Islamisten einzusetzen, ist nicht genug, um dem islamistischen Terror die Basis zu entziehen."

Trotz laufender Waffenstillstandsverhandlungen dauerte der islamistische Terror gegen die Zivilbevölkerung bisher an. So wurden bei einem Angriff auf das Dorf Ndongo am vergangenen Wochenende 17 Menschen getötet. 30 Jugendliche wurden bei einem Überfall mutmaßlicher Boko-Haram-Kämpfer auf das Dorf Mafa im Bundesstaat Borno verschleppt. Alle Jungen, die älter als 13, und alle Mädchen, die älter als elf Jahre waren, wurden entführt.

Erst am vergangenen Mittwoch wurden fünf Menschen durch einen Bombenanschlag in der Stadt Azare (Bundesstaat Bauchi) getötet und zwölf Personen verletzt. 60 Frauen waren vor einer Woche bei Überfällen auf drei Dörfer im Bundesstaat Borno verschleppt und als "lebende Schutzschilde" bei Angriffen auf weitere Siedlungen missbraucht worden. Mindestens sechs Menschen wurden bei den Überfällen auf vier Dörfer am vorletzten Wochenende getötet. Viele Wohnhäuser und mehrere Kirchen brannten die islamistischen Kämpfer nieder.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 27. Oktober 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2014


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