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AFRIKA/418: Mauretanien darf Sklaverei-Kritiker nach UN-Menschenrechtspreis nicht länger kriminalisieren


Presseerklärung vom 29. Dezember 2013

Begeisterter Empfang für Sklaverei-Kritiker nach Auszeichnung mit Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen

Mauretanien soll Sklaverei-Gegner endlich als Menschenrechtler anerkennen



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Regierung Mauretaniens aufgefordert, die gegen die Sklaverei kämpfende Bewegung IRA (Initiative zur Wiederbelebung der Abschaffung der Sklaverei) endlich offiziell als Menschenrechtsorganisation anzuerkennen. "Es ist absurd, dass der IRA-Vorsitzende Biram Dah Abeid mit dem Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen im Dezember 2013 ausgezeichnet wurde, während man seiner Bewegung in seinem Heimatland Mauretanien noch immer die offizielle Anerkennung als Nichtregierungsorganisation verweigert", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. Bei seiner Rückkehr von der Preisverleihung in New York wurde Abeid am letzten Freitag von hunderten begeisterten Unterstützern in der Hauptstadt Nouakchott empfangen.

Bis heute verweigern die mauretanischen Behörden die vor mehr als zweieinhalb Jahren beantragte Registrierung der IRA als Nichtregierungsorganisation. "Die offizielle Anerkennung der Organisation wird gezielt verschleppt, um die Arbeit der Menschenrechtler zu erschweren", erklärte Delius. Während andere Nichtregierungsorganisationen innerhalb weniger Wochen ihre offizielle Zulassung bekamen, wird der IRA dieser Status verwehrt. Ohne Registrierung durch die Behörden kann die Organisation nicht offiziell ein Büro anmieten, Personal einstellen und Hilfsprojekte für freigelassene ehemalige Sklaven finanzieren und durchführen. Auch hat sie nur begrenzten Zugang zu Justiz und Verwaltung.

Die Anerkennung wird noch immer verschleppt, weil der streitbare Sklaverei-Kritiker Abeid unter der Führungsschicht des Landes als einer der größten Staatsfeinde gilt. "Mit öffentlichen Protesten und Sitzstreiks zwingt die Menschenrechtsorganisation die Behörden, Strafanzeigen gegen Sklavenhalter auch tatsächlich zu verfolgen und Sklaven bei ihrer Befreiung zu unterstützen." Aus Angst vor Protesten der IRA und vor Strafanzeigen wegen Sklaverei wurden in den letzten zwei Jahren mehr als 6.000 Sklaven freigelassen. "Dies zeigt, wie effektiv die Proteste der Menschenrechtler sind", erklärte Delius. Offiziell ist die Sklaverei in Mauretanien zwar seit 1981 abgeschafft und steht seit dem Jahr 2007 sogar unter Strafe. Doch noch immer leben rund 500.000 afrikanische Haratin als Sklaven in dem nordwestafrikanischen Land.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon würdigte Abeids unermüdlichen Einsatz gegen die Sklaverei als weltweit herausragend. Mit dem Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen 2013 erhielt Abeid die höchste Menschenrechts-Auszeichnung der Weltorganisation. Die GfbV hatte ihn zu diesem Preis vorgeschlagen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 29. Dezember 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2013