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AFRIKA/235: Mehr als 500.000 Sklaven in Mauretanien


Presseerklärung vom 21. Juni 2010

Mehr als 500.000 Sklaven in Mauretanien

Appell: EU-Entwicklungshilfe an Mauretanien von stärkerem Einsatz gegen Sklaverei abhängig machen


In Mauretanien gibt es noch immer mehr als 500.000 Sklaven. Deshalb muss bei den Verhandlungen über neue EU-Entwicklungshilfe für das nordwestafrikanische Land am 22./23. Juni in Brüssel jede weitere finanzielle Unterstützung von einem entschiedenen Eintreten der mauretanischen Regierung gegen die Sklaverei abhängig gemacht werden, fordern die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und die Anti-Sklaverei-Bewegung IRA (Initiative pour la Résurgence du Mouvement Abolitionniste).

"Zwar wurde die Sklaverei in Mauretanien 1981 offiziell abgeschafft. Doch nach Schätzungen mauretanischer Menschenrechtler müssen noch immer rund 20 Prozent der Einwohner unentgeltlich oder fast ohne Lohn als Hausangestellte oder Landarbeiter für ihre "Herren" arbeiten", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Opfer der Sklaverei sind vor allem schwarzafrikanische Haratin, die ca. 40 Prozent der drei Millionen Staatsbürger stellen. Wer diesen Skandal anprangert, wird wie der IRA-Vorsitzende Biram Dah Abeid von den Behörden diffamiert und verfolgt." Da die mauretanische Regierung das Fortbestehen der Sklaverei leugne, müsse in einer unabhängigen Studie das tatsächliche Ausmaß der Sklaverei untersucht werden. Außerdem müsse das Gesetz zum Verbot der Sklaverei ergänzt werden, so dass Opfer auch gegen ihre "Herren" klagen können, fordern GfbV und IRA.

Mauretaniens Regierung hat mit Unterstützung der Europäischen Kommission Geberländer zu einem "Runden Tisch" in der belgischen Hauptstadt eingeladen, auf dem über die Perspektiven der weiteren Entwicklungshilfe für den afrikanischen Staat beraten werden soll. Aus Mauretanien wird eine 50-köpfige Delegation erwartet, der auch eine Gruppe von handverlesenen Vertretern von Nichtregierungsorganisationen (NGO) angehört. Anti-Sklaverei-Aktivisten sind nicht darunter.

"Die EU muss sich gemäß ihrer "Richtlinien zum Schutz von Menschenrechtlern" dafür einsetzen, dass Menschenrechtler, die sich gegen die Sklaverei engagieren, in Mauretanien nicht länger eingeschüchtert und verfolgt werden", sagte Delius. Nach kritischen Äußerungen zur Sklaverei auf einer Konferenz im Februar 2009 in Paris wurde Biram Dah Abeid die Verlängerung seines Reisepasses verweigert. Außerdem wurde er verdächtigt, mit dem israelischen Geheimdienst zusammenzuarbeiten, und als "Vaterlandsverräter" sowie "Gotteslästerer" diffamiert. Es wurde sogar ein falsches Gesundheitszeugnis in Umlauf gebracht, in dem der Eindruck erweckt wird, er sei geisteskrank. Seine Organisation IRA wurde verboten.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 21. Juni 2010
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2010