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AFRIKA/214: Ägypten - Nach Morden an Kopten - Christen in Schutz nehmen!


Presseerklärung vom 7. Januar 2010

Tödlicher Angriff auf Kopten

Sicherheitsmaßnahmen für Christen in Ägypten gefordert
Kairo darf Muslime nicht gegen koptische Gemeinschaft aufwiegeln


Nach dem tödlichen Angriff auf koptische Christen in Ägypten hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag dringend gebeten, sich bei der ägyptischen Regierung für den Schutz der Christen einzusetzen. "Statt Gerüchte über die Beweggründe der Täter in die Welt zu setzen, die christliche Glaubensgemeinschaft so zu diffamieren und Muslime gegen sie aufzuwiegeln, muss Kairo endlich konkrete Sicherheitsmaßnahmen für die bedrohte Minderheit ergreifen", erklärte der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido in Göttingen. Die Menschenrechtsorganisation bezeichnete die Erklärung eines Sprechers des ägyptischen Innenministeriums, der Überfall, könnte eine Reaktion von Muslimen auf eine angebliche Vergewaltigung eines muslimischen Mädchen durch einen Kopten gewesen sein, sei "offene Hetze gegen Christen". Auch Vertreter der koptischen Kirche wiesen diese Behauptung zurück.

Sechs Kopten und ein muslimischer Wachmann waren nach einer Mitternachtsmesse zum koptischen Weihnachtsfest in der Nacht zum Donnerstag von Unbekannte aus einem Auto heraus erschossen worden. Der Überfall ereignete sich vor der Kirche der Ortschaft Nag Hammadi in der Provinz Kena, 650 Kilometer südlich von Kairo. Mindestens zehn Menschen wurden verletzt.

Die GfbV dokumentiert seit einigen Jahren Angriffe auf koptische Christen in Ägypten. Sie stellen mit acht bis zehn Millionen Menschen rund acht Prozent der etwa 79 Millionen ägyptischen Staatsbürger. In ihrer Mehrheit sind die Christen Kopten, vor allem orientalisch Orthodoxe. Es gibt aber auch einige koptische Katholiken. Die griechisch-orthodoxen, griechisch-katholischen und protestantisch-arabischen Christen bilden jeweils nur kleine Gemeinschaften. Die Kopten stellen nur vier von 440 Abgeordneten im ägyptischen Parlament.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 7. Januar 2010
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Januar 2010