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AFRIKA/178: Mehr für Frieden in Somalia tun - Äthiopische Truppen abziehen


Presseerklärung vom 4. Juli 2008

Zivilbevölkerung leidet unter zunehmender Gewalt

G-8-Staaten müssen mehr für Frieden in Somalia tun:
Äthiopische Truppen müssen abgezogen werden!


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den G-8-Staaten am Freitag Versagen in der Somalia-Krise vorgeworfen, der schlimmsten humanitären Katastrophe in Afrika. "Wenn die G-8-Staaten den Friedensprozess in Somalia nicht endlich gezielter unterstützen, droht hunderttausenden Menschen der Hungertod", warnte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Da es im Juni 2008 immer häufiger Überfälle auf somalische und internationale Helfer gegeben habe, hätten Hilfsorganisationen ihre Arbeit einschränken müssen. "Bis zum Jahresende werden statt bislang 2,5 Millionen bis zu 3,5 Millionen Somali Not leiden und auf Hilfe angewiesen sein, wenn die internationale Gemeinschaft weiterhin so passiv bleibt."

Die G-8-Staaten müssten dringend auf einen schnellen Abzug der in Somalia verhassten äthiopischen Truppen drängen und den Frieden auch mit finanziellen Anreizen fördern, forderte Delius. Seit der Invasion Äthiopiens im Dezember 2006 habe es in Somalia mehr als 8.000 Tote gegeben, allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres seien 2.136 Opfer zu beklagen. Die humanitäre Lage der Zivilbevölkerung werde immer schlimmer. Nur 25 Prozent der Menschen würden regelmäßig medizinisch betreut, nur 29 Prozent hätten Zugang zu fließendem Wasser und weniger als 30 Prozent der Kinder besuchten Grundschulen. Solche katastrophalen Zustände dürften die reichsten Länder der Welt nicht einfach ignorieren.

Da die USA den Einmarsch äthiopischer Truppen in Somalia gefördert und so entscheidend zur Verschärfung des Krieges beigetragen hätten, müssten die G-8-Staaten ihrer Verantwortung nun gerecht werden und endalich konstruktiv zu einer Lösung der Somalia-Krise beitragen. Dazu hätten Deutschland, Frankreich und Großbritannien mit ihrer bedingungslosen Unterstützung der somalischen Übergangsregierung, die nur noch 15 Prozent des Landes kontrolliere, bisher nichts beigetragen.

Am 9. Juni 2008 war zwar ein Waffenstillstand zwischen der Übergangsregierung Somalias und gemäßigten muslimischen Führern vereinbart worden. Doch er wurde schon mehrfach gebrochen. So seien in den letzten sieben Tagen mindestens 53 Menschen bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen somalischen Sicherheitskräften, der äthiopischen Armee und radikal-muslimischen Kräften getötet worden. Ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung würden sich alle Seiten mit Raketen beschießen.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 4. Juli 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2008