Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → AMNESTY INTERNATIONAL

AKTION/840: Urgent Action - Myanmar - Behandlung verweigert


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-319/2011, AI-Index: ASA 16/006/2011, Datum: 31. Oktober 2011 - mr

Myanmar
Behandlung verweigert


U GAMBIRA, buddhistischer Mönch

Der buddhistische Mönch U Gambira ist im Gefängnis schwer erkrankt. Er befindet sich wegen seiner Beteiligung an den Protesten gegen die Regierung im Jahr 2007 in Haft. Amnesty International hat kürzlich erfahren, dass seine Verletzungen von der Folter herrühren, der er 2009 unterzogen wurde. Er muss dringend in ein Krankenhaus verlegt und dort behandelt werden.

U Gambira wird im Kale-Gefängnis im Norden Myanmars in Einzelhaft gehalten. Einige ehemalige Gefangene, die ihn besuchen konnten, berichteten, dass es ihm schwer fällt zu sprechen und dass er Narben und Male an den Händen, Armen und anderen Körperteilen hat. Darüber hinaus berichtete U Gambira ihnen, dass er mehrmals die Woche heftige Kopfschmerzen bekommt, die ihn vor Schmerzen schreien lassen. Wenn dies geschieht, verabreichen ihm die Gefängniswärter eine Spritze, die ihn etwa fünf Stunden lang schlafen lässt. Beim Aufwachen fühlt er sich benommen und das Sprechen fällt ihm schwer. Es steht zu befürchten, dass ihm Drogen statt Medikamente verabreicht werden. U Gambira soll seit der Folter noch keine angemessene medizinische Behandlung erhalten haben. Die ehemaligen Gefangenen baten die Behörden des Kale-Gefängnisses, U Gambira zur Behandlung in ein Krankenhaus zu verlegen. Amnesty International hat erfahren, dass auch ein ehemaliger Gefängnisbeamter den Behörden geschrieben und sie aufgefordert hat, U Gambira Zugang zu medizinischer Behandlung zu geben, und der Beamte in seinem Brief der Sorge Ausdruck gegeben hat, dass die Injektionen dem Mönch schaden könnten.

U Gambira soll im April 2009, als man ihn im Hkamti-Gefängnis nördlich von Kale festhielt, gefoltert worden sein. Die Berichte legen nahe, dass er gefoltert wurde, nachdem er darum gebeten hatte, sich körperlich betätigen zu dürfen. Gefängniswärter legten ihn in Ketten und fesselten ihn mit Handschellen an einen Stuhl. Sie stopften ihm Stoff in den Mund und zogen ihm eine schwarze Kapuze über den Kopf. Dann schlugen sie ihn mit einem Stock auf den Kopf. U Gambira soll über längere Zeiträume an den Stuhl gekettet gewesen und in diesen Phasen von Wärtern gefüttert worden sein. Am 12. Mai 2009 wurde er in das Kale-Gefängnis verlegt.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

U Gambira verbüßt eine 63-jährige Gefängnisstrafe wegen seiner friedlichen Beteiligung an den großen Protesten gegen die Regierung, die im August 2007 in Myanmar ausbrachen. Er ist Mitbegründer der landesweiten Mönchsvereinigung "All Burma Monks' Alliance" (ABMA), die im September 2007 ins Leben gerufen wurde und tausende Mönche mobilisierte, an den Demonstrationen teilzunehmen. Der Mönch wurde nach einem unfairen Verfahren im November 2008 verurteilt. Am 22. November 2008 brachte man U Gambira in das Hkamti-Gefängnis in der Division Sagaing im Norden Myanmars und verlegte ihn dann im Mai 2009 in das Kale-Gefängnis, ebenfalls in Sagaing. Das Kale-Gefängnis ist über 1000 Kilometer von seiner Heimatstadt Rangun entfernt. Der UN-Sonderbeauftragte für Menschenrechte in Myanmar, Tomas Ojea Quintana, drängte in seinem Bericht zur Menschenrechtslage in Myanmar vom März 2011 die Behörden des Landes, die "Praxis zu unterlassen, gewaltlose politische Gefangene in abgelegene Gegenden zu verlegen. Dies ist eine Praxis, die Berichten zufolge Ende 2008 aufgenommen wurde und eine weitere Bestrafung zu sein scheint, da sie verhindert, dass die Gefangenen regelmäßige Familienbesuche und lebenswichtige Nahrungsmittel sowie notwendige Medikamente erhalten. Diese Praxis gefährdet gewaltlose politische Gefangene zusätzlich, da sie unter diesen noch schlechteren Haftbedingungen leiden. Auch für die Familien wird die Lage noch erschwert."

In Bestimmung 22, Punkt 2) der Mindestgrundsätze für die Behandlung von Gefangenen heißt es: "Kranke Gefangene, die fachärztlicher Behandlung bedürfen, sind in darauf spezialisierte Vollzugsanstalten oder in öffentliche Krankenhäuser einzuliefern. Sind in Vollzugsanstalten Einrichtungen für stationäre Behandlung vorhanden, müssen Ausstattung, Instrumente und Arzneimittel für die ärztliche Versorgung und Behandlung kranker Gefangener geeignet sein. Entsprechend ausgebildetes Personal muß vorhanden sein."


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE

- Ich fordere Sie nachdrücklich auf, U Gambira umgehend in ein Krankenhaus zu überstellen, ihn dort gründlich und unabhängig untersuchen zu lassen und ihm alle nötige Behandlung zuzugestehen.

- Lassen Sie den gewaltlosen politischen Gefangenen U Gambira umgehend und bedingungslos frei, denn er befindet sich nur aufgrund seiner friedlichen Aktivitäten in Haft.

- Führen Sie eine umfassende und unparteiische Untersuchung der Foltervorwürfe von U Gambira durch, veröffentlichen Sie die Ergebnisse und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.

- Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass das Völkerrecht Folter und andere Misshandlungen strikt untersagt.

APPELLE AN

INNENMINISTER
Lt Gen Ko Ko
Ministry of Home Affairs
Office No. 10
Nay Pyi Taw
MYANMAR
(korrekte Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 95) 67 412 439
E-Mail: ddg.gad@gad.gov.mm

VORSITZENDER DER MENSCHENRECHTSKOMMISSION
U Win Mya
Myanmar National Human Rights Commission
Office No. 10, Nay Pyi Taw
MYANMAR
(korrekte Anrede: Dear Chairman / Sehr geehrter Herr Vorsitzender)
Fax: (00 95) 67 412 439


KOPIEN AN

DIREKTOR DES KALE-GEFÄNGNISSES
U Go Kyin Paung
Kale Prison
Sagaing Division
MYANMAR
(korrekte Anrede: Dear Warden / Sehr geehrter Herr Direktor)

BOTSCHAFT DER UNION MYANMAR
S.E. Herrn U Tin Win
Thielallee 19
14195 Berlin
Fax: 030-2061 5720
E-Mail: info@botschaft-myanmar.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Birmanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 12. Dezember 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Calling for U Gambira to be admitted to hospital immediately for a full and independent medical examination, and for him to be given all necessary medical treatment.

- Calling for U Gambira to be released immediately and unconditionally, as he is a prisoner of conscience, detained solely as a result of his peaceful activism.

- Urging the authorities to conduct a full and impartial investigation into the reports that U Gambira was tortured, with the results made public and those responsible brought to justice.

- Note that torture and other forms of ill-treatment are absolutely prohibited under international law.


*


Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-319/2011, AI-Index: ASA 16/006/2011, Datum: 31. Oktober 2011 - mr
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Postfach - 53108 Bonn
Heerstr. 178, 53111 Bonn
Telefon:+ 49 228 98373-0, Fax: +49 228 630036
E-Mail: ua-de@amnesty.de; info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2011