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AKTION/725: Urgent Action - Kolumbien - Zwei Afro-Kolumbianer verschleppt


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-241/2011, AI-Index: AMR 23/025/2011, Datum: 9. August 2011 - mf

Kolumbien
Zwei Afro-Kolumbianer verschleppt


Herr FRANCISCO PINEDA
Herr EVERTO GONZÁLEZ
Herr ÁLVARO GONZÁLEZ
Herr ENRIQUE PETRO

Francisco Pineda und Everto González, beide Gemeinderatsmitglieder der Stadt Caracolí im Nordwesten Kolumbiens, wurden von paramilitärischen Truppen entführt. Amnesty International befürchtet, dass sie und weitere Mitglieder der afro-kolumbianischen Gemeinschaft in Lebensgefahr sind.

Am 1. August beobachteten ZeugInnen, wie sich eine Gruppe Paramilitärs in Caracolí im Gebiet La Florida im Curvaradó-Flussbecken dem Gemeinderatsmitglied Francisco Pineda näherte. Sie teilten ihm mit, dass sie einige "Landprobleme lösen" wollten und nahmen ihn mit. Später am selben Tag konnte Francisco Pineda seine Familie darüber informieren, dass er von Paramilitärs festgehalten werde. Seitdem hat seine Familie nichts von ihm gehört und auch sein Aufenthaltsort ist nicht bekannt.

Am 23. Juli kam in Gengadó Medio im Curvaradó-Flussbecken eine Gruppe von Paramilitärs auf Everto González zu, ebenfalls ein Gemeinderatsmitglied von Caracolí. Sie erklärten "Du musst mit uns kommen, wir lösen das Landproblem". Er wurde gezwungen mitzugehen und ist seitdem nicht mehr gesehen worden. Am 1. August teilten Paramilitärs Verwandten und NachbarInnen seines Neffen Álvaro González mit, dass sie nun nach Álvaro González suchten, um ihn zu töten.

Viele Mitglieder afro-kolumbianischer Gemeinden in der Region, einschließlich Gemeinderatsmitglieder, werden von Paramilitärs bedroht, weil sie ihre Landrechte verteidigen und sich gegen Palmölproduktionsfirmen wehren. Enrique Petro, Gemeinderatssprecher von Andalucía, erhielt wie viele andere vor kurzem Morddrohungen. Paramilitärische Aktionen wurden im Gebiet des Curvaradó-Flussbeckens, wo die Brigade XVII des Militärs stationiert ist, bereits wiederholt angeprangert.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Die EinwohnerInnen des Curvaradó- und des benachbarten Jiguamiandó-Flussbeckens wurden 1997 von Paramilitärs von ihrem Land vertrieben. Seitdem wurden über 100 dieser Gemeindemitglieder ermordet, um dort illegale Ölpalmen-Plantagen anzulegen. Viele afro-kolumbianische Vertriebene kehrten auf ihr Land zurück, nachdem die Regierung im Jahr 2000 ihre kollektiven Grundbesitzrechte anerkannt hatte, mussten aber feststellen, dass auf ihrem Land rechtswidrig Ölpalmen und andere kommerziell nutzbare Produkte angebaut wurden. Neben Drohungen und Morden sehen sich die zurückgekehrten Menschen immer wieder Versuchen der AnbauerInnen von Ölpalmen gegenüber, sie mit Hilfe von gefälschten Eigentumsurkunden zu vertreiben.

2007 kehrten die EinwohnerInnen von Caracolí in das Gebiet zurück. Seitdem wurden viele Gemeindemitglieder bedroht und kamen durch paramilitärische Gruppen und/oder Streitkräfte der Regierung zu Tode. Im Jahr 2000 wurde Jorge González, der Bruder von Everto González von Paramilitärs getötet, weil er sich weigerte, das Land an Paramilitärs abzugeben.

Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte der Organisation Amerikanischer Staaten hat die kolumbianischen Behörden wiederholt aufgefordert, angemessene Maßnahmen einzuleiten, um die Sicherheit der afro-kolumbianischen Gemeinden von Curvaradó und Jiguamiandó zu gewährleisten. Die kolumbianischen Behörden haben aber bislang keine effektiven Maßnahmen ergriffen, um die Aufforderungen des Gerichtshofes umzusetzen.

Die konfessionsübergreifende Nichtregierungsorganisation für Gerechtigkeit und Frieden Comisión Intereclesial de Justicia y Paz arbeitet mit den Gemeinden in den Curvaradó- und Jiguamiandó-Flussbecken zusammen. Seit dem Amtsantritt von Präsident Santos hat die Organisation zwei Fälle von Verschwindenlassen, acht Vertreibungen und 32 Drohungen, auch gegen Gemeinderatsmitglieder, dokumentiert.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Ich bin um die Sicherheit von Francisco Pineda, Everto González, Álvaro González, Enrique Petro und anderer Mitglieder afrikanischstämmiger Gemeinden besorgt.

- Ich appelliere an Sie, alle notwendigen Maßnahmen zu treffen, um die Aufenthaltsorte von Francisco Pineda und Everto González zu ermitteln. Gewährleisten Sie deren Sicherheit sowie die von œlvaro González, Enrique Petro und anderen afro-kolumbianischen Gemeindemitgliedern, die bereits bedroht wurden.

- Ich bitte Sie, eine vollständige, unparteiische und unabhängige Untersuchung über das Verschwindenlassen von Álvaro González, Enrique Petro und weiteren afro-kolumbianischen Gemeindemitgliedern einzuleiten, die Ergebnisse zu veröffentlichen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

- Des Weiteren sollten Sie in Übereinstimmung mit den von Ihrer Regierung eingegangenen Verpflichtungen und den Empfehlungen der Vereinten Nationen und weiterer Organisationen die paramilitärischen Gruppen sofort auflösen und deren Verbindungen zu den Sicherheitskräften unterbinden.


APPELLE AN

STAATSPRÄSIDENT
Sr. Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Palacio de Nariño,
Carrera 8. No. 7-26, Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Excmo. Sr. Presidente Santos/ Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (0057) 1 596 0631

INNEN- UND JUSTIZMINISTER
Señor Germán Vargas Lleras
Ministerio Del Interior y De Justicia
Carrera 9a. No. 14-10, Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Estimado Sr. Ministro Vargas/ Sehr geehrter Herr Justizminister)
Fax: (0057) 1 599 8961


KOPIEN AN

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Comisión Intereclesial de Justicia y Paz
Calle 61A, No. 17-26 (Chapinero)
Bogotá
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
I. E. Frau Dr. Maria Dora Victoriana Mejía Marulanda
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 21. September 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Express concern for the safety of Francisco Pineda, Everto González, Álvaro González, Enrique Petro, and other members of the Afro-descendant community.

- Call on the authorities to do everything necessary to establish the whereabouts of Francisco Pineda and Everto González, and to guarantee their safety and the safety of Álvaro González, Enrique Petro and other members of the Afro-descendant community who have been threatened.

- Call on them to launch a full, impartial and independent investigation into the enforced disappearance of Francisco Pineda and Everto González and death threats against Alvaro González, Enrique Petro and other members of the Afro-descendant community, to publish the results and bring those responsible to justice.

- Urge them to take immediate action to dismantle paramilitary groups and break their links with the security forces, in line with stated government commitments and recommendations made by the UN and other bodies.


*


Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-241/2011, AI-Index: AMR 23/025/2011, Datum: 9. August 2011 - mf
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306
Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. August 2011