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AKTION/547: Urgent Action - Guatemala - Indigene Aktivist_innen getötet


ai - URGENT ACTION
UA-Nr.: UA-039/2011, AI-Index: AMR 34/001/2011, Datum: 22. Februar 2011 - ar

GUATEMALA
Indigene Aktivist_innen getötet


CATALINA MUCÚ MAAS, Studentin
ALBERTO COC CAL, Student
SEBASTIAN XUC COC, Student

AMILCAR CHOC, Freund der Studierenden

Drei Angehörige der indigenen Maya-Gemeinde Q'eqchi wurden am 14. Februar in Rio Dulce im Regierungsbezirk Izabal im Osten von Guatemala tot aufgefunden. Die Aktivist_innen studierten alle an einer Hochschule und setzten sich für Landrechte ein. Ein vierter indigener Jugendlicher, Amilcar Choc, wurde am 15. Februar ebenfalls tot aufgefunden. Auch die anderen Angehörigen der indigenen Gemeinschaft befinden sich in Gefahr.

Am 12. Februar verließen Catalina Mucú Maas, Alberto Coc Cal und Sebastian Xuc Coc das an einem Flusslauf gelegene Quebrada Seca, eine Gemeinde der indigenen Maya Q'eqchi, um 6.30 Uhr morgens mit dem Boot, um Vorlesungen an der Universität in Rio Dulce im Regierungsbezirk Izabal zu besuchen. Als sie zwei Stunden später dort ankamen, ließen sie ihr Boot am Kai zurück. Um 14.00 Uhr machten Alberto Coc Cal und Sebastian Xuc Coc in einem Café in der Nähe des Kais Mittagspause. Eine halbe Stunde später, als sie das Café bereits verlassen hatten, fragte dort ein unbekannter Mann nach ihnen. Catalina Mucú Maas, Alberto Coc Cal und Sebastian Xuc Coc verließen die Universität gegen 17.00 Uhr und trafen sich mit einem Freund, Amilcar Choc. Die vier machten sich daraufhin gemeinsam auf den Rückweg nach Quebrada Seca. Catalina Mucú Maas telefonierte mit ihrer Familie und teilte ihnen mit, dass sie sich auf dem Rückweg befinde. Dieser Anruf war das letzte Lebenszeichen, das von den Aktivist_innen ausging. Nach ihrem Verschwinden baten Familienangehörige die Behörden um Hilfe bei der Suche.

Am 13. Februar um 14.00 Uhr entdeckten Angehörige der Gemeinschaft das Boot, das mehrere Einschusslöcher und Blutspuren aufwies. Auf dem Boot wurden lediglich die Rucksäcke der Aktivist_innen gefunden, und am nächsten Tag begannen Angehörige der Gemeinschaft mit der Suche nach den Studierenden. Am 14. Februar wurden die Leichen von Catalina Mucú Maas, Alberto Coc Cal und Sebastian Xuc Coc im Fluss gefunden, ganz in der Nähe der Stelle, an der auch das Boot entdeckt worden war. Am 15. Februar fand man einen Kilometer entfernt den leblosen Körper von Amilcar Choc. Sie waren alle mit mehreren Schüssen getötet worden, die offensichtlich aus nächster Nähe abgegeben worden waren. Die Getöteten hatten sich zu Lebzeiten für die Rechte der Menschen in der Gemeinde Quebrada Seca eingesetzt. So hatten sie beispielsweise an den Verhandlungen zu einem Landstreit über ein Gebiet dieser Gegend teilgenommen. In jüngster Zeit haben weitere Aktivist_innen der Gemeinschaft Morddrohungen erhalten. Die Angehörigen der Gemeinschaft befinden sich also in Gefahr und müssen bei der Feldarbeit und allen anderen alltäglichen Tätigkeiten um ihr Leben fürchten.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Lokalen Quellen zufolge kamen die zuständigen Behörden - das Innenministerium (Ministerio de Gobernación) und die Generalstaatsanwaltschaft (Ministerio Público) - den Bitten der Gemeinde, nach den Vermissten zu suchen und am Tatort Beweise aufzunehmen, nur zögerlich nach. Die Generalstaatsanwaltschaft nahm beispielsweise wichtige Beweismittel wie die Rucksäcke der Getöteten und vier Patronenhülsen nicht auf - die Rucksäcke wurden stattdessen an die Familien zurückgegeben.

Amnesty International ist besorgt über die mangelhafte Beweisaufnahme und befürchtet, dass dies die weiteren Ermittlungen grundlegend beeinträchtigen wird. Hinzu kommt, dass die zuständigen Behörden die Drohungen und anderen Zwischenfälle, die die Angehörigen der Gemeinschaft in den letzten Wochen angezeigt haben, nicht untersuchten. Amnesty International hat in der Vergangenheit bereits Besorgnis über die Vorgehensweise der guatemaltekischen Behörden bei der Untersuchung von Straftaten geäußert, so in den englischsprachigen Berichten: Guatemala: No protection, no justice: killings of women in Guatemala
(http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR34/017/2005/en) und Guatemala: No protection, no justice: killings of women (an update)
(http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR34/019/2006/en).

Amnesty International fürchtet um die Sicherheit von Menschenrechtsverteidiger_innen in Guatemala, die sich wegen ihrer rechtmäßigen Tätigkeit ständigen Angriffen und Drohungen ausgesetzt sehen. Die meisten Übergriffe auf Menschenrechtsverteidiger_innen werden nicht geahndet und die Täter_innen gehen straffrei aus. Siehe dazu den englischen Bericht Central America: Persecution and resistance: The experience of human rights defenders in Guatemala and Honduras, zu finden unter
http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR02/001/2007/en.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Sorgen Sie bitte dafür, dass die Generalstaatsanwaltschaft eine unabhängige, gründliche und unparteiische Untersuchung der Tötungen von Catalina Mucú Maas, Alberto Coc Cal, Sebastian Xuc Coc und Amilcar Choc durchführt, die Ergebnisse veröffentlicht und die Verantwortlichen vor Gericht stellt.

- Ich fordere Sie höflich auf, umgehend wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit der Menschen in der Gemeinde Quebrada Seca zu gewährleisten.


APPELLE AN

GENERALSTAATSANWÄLTIN
Claudia Paz y Paz Bailey
Fiscal General de la República
Ministerio Público
15 Avenida 15-16, Zona 1, Barrio Gerona
Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
(korrekte Anrede: Dear Attorney General/Estimada Sra. Fiscal General)
Fax: (00 502) 2411 9124

INNENMINISTER
Lic. Carlos Menocal
Ministro de Gobernación
6 Avenida 13-71, Zona 1
Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
(korrekte Anrede: Dear Minister/Estimado Sr. Ministro)
Fax: (00 502) 2413 8658


KOPIEN AN

MENSCHENRECHTSORGANISATION
UDEFEGUA - Unidad de protección a defensores y defensoras de derechos humanos
1 Calle 7-45, Zona 1
Oficina 2-b
Ciudad de Guatemala
GUATEMALA
E-Mail: udefegua@yahoo.com

BOTSCHAFT DER REPUBLIK GUATEMALA
S.E. Herrn Gabriel Edgardo Aguilera Peralta
Joachim-Karnatz-Allee 45-47, 2. OG.
10557 Berlin
Fax: 030-2064 3659
E-Mail: embaguate.alemania@t-online.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 5. April 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Calling for an independent, thorough and impartial investigation by the Prosecutor's office into the killing of the four individuals, with the results made public and those responsible brought to justice.

- Urging that the authorities take immediate steps to provide appropriate protection to the Quebrada Seca community.


*


Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr.: UA-039/2011, AI-Index: AMR 34/001/2011, Datum: 22. Februar 2011 - ar
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306
Fax: 030/42 02 48 - 330
E-Mail: presse@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2011