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AKTION/392: Reaktionen und Erfolge - März 2007 (amnesty journal)


amnesty journal 3/2007 - Das Magazin für die Menschenrechte

Reaktionen und Erfolge


- Deutschland - Beste Anzeigenkampagne des Jahres
- Iran - Nazanin ist frei!
- Deutschland - 180.000 Unterschriften für "abpfiff"
- Myanmar, Eritrea, Pakistan - Aus der Haft entlassen
- Iran - "Propaganda gegen das System"
- Kuba - "Danke für die wunderbare Arbeit"
- Berlin - amnesty zeichnet Jennifer López aus


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Beste Anzeigenkampagne des Jahres

Deutschland - Fesseln, Narben und Etiketten, wie sie auf T-Shirts zu finden sind - eingestanzt in die Haut eines Menschen. Die Plakatserie von ai zeigt die Sportler Sergej Barbarez, Hanno Balitsch und Nicolas Kiefer als Folteropfer. "Es ist die beste Anzeigenkampagne des Jahres 2006", befand im Februar die Jury des LeadAwards und kürte ai, die Hamburger Agentur "he said she said" und den Fotografen Justin Winz zu den Gewinnern des LeadAwards in der Kategorie Anzeigen. Die LeadAwards sind die führende Auszeichnung für Print- und Onlinemedien. Die Plakate sind ab März in den Hamburger Deichtorhallen und danach im Zeitungsmuseum Saarbrücken zu sehen.


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Nazanin ist frei!

Iran - Es war ein glücklicher Tag für alle, die sich weltweit für die Freilassung von Nazanin Fatehi eingesetzt haben: Am 31. Januar wurde sie aus dem Evin-Gefängnis in Teheran entlassen. "Nazanin wurde herzlich von den Wartenden vor dem Gefängnis empfangen", teilte das Internationale Komitee gegen die Todesstrafe mit.

Als erstes sei die junge Frau zu einer Telefonzelle gegangen, um sich bei Mina Ahadi zu bedanken, der Vorsitzenden des Komitees. Diese hatte gemeinsam mit Nazanin Afshin-Jam, "Miss Kanada 2003" und Namensvetterin der zum Tode Verurteilten, die Kampagne "helpnazanin" gestartet.

Nazanin Fatehi war 17 Jahre alt, als sie einen Mann erstach, der sie vergewaltigen wollte. Dafür wurde sie zum Tode verurteilt. ai und andere Organisationen haben sich weltweit für ihre Freilassung eingesetzt.


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180.000 Unterschriften für "abpfiff"

Deutschland - Die "Fußball-WM 2006" war ein voller Erfolg und ebenso die vom Deutschen Frauenrat initiierte Kampagne "abpfiff - Schluss mit Zwangsprostitution", mit der zahlreiche NGOs, darunter auch amnesty international, die WM begleiteten. So gab es ein beeindruckendes, weltweites Medien-Echo, und es kamen rund 180.000 Unterschriften für die Kampagnen-Forderungen zusammen. Diese wurden unlängst der Bundestags-Vizepräsidentin, Susanne Kastner, überreicht. Die Kampagne nutzte die WM als Plattform, um mit Nachdruck Maßnahmen zur Prävention und Verfolgung der Zwangsprostitution sowie bessere Hilfsangebote für betroffene Frauen zu fordern.


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Aus der Haft entlassen

Myanmar - Die fünf ehemaligen Studentenführer U Htay Kywe, Ko Ko Gyi, Paw U Tun, Min Zeya und Pyone Cho sind im Januar ohne Anklageerhebung auf freien Fuß gesetzt worden. Ihre Freilassung erfolgte einen Tag vor der Abstimmung im UNO-Sicherheitsrat über eine Resolution der USA. In dieser war ein Appell enthalten, alle politischen Gefangenen freizulassen. Die Volksrepublik China und die Russische Föderation verhinderten die Resolution durch ein Veto.

Eritrea - Zahlreiche Aktionen von ai haben zur Freilassung der Gospelsängerin Helen Berhane im Oktober 2006 beigetragen. Gegen sie lag keine Anklage vor. Zweieinhalb Jahre lang war sie in einem Container in einem Armeelager festgehalten worden. Sie wurde gefoltert, um ihren Glauben zu widerrufen. Berhane ist Mitglied der Minderheiten-Kirche Rema, die in Eritrea verboten ist. Der Gesundheitszustand von Helen Berhane ist aufgrund der Folter nach wie vor schlecht. Wegen schwerer Verletzungen ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen.

Pakistan - Der Brite Mirza Hussain ist nach 18 Jahren wieder frei. 1988 war er bei einem Besuch in Pakistan von einem Taxifahrer mit einer Pistole bedroht worden. Es kam zu einem Handgemenge, bei dem der Fahrer getötet wurde. Hussain wurde später zum Tode verurteilt, die Hinrichtung jedoch mehrmals verschoben, zuletzt im Dezember 2006. Danach wandelte der pakistanische Staatspräsident das Urteil in eine lebenslange Haftstrafe um. Hussain ist nach Großbritannien zurückgekehrt und dankt allen, die sich für ihn eingesetzt haben.


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"Propaganda gegen das System"

Iran - Der Student Kianoosh Sanjari ist Ende Dezember gegen die Zahlung einer hohen Kautionssumme ohne Anklage frei gekommen. Es wird angenommen, dass ihm "Handlungen gegen die staatliche Sicherheit" und "Propaganda gegen das System" zur Last gelegt wurden. Sanjari war festgenommen worden, als er über die Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Anhängern eines schiitischen Geistlichen berichten wollte. Er wurde mit Schlagstöcken geprügelt und in den Trakt 209 des Evin-Gefängnisses gebracht, der dem Geheimdienstministerium untersteht. In seinem Weblog dankt Sanjari allen, die sich für ihn eingesetzt haben, darunter auch ai.


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"Danke für die wunderbare Arbeit"

Kuba - "Vielen Dank für die wunderbare Arbeit, mit der ihr die Freilassung meines Vaters fordert." Mit diesen Worten hat sich Joana Fernández, Tochter des inhaftierten Journalisten Adolfo Fernández Sainz, in einer E-Mail bei ai für die Internetseite bedankt, die den Fall ihres Vaters dokumentiert. "Ich bin sehr beeindruckt von der Mühe, die ihr euch mit der Webseite für meinen Vater gemacht habt. Ich habe sie mir ausgedruckt, um sie ihm bei meinem nächsten Besuch zu zeigen", schrieb sie. Im Rahmen der Kampagne "EinSatz für die Menschenrechte" engagiert sich amnesty international für die Freilassung von Fernández Sainz. Wegen seiner Kritik an Fidel Castro war der 57-Jährige 2003 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Weitere Informationen unter www.amnesty.de/einsatz


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amnesty zeichnet Jennifer López aus

Berlin - Die Schauspielerin Jennifer López hat den "Artists for Amnesty Award" der US-Sektion von ai erhalten. Sie erhielt den Preis für ihr Engagement im Rahmen der weltweiten ai-Kampagne "Hinsehen und Handeln: Gewalt gegen Frauen verhindern". Die Laudatio hielt Dr. José Ramos-Horta, Friedensnobelpreisträger und Premierminister von Ost-Timor. Anlass der Ehrung war die Weltpremiere des Films "Bordertown" auf der "Berlinale". Der Film handelt von der Ermordung von über vierhundert jungen Frauen in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juaréz seit 1993. Viele dieser Morde sind bislang nicht aufgeklärt. Bei der Verleihungen waren auch mehrere Mütter von Mordopfern anwesend, die sich in der Gruppe "Bringt unsere Töchter nach Hause" zusammen geschlossen haben.


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Quelle:
amnesty journal, März 2007, S. 4
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30
E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2007