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AKTION/1814: Briefe gegen das Vergessen, Februar 2015


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Februar 2015

- Sri Lanka - Prageeth Eknaligoda
- China - Ilham Tohti
- Kolumbien - Friedensgemeinde San José De Apartadó



Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


SRI LANKA
Prageeth Eknaligoda

Der sri-lankische Journalist und Karikaturist Prageeth Eknaligoda verschwand am 24. Januar 2010 im Vorfeld der damaligen Präsidentschaftswahlen. Zeugenaussagen zufolge soll ungefähr zum Zeitpunkt seines Verschwindens ein weißer Lieferwagen ohne Kennzeichen vor seinem Haus gesehen worden sein. Prageeth Eknaligoda war für "Lanka-e-News" in der Hauptstadt Colombo tätig und kritisierte die Regierung offen. Vor seinem Verschwinden veröffentlichte er eine Analyse über die beiden Präsidentschaftskandidaten, die zum Vorteil des Oppositionskandidaten ausfiel. Amnesty International befürchtet, dass er wegen seiner journalistischen Arbeit Opfer des Verschwindenlassens wurde.

Seine Ehefrau Sandya Eknaligoda stieß bei der Suche nach ihrem Mann immer wieder auf erhebliche Hindernisse. Nachdem sie das Verschwinden ihres Mannes bei der Polizei gemeldet hatte, weigerte sich diese zwei Wochen lang, in dem Fall zu ermitteln oder eine Anzeige entgegenzunehmen. Der Fall wurde schließlich der Kriminalpolizei in Colombo übergeben, machte jedoch so wenige Fortschritte, dass Sandya Eknaligoda eine offizielle Beschwerde über die Durchführung der Ermittlungen einreichte. Zudem hat sie beim Obersten Gerichtshof in Colombo einen Antrag auf Haftprüfung eingereicht und eine sofortige und umfassende Untersuchung beantragt. Die Polizei hat bisher jedoch wiederholt um Aufschub gebeten.

Als der Fall von Prageeth Eknaligoda im Dezember 2012 gehört wurde, betonte der Vorsitzende Richter, dass die Ermittlungen starke Defizite aufwiesen. Seither hat das Verfahren keine Fortschritte gemacht und die Anhörungen vor Gericht sind immer wieder vertagt worden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den zuständigen Polizeichef, in denen Sie ihn auffordern, umgehend eine umfassende und unparteiische Untersuchung des Verschwindenlassens von Prageeth Eknaligoda in die Wege zu leiten. Dringen Sie darauf, dass die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlicht und die Verantwortlichen in Verfahren, die den internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren entsprechen, vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie in gutem Singhalesisch, Tamilisch, Englisch oder auf Deutsch an:
N. K. Illangakoon
Inspector General of Police (IGP)
New Secretariat
Colombo 1
SRI LANKA
Fax: 00 94 - 112 44 04 40
E-Mail: igp@police.lk
(Anrede: Dear Inspector General / Sehr geehrter Herr Illangakoon)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Demokratischen Sozialistischen Republik Sri Lanka
S. E. Herrn Karunatilaka Amunugama
Niklasstr. 19, 14163 Berlin
Fax: 030 - 80 90 97 57
E-Mail: info@srilanka-botschaft.de


CHINA

Ilham Tohti

Am 23. September 2014 wurde der uigurische Wissenschaftler und Schriftsteller Ilham Tohti in China wegen "Separatismus" zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Professor für Wirtschaftswissenschaften und Gründer der Webseite "Uighur Online" kritisiert seit Jahren den Umgang der chinesischen Regierung mit der uigurischen Minderheit. Das mittlere Volksgericht in Urumqi, der Hauptstadt der Autonomen Uigurischen Region Xinjiang, sprach Tohti zudem lebenslänglich alle politischen Rechte ab und ordnete die Beschlagnahmung seines Besitzes an.

Ilham Tohti war am 15. Januar 2014 in Peking von Sicherheitskräften festgenommen und über fünf Monate lang ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten worden. Ihm wurde zehn Tage lang Nahrung vorenthalten, mehr als 20 Tage lang musste er Fußfesseln tragen. Seinen Rechtsbeiständen wurde der umfassende Zugang zu Beweismitteln verwehrt, außerdem durften sie ihn erst fünf Monate nach seiner Inhaftierung besuchen.

Am 21. November 2014 bestätigte das hohe Volksgericht von Xinjiang die lebenslange Haftstrafe gegen ihn, ohne dass seine Rechtsbeistände bei dem Verfahren anwesend waren. Am 12. Dezember wurde Ilham Tohti in das Gefängnis Nr. 1 der Region Xinjiang verlegt.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den chinesischen Staatspräsidenten und bitten Sie ihn, Ilham Tohti umgehend und bedingungslos freizulassen, da er ein gewaltloser politischer Gefangener ist, der allein wegen der friedlichen Ausübung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung festgehalten wird.

Schreiben Sie in gutem Chinesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
XI Jinping Guojia Zhuxi
The State Council General Office
2 Fuyoujie
Xichengqu, Beijingshi 100017
VOLKSREPUBLIK CHINA
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: 00 86 - 10 62 38 1025
E-Mail: english@mail.gov.cn
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Volksrepublik China
S. E. Herrn SHI Mingde
Märkisches Ufer 54, 10179 Berlin
Fax: 030 - 27 58 82 21


KOLUMBIEN

Friedensgemeinde San José De Apartadó

Die Friedensgemeinde San José de Apartadó setzt sich aus mehreren Ortschaften zusammen, die in der Gemeinde Apartadó im Departamento Antioquia im Nordwesten Kolumbiens liegen. Die Bewohner_innen der Region verteidigen ihr Recht, nicht in den bewaffneten Konflikt zwischen Sicherheitskräften und Paramilitärs auf der einen und Guerillaeinheiten auf der anderen Seite hineingezogen zu werden. Sie verweigern das Tragen von Waffen und liefern keiner der beiden Seiten Informationen oder logistische Unterstützung. Als Gegenleistung verlangt die Friedensgemeinde, dass die an dem bewaffneten Konflikt beteiligten Parteien sich von ihrem Land fernhalten und ihre neutrale Position respektieren.

Am 21. Juli 2014 haben Angehörige der Streitkräfte damit gedroht, gemeinsam mit Paramilitärs die Friedensgemeinde San José de Apartadó zu "vernichten". Am 19. Juli veröffentlichte eine Lokalzeitung Äußerungen eines Militärkommandeurs, der erklärte, man werde mit den Ortschaften in San José de Apartadó "zusammenarbeiten", um verlorengegangene Flächen zurückzuerlangen. Damit spielte er auf die Gebiete der Friedensgemeinde an. Die Bewohner_innen der Friedensgemeinde betrachten dies als weitere Vernichtungsdrohung. Paramilitärs unterhalten nach wie vor Stützpunkte in der Nähe von San José de Apartadó.

Die Friedensgemeinde wurde am 23. März 1997 gegründet. Seither sind mehr als 200 ihrer Bewohner_innen getötet worden oder dem Verschwindenlassen zum Opfer gefallen, weitere Personen wurden bedroht oder sexuell missbraucht.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den kolumbianischen Präsidenten, in denen Sie ihn eindringlich bitten, in Absprache mit den Bewohner_innen der Friedensgemeinde San José de Apartadó umgehend Schutzmaßnahmen für sie einzuleiten. Weisen Sie höflich darauf hin, dass die kolumbianische Zivilbevölkerung das Recht hat, nicht in bewaffnete Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden, und dass dieses Recht auch für die Friedensgemeinde San José de Apartadó gilt. Bitten Sie ihn zudem, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um paramilitärische Gruppen aufzulösen und deren Verbindungen zu den Sicherheitskräften zu zerschlagen.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Señor Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República
Palacio de Nariño, Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Excmo. Sr. Presidente Santos / Dear President Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: 00 57 - 13 37 58 90
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Kolumbien
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Taubenstr. 23, 10117 Berlin
Fax: 030 - 26 39 61 25
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Februar 2015


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