ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-313/2012, AI-Index: MDE 24/083/2012, Datum: 19. Oktober 2012 - we
Syrien
Brüder "verschwunden"
Ohne Kontakt zur Außenwelt in Haft:
Herr YAHIA KA'AKE, 21 Jahre alt
Herr BADR KA'AKE, 25 Jahre alt
Erschossen:
Herr 'ABD AL-GHANI KA'AKE, 18 Jahre alt
Herr AHMAD KA'AKE
Die Brüder Yahia und Badr Ka'ake sind Opfer des Verschwindenlassens geworden. Sie wurden jeweils am 27. August und 29. September an Kontrollpunkten der syrischen Armee in Aleppo, im Norden Syriens, festgenommen. Es besteht Grund zur Sorge um ihre Sicherheit. Zwei ihrer Brüder sind bereits von syrischen Sicherheitskräften getötet worden.
Der Maschinenbaustudent Yahia Ka'ake und sein Bruder Ahmad Ka'ake wurden zuletzt am 29. September an einem Kontrollpunkt der syrischen Armee gesehen, wo sie von uniformierten Armeeangehörigen festgenommen wurden. Es ist nicht bekannt, wo man sie anschließend hinbrachte. Ein Familienangehöriger identifizierte später den Leichnam von Ahmad Ka'ake im Leichenschauhaus des Universitätskrankenhauses in Aleppo. Er gibt an, dass man Ahmad Ka'ake viermal in die Brust und den Unterbauch geschossen habe. Der Leichnam sei zudem aufgedunsen gewesen, weil man ihn nicht gekühlt hatte. Das Krankenhauspersonal bestätigte, dass Ahmad Ka'ake am Tag seiner Festnahme leblos bei ihnen eingeliefert worden war.
Einen Monat zuvor, am 27. August, war Badr Ka'ake am Armeekontrollpunkt Al Manara vermutlich von Angehörigen der syrischen Armee festgenommen worden. ZeugInnen berichteten der Familie der Brüder, dass Armeeangehörige ihm während der Festnahme in den Fuß geschossen haben.
Ein weiterer Bruder, 'Abd al-Ghani Ka'ake, erlitt am 4. Mai in Aleppo tödliche Schussverletzungen, als er Sicherheitskräfte dabei filmte, wie sie Schüsse auf Demonstrierende abfeuerten. ZeugInnen glauben, dass es sich beim Täter um einen Scharfschützen der syrischen Armee handelte.
Trotz wiederholter Nachfrage bei den örtlichen Behörden haben die Familienangehörigen der Brüder von der syrischen Regierung bisher keine Informationen zum Verbleib von Yahia und Badr Ka'ake erhalten. Kürzlich aus der Haft entlassene Häftlinge berichteten ihnen jedoch, dass sich Yahia Ka'ake in Gewahrsam der Staatssicherheitsbehörde befinde. Badr Ka'ake soll im Militärgefängnis des Luftwaffengeheimdienstes am Militärflughafen in Aleppo festgehalten werden. Es ist nicht klar, warum Yahia und Badr Ka'ake inhaftiert und ihre Brüder getötet wurden, ihre Familienangehörigen glauben jedoch, Yahia Ka'ake könnte wegen seines regierungskritischen Aktivismus im Internet festgehalten werden. Dies soll in der Vergangenheit schon einmal der Grund für eine Festnahme gewesen sein.
Yahia Ka'ake wurde am 29. September an einem Kontrollpunkt der syrischen Armee festgenommen. Er war zusammen mit seinem Bruder Ahmad Ka'ake in einem kleinen Bus auf dem Weg nach Hause, in die Randbezirke von Aleppo. Yahia Ka'ake war im Mai 2011 bereits für zwölf Tage inhaftiert gewesen. Man befragte ihn damals zu seiner Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen im Internet. Militärs hielten ihn im Militärgefängnis in Homs und in Abteilung 291 des Militärsicherheitsdienstes in Damaskus fest. Zwei Tage nachdem die beiden Brüder am Kontrollpunkt in Aleppo festgenommen worden waren, fand einer ihrer Angehörigen heraus, dass sich der Leichnam von Ahmad Ka'ake im Universitätskrankenhaus in Aleppo befand.
Badr Ka'ake, ein weiterer Bruder von Yahia und Ahmad Ka'ake, leistete seinen Wehrdienst bei der Armee in Qunaitra. Er wurde nach Dair az-Zur im Osten Syriens versetzt, als dort Konflikte ausbrachen. Am 27. August nahm ihn eine bewaffnete Oppositionsgruppe in Gewahrsam, die ihn jedoch unter der Bedingung freiließ, dass er die Armee verlässt und wieder nach Hause zurückkehrt. Auf dem Heimweg wurde er am Kontrollpunkt Al Manara an der Straße zwischen Aleppo und Riqqa von Männern festgenommen, die vermutlich der syrischen Armee angehörten. Während der Festnahme schoss man ihm in den Fuß.
Der 18-jährige Schüler 'Abd al-Ghani Ka'ake war vor seinem Tod ebenfalls schon einmal festgenommen worden. Laut seiner Familienangehörigen wurde er am 8. September 2011 von Angehörigen des Luftwaffengeheimdienstes festgenommen und für acht Wochen inhaftiert. Zu dieser Zeit war er noch minderjährig. Am 3. November, seinem 18. Geburtstag, ließ man ihn dann wieder frei. Er wurde ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten und in Gewahrsam gefoltert. Weitere Informationen zu seinem Fall finden Sie in dem im August 2012 erschienenen englischsprachigen Bericht: All-out repression: Purging dissent in Aleppo, Syria unter
http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/061/2012/en
FAXE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN
STAATSPRÄSIDENT
Bashar al-Assad
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 963) 11 332 3410 (Bitte sagen Sie "Fax") (Briefe werden derzeit nicht zugestellt. Bitte nur Faxe schicken!)
VERTEIDIGUNGSMINISTER
His Excellency 'Imad al-Fraij
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 963) 11 223 7842 oder
(00 963) 11 666 2460 (Bitte sagen Sie "Fax") (Briefe werden derzeit nicht zugestellt. Bitte nur Faxe schicken!)
AUSSENMINISTER
Walid al-Mu'allim
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Fax: (00 963) 11 214 6253 (Bitte sagen Sie "Fax") (Briefe werden derzeit nicht zugestellt. Bitte nur Faxe schicken!)
BOTSCHAFT DER ARABISCHEN REPUBLIK SYRIEN
Frau Abir Jarf
Geschäftsträgerin a. i., Gesandte - Botschaftsrätin
Rauchstr. 25, 10787 Berlin
Fax: 030-5017 7311
E-Mail: info@syrianembassy.de
press@syrianembassy.de
secretary@syrianembassy.de
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch, Französisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 30. November 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.
Amnesty International liegen zahlreiche Berichte über weitere mutmaßliche Fälle des Verschwindenlassens vor, die dem Fall von Yahia Ka'ake und Badr Ka'ake ähneln und in denen die syrische Regierung den Familienangehörigen keinerlei Informationen über den Verbleib der "verschwundenen" Personen zukommen ließ. In den meisten dieser Fälle sollen die Sicherheitskräfte für die Festnahmen verantwortlich sein. Manche der Gefangenen sind nach einigen Monaten Haft ohne Kontakt zur Außenwelt freigekommen. Andere werden weiterhin vermisst. Weitere Informationen dazu finden Sie im englischen Bericht Kept in the Dark - the murky world of enforced disappearances, online unter
http://www.amnesty.org/en/news/kept-dark-murky-world-enforced-disappearaces-2012-08-28
Amnesty International liegen die Namen von etwa 650 Menschen vor, die seit Beginn der Unruhen in Gewahrsam der syrischen Sicherheitskräfte zu Tode gekommen sind. Weitere englischsprachige Informationen finden Sie in dem Bericht Deadly detention: Deaths in custody amid popular protest in Syria vom 31. August 2011 unter
http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/035/2011/en
Einen Eindruck von den Zuständen in den syrischen Hafteinrichtungen vermittelt der englische Bericht I wanted to die: Syria's torture survivors speak out vom März 2012, online unter:
http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE24/016/2012/en
Besuchen Sie die interaktive Karte "Eyes on Syria" auf der internationalen Webseite: www.eyesonsyria.org. Dort sind Orte eingezeichnet, an denen Berichten zufolge Menschenrechtsverletzungen begangen worden sind. Zudem finden Sie dort Informationen über die weltweiten Aktionen von Amnesty International für Gerechtigkeit in Syrien.
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Quelle:
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UA-Nr: UA-313/2012, AI-Index: MDE 24/083/2012, Datum: 19. Oktober 2012 - we
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Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Oktober 2012