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AKTION/1098: Urgent Action - Sudan - Prominenter Aktivist festgenommen


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-183/2012, AI-Index: AFR 54/027/2012, Datum: 27. Juni 2012 - gs

Sudan
Prominenter Aktivist festgenommen



Herr MAGDI AQASHA, 30 Jahre

Magdi Aqasha, der führende Kopf der bekannten sudanesischen Jugendorganisation Sharara, ist vom Nationalen Sicherheitsdienst festgenommen worden und wird seitdem an einem unbekannten Ort in Haft gehalten. Ihm drohen Folter und andere Misshandlungen.

Magdi Aqasha ist am 27. Juni aus der Haft auf einer Polizeiwache in den Gewahrsam des Nationalen Sicherheitsdienstes des Sudan (National Security Service - NSS) übergeben worden. Zuvor hatte seine Familie eine Geldstrafe bezahlt, um die Haftentlassung ihres Angehörigen aus einer Polizeiwache in der Hauptstadt Khartum zu erwirken. Magdi Aqasha war am 24. Juni in einen Verkehrsunfall verwickelt und wurde noch am Ort des Geschehens festgenommen. Der Unfall hatte sich auf einer Fernstraße ereignet, auf der Magdi Aqasha in seinem Auto unterwegs war. Ihm folgten dort NSS-MitarbeiterInnen auf zwei Motorrädern und in zwei Fahrzeugen. Bei dem Unfall wurde eines der Motorräder beschädigt. Die NSS-MitarbeiterInnen verlangten von der Polizei, Magdi Aqasha festzunehmen, was die Polizei jedoch mit der Begründung, Magdi Aqasha sei nicht der Unfallverursacher, ablehnte. Daraufhin nahmen die NSS-AgentInnen ihrerseits die Festnahme vor, beschlagnahmten das Fahrzeug von Magdi Aqasha und hielten ihn über Nacht fest. Am nächsten Tag wurde Magdi Aqasha auf die Polizeiwache von Nord-Khartum gebracht, wo man ihm mitteilte, er bleibe solange inhaftiert, bis er die Geldstrafe wegen des an dem einen Motorrad verursachten Schadens beglichen habe.

Der 30 Jahre alte Magdi Aqasha ist Vorsitzender und Sprecher der Jugendorganisation Sharara (Jugend für Wandel) sowie Mitglied in der oppositionellen Konferenzpartei (Sudanese Conference Party). Bei den letzten Parlamentswahlen im Sudan hatte er sich um ein Abgeordnetenmandat beworben. Die Familie von Magdi Aqasha vermutet, dass der NISS den jungen Mann wegen des Verdachts festgenommen hat, er sei in die Proteste vom 17. Juni in Khartum verwickelt gewesen, deren TeilnehmerInnen sich gegen die Sparmaßnahmen der Regierung gewandt hatten. Die Proteste waren auch noch auf andere Städte im Land übergesprungen. Der NSS hatte Magdi Aqasha schon vor seiner Teilnahme an friedlichen Demonstrationen mehrfach festgenommen. Vor zwei Monaten war er beispielsweise gemeinsam mit anderen AktivistInnen verhaftet, drei Tage lang ohne Kontakt zur Außenwelt in staatlichem Gewahrsam gehalten und während dieser Zeit von NSS-MitarbeiterInnen geschlagen worden.

Die anhaltenden Unruhen im Sudan und die rücksichtslose Niederschlagung der Proteste durch die sudanesischen Behörden lassen verstärkt befürchten, dass Magdi Aqasha in der Haft gefoltert oder anderweitig misshandelt wird.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Beflügelt durch die Proteste im Nahen Osten und in Nordafrika sind seit Januar 2011 auch im Sudan häufig Menschen auf die Straße gegangen, um den politischen Wandel und eine Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Situation zu fordern. Die sudanesischen Behörden haben vielfach mit Schikanen, Festnahmen und Misshandlungen auf die Proteste reagiert.

Seit der neuesten Welle von Demonstrationen, die am 17. Juni 2012 begann, sind zahlreiche AktivistInnen, BloggerInnen und JournalistInnen festgenommen und inhaftiert worden. Mit diesem Vorgehen versuchen die Behörden, Kritik an der Politik der Regierung und Berichte über die Protestbewegung von vornherein zu unterbinden und gegen Angehörige der Protestbewegung Strafanzeige zu erstatten, was eine Verletzung der Rechte auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit darstellt.

Die Protestbewegung wird von studentischen Aktivistengruppen wie Girifna ("Wir haben es satt") und Sharara ("Jugend für den Wandel") angeführt und hat sich bislang auf die Universitäten in Khartum und den Nachbarstädten Omdurman und Khartum Nord konzentriert. Inzwischen wird aber auch von Demonstrationen an Universitäten in ländlicheren Gebieten berichtet, insbesondere an der Universität Blauer Nil in Damazin, aber auch in Wohngegenden der Hauptstadt Khartum.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie auf, Magdi Aqasha unverzüglich und bedingungslos freizulassen.
  • Bitte stellen Sie sicher, dass Magdi Aqasha weder gefoltert noch in anderer Weise misshandelt wird. Sorgen Sie dafür, dass er regelmäßig sowohl von seiner Familie als auch einem Rechtsbeistand seiner Wahl besucht werden kann.
  • Ich bitte Sie außerdem eindringlich, die Schikanierung von friedlichen AktivistInnen und JournalistInnen umgehend einzustellen und ihren Einsatz für das Recht auf freie Meinungsäußerung zu respektieren, das im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte verbrieft ist. Ich darf Sie daran erinnern, dass der Sudan Vertragsstaat des Pakts ist.

APPELLE AN

PRÄSIDENT
HE Omar Hassan Ahmed Al Bashir
Office of the President
People's Palace
PO Box 281
Khartoum, SUDAN
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
E-Mail: info@sudan.gov.sd

JUSTIZMINISTER
Mohammed Bushara Dousa
Ministry of Justice
PO Box 302
Al Nil Avenue
Khartoum
SUDAN
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)


KOPIEN AN

INNENMINISTER
Ibrahim Mohamed Hamed
Ministry of Interior
PO Box 873
Khartoum, SUDAN
(korrekte Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
E-Mail: mut@isoc.sd

BOTSCHAFT DER REPUBLIK SUDAN
S.E. Herrn Baha'aldin Hanafi Mansour Waheesh
Kurfürstendamm 151
10709 Berlin
Fax: 030-8940 9693
E-Mail: sudaniberlin@hotmail.de oder
poststelle@botschaft-sudan.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 8. August 2012 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Calling on the authorities to immediately and unconditionally release Magdi Aqashi.
  • Urging the Sudanese authorities to ensure that Magdi Aqashi is not subjected to torture or other ill treatment, and that he has regular access to his family and lawyer of his choice.
  • Demanding that Sudan stop the harassment of peaceful activists and journalists, and honour its commitment to freedom of expression as enshrined in the International Covenant on Civil and Political Rights, to which it is a party.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-183/2012, AI-Index: AFR 54/027/2012, Datum: 27. Juni 2012 - gs
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2012