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AKTION/1018: Urgent Action - VR China - Zwei Männer hingerichtet


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-197/2011-1, AI-Index: ASA 17/009/2012, Datum: 16. April 2012 - gs

VR China
Zwei Männer hingerichtet

Weitere Informationen zu UA-197/2011 (ASA 17/028/2011, 23. Juni 2011)



Herr ROBERT SHAN SHIAO-MAY
Herr LIEN SUNG-CHING

Robert Shan Shiao-May aus Hongkong und der Taiwanese Lien Sung-Ching sind am 30. März 2012 auf dem chinesischen Festland hingerichtet worden, nachdem der Oberste Volksgerichtshof in Peking die gegen beide Männer verhängten Todesurteile bestätigt hatte.

Der 54 Jahre alte Robert Shan Shiao-May war am 26. Juni 2009 wegen Drogenhandel sowie illegalem Besitz von Rauschmitteln und Waffen zum Tode verurteilt worden. In demselben Prozess hatte das Gericht auch gegen den 59-jährigen Lien Sung-Ching unter der Anklage der Herstellung und des Handels mit Drogen die Todesstrafe verhängt. Die Rechtsmittel der beiden Männer waren im Dezember 2010 vom Oberen Volksgericht der Provinz Guangdong in Zhuhai abgewiesen worden. Im Dezember 2005 hatten PolizistInnen in Hongkong nach einem entsprechenden Hinweis ihrer KollegInnen auf dem Festland in einem Schiffsterminal zwei Container beschlagnahmt, die angeblich Drogen enthielten und nach Manila weitergeleitet werden sollten. Später teilte ein ranghoher Mitarbeiter des Drogendezernats von Hongkong der Familie von Lien Sung-Ching schriftlich mit, es seien keine Rauschmittel gefunden worden, weshalb man die Container der Besitzerfirma wieder ausgehändigt habe.

Robert Shan Shiao-May und Lien Sung-Ching waren im Dezember 2005 von MitarbeiterInnen des Dezernats für Öffentliche Sicherheit unter der Anschuldigung verhaftet worden, von China aus über Hongkong 192 Kilogramm kristallines Methamphetamin auf die Philippinen geschmuggelt zu haben. Im Berufungsverfahren wies das Volksgericht der Provinz Guangdong das Schreiben des Drogendezernats als Beweismittel zurück, weil es keinen offiziellen Polizeistempel enthielt und die Polizei von Hongkong später erklärte, der Brief sei irrtümlich geschrieben worden. Die Polizei entschuldigte sich dafür bei den Familien der Angeklagten. Die ungeklärten Fragen um den Brief herum begründen ernsthafte Zweifel an den Beweisen, auf deren Grundlage die beiden Männer verurteilt wurden.

Vor seiner Hinrichtung durfte Lien Sung-Ching noch einmal mit seiner Familie zusammentreffen. In der Haft hatte die Familie ihn nach eigenen Angaben nicht besuchen dürfen. Der Rechtsbeistand von Lien Sung-Ching wurde von den Behörden zwar über die Bestätigung des Todesurteils gegen seinen Mandanten durch den Obersten Volksgerichtshof in Kenntnis gesetzt, doch weder der Anwalt noch die Familie des Gefangenen wurden über den Hinrichtungstermin informiert. Vielen Dank allen, die versucht haben, die Hinrichtung von Robert Shan Shiao-May und Lien Sung-Ching zu verhindern.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-197/2011-1, AI-Index: ASA 17/009/2012, Datum: 16. April 2012 - gs
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2012